Herne. . Die Künstlerin umgibt sich in ihren Räumen in Eickel mit einem kreativen Chaos. Sie sammelt allerlei Material und Fundstücke aus der Natur.

Zuerst muss man sich durch einen schmalen Flur fast durchzwängen. An den Wänden hängen filigrane Objekte aus Holz, Papier und Draht. Links steht eine überfüllte Stellage mit Bildern und Objekten. Die ehemalige Etage einer Druckerei ist eine Mischung aus Büro, Wohn- und Arbeitsräumen. Lotte Füllgrabe-Pütz’ Atelierraum ist fast vollständig durch einen großen Tisch ausgefüllt. Darauf stehen Gläser mit unzähligen Pinseln und Stiften, eine Schale mit Kleber und Papiere. Drucke und selbst gestaltete Bücher liegen herum.

An den Wänden hängen Objekte aus Papier und Draht. Erst auf den zweiten Blick erkennt man, dass sich zwischen den dünnen Papieren Dinge verstecken. Kleine puppenartige, kopflose Statuen reihen sich auf der Fensterbank auf. Sie tragen Kleider, deren einzelne Elemente durch Draht verbunden sind. Ein großes Regal ist bis zur Decke mit allen möglichen Dingen angefüllt. „Da sammele ich alles. Aber ich habe gar keine Ordnung in meinen Sachen“, erklärt Lotte Füllgrabe-Pütz selbstkritisch. „Manchmal habe ich das Gefühl, im Chaos zu versinken.“

Zur Kunst ist die studierte Architektin über die Architektur gekommen. Häuser sind für sie eine Art Verpackung für Menschen. Die Einfachheit der Formen, wie sie sich in guter Architektur findet, habe sie bei ihrer Arbeit als Architektin schon immer interessiert. „Ich beobachte gerne die Natur. Wie aus einem ganz kleinen Samenkorn etwas wächst und groß wird“, sagt sie schmunzelnd. Manchmal sitze sie in ihrem Schrebergarten, in dem sie auch Obst und Gemüse anbaut, und schaue den Dingen beim Wachsen zu.

Samen, Blätter und Körner, aber auch andere Fundstücke werden dann in durchsichtige Papiere verpackt und so verhüllt. Manchmal bekommen sie fast etwas Geheimnisvolles. Sie werden aber auch konserviert und erhalten. „Ich mache wenig mit Farbe.“ Ihre Arbeiten wirken eher durch die natürliche Farbigkeit der Dinge. Aus diesen kleinen verpackten Formen entstehen Kleider oder andere Alltagsgegenstände, die mit Draht zusammen gehalten werden. „Die WAZ und der Kleister sind im Augenblick meine Hauptarbeitsmittel“, erzählt Lotte Füllgrabe-Pütz laut lachend.

Viel Austausch über Kunst

Mit ihrem Mann, dem Künstler und Grafiker Erich Füllgrabe, wird oft stundenlang über ihre und seine Kunst geredet. „Aber ich bin nicht so eine Vielarbeiterin“, erklärt sie. Gerne mache sie auch Kunstprojekte mit anderen. Die Arbeit an der Jugendkunstschule, der Volkshochschule oder dem Verein Nachbarn, das mache ihr richtig Spaß. Da könne sie auch andere Menschen unterstützen, ihre eigene Kreativität zu entdecken. Das ist ihr manchmal sogar wichtiger als ihre eigene künstlerische Arbeit.

Lotte Füllgrabe-Pütz ist 1955 in Hagen geboren. Sie hat Architektur studiert und bis 2000 in einem Architekturbüro gearbeitet. Im Fachbereich Kunst der Gesamthochschule Essen war sie als Gasthörerin eingeschrieben.

Die Künstlerin gehört zu den Gründerinnen der Ateliergemeinschaft „Tria Fata“ in Bochum. Sie war Mitorganisatorin der „Projekt Galerie Lygnaß“ und des „Laboartorium“, einem Ort für experimentelle Kunst in Herne. Lotte Füllgrabe-Pütz ist Dozentin der Jugendkunstschule und VHS in Herne.

In den Flottmann-Hallen hat sie 1993 an der Ausstellung „Papier und Figuration“ teilgenommen. 1997 fand ihre Ausstellung „Zeichen und Wunder“ in der VHS-Galerie statt. Für das nächste Jahr ist eine Ausstellung in der Städtischen Galerie geplant.