Herne. . „WAZ öffnet Pforten“: Leser erkundeten das kommunale Gräberfeld. Auf dem im Wald gelegenen Grundstück ruht unter anderem die Familie Heitkamp.

Eine Regenpause erwischten Leser am Dienstag bei ihrer Tour über den Waldfriedhof, die im Rahmen der Aktion „WAZ öffnet Pforten“ organisiert wurde. Pünktlich zu Beginn schaute auch mal die Sonne durch die Wolken und sorgte dafür, dass die Leser ihre mitgebrachten Regenschirme zugeklappt lassen konnten.

Mitten im Emscherbruchgebiet liegt der rund 23 Hektar große Friedhof. Der kommunale Friedhof liegt im Stadtgebiet Herten, gleich hinter der Grenze zu Wanne-Eickel.

Alte, riesige Bäume prägen das Bild

„Um 1900 stiegen die Bevölkerungszahlen so an, dass die bisherigen Gräberfelder nicht mehr ausreichten. Daher wurde der Waldfriedhof im Jahr 1916 von der Stadt Herten gepachtet“, erklärte Hiltrud Buddemeier. Die Sprecherin des BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz) führte die Leser über den eindrucksvollen Waldfriedhof, der seinem Namen alle Ehre macht. Riesige uralte Bäume prägen das Bild des imposanten Grundstücks. Ein ganz besonderes Exemplar, das viele Wanne-Eickeler sicher noch kennen, zeigte Buddemeier den Lesern gleich zu Beginn: Die Wanner Buche. „Hier ist man früher gerne hingegangen, wenn man verliebt war“. Inschriften in der Rinde des Baumes erinnern noch heute daran. Am Fuße der Rotbuche, die deutlich älter als der Friedhof ist, wachsen erdbeerähnliche Früchte. „Die indische Scheinerdbeere breitet sich stark aus und obwohl sie aussieht wie die Sommerfrüchte, schmecken deren Früchte nach nichts“, erklärte die Naturschützerin den Lesern, die nun endlich erfuhren, was auch in ihren Gärten zuhause wuchert.

Vorbei an Grabstätten von Persönlichkeiten wie Manfred Urbanski, letzter Bürgermeister von Wanne-Eickel, ging es schließlich zu einem Mahnmal für Bergleute. Dieses erinnert an bei Unglücken umgekommene Bergmänner, speziell die der Zeche Pluto. Das Mahnmal liegt nah am Hauptweg des Friedhofs. Von dort aus lässt sich die Struktur des Geländes gut überblicken. „Der Friedhof ist ganz gleichmäßig im Sinne von englischen Landschaftsgärten angelegt“, sagte Buddemeier. Bei der Errichtung wurde darauf Wert gelegt, die Trauer der Hinterbliebenen zu achten. Hohe Rhododendronbüsche wurden daher als Sichtschutz angelegt. Erst dahinter befinden sich die Gräber. Am Hauptweg ist keines zu finden.

Frau Buddemeier führte die Gruppe weiter zu einem Gräberfeld, das hingegen schon von weitem zu erkennen ist. Auf dem sogenannten Russenfeld liegen sowohl Soldaten als auch Zivilbevölkerung der im Zweiten Weltkrieg gefallenen Bürger der damaligen UdSSR. Auf einem anderen Ehrenfeld ruhen Gefallene aus beiden Weltkriegen. Auch ein jüdischer Teil ist auf dem Friedhof zu finden.
Die Familie Heitkamp hat ebenso eine große Grabfläche: alle Heitkamps, die auf verschiedenen Herner Friedhöfen zunächst verstreut lagen, ruhen hier nun in einem gemeinsamen Grab. Neben den bedeutenden Ruhestätten ist der Waldfriedhof von einer ökologischen Vielfalt geprägt: Ringelnattern und rund 40 Vogelarten gehören dazu. Eine Besonderheit des Friedhofs, auf dem heute noch vier Stadtgrün-Mitarbeiter beschäftigt sind, sind tiefe Entwässerungsgraben. Durch die bis zu vier Meter tiefen Graben wurde das einstige Moorgebiet trocken gelegt.

Kaum hatten die Leser das Friedhofsgelände nach der Führung verlassen und saßen größtenteils in ihren Autos, brach der nächste Regenschauer vom Himmel.