Herne. . Die Verwaltung in Herne stellte den Stadtumbau in Wanne-Süd vor. Dabei wurden Zweifel an einem Quartierszentrum am Heisterkamp laut.

Weit über zehn Millionen Euro sollen zwischen 2017 und 2027 in den Stadtumbau Wanne-Süd fließen. Am Mittwochabend hat die Verwaltung bei einer Info-Veranstaltung erstmals auch Bürger des Stadtteils ins Boot geholt. Unter den rund 90 Gästen in der Aula des Gymnasiums Eickel wurden auch einige kritische Stimmen laut.

„In Wanne-Süd sind viele Missstände zu erkennen. Diese wollen wir aufgreifen, um gegenzusteuern und den Stadtteil fit zu machen“, sagte Planungsamts-Chef Achim Wixforth zu Beginn des Abends. Seine Kollegin Heidelore Riemer warnte die Bürger aber vor zu hohen Erwartungen: „Stadtumbau ist kein Allheilmittel“, sagte die Stadtmitarbeiterin. In zehn Jahren könne man keinen kompletten strukturellen Wandel herbeiführen.

Die Verbesserung der Lebensqualität und der Rahmenbedingungen seien die Ziele. Nach einer Analyse von Schwächen in Wanne-Süd führte die Stadt einige Maßnahmen an, mit denen das Ziel erreicht werden soll. Einen besonders „intensiven Blick“ wolle die Stadt auf soziale Elemente und auch ökologische Aspekte richten, so Wixforth.

Kritik an Bauordnung

Den stärksten Beifall gab es in der Info-Veranstaltung für eine Attacke, die mit dem Stadtumbau Wanne-Süd nur am Rande zu tun hat: Ein Arzt, der kräftig in seine Praxis investiert hat, berichtete von schlechten Erfahrungen mit der „überbordenden Bürokratie“ der Bauordnung.

Man habe nicht das Gefühl, sagte der Mediziner, dass die Hilfe hier im Vordergrund stehe.

Auf Vorbehalte von Bürgern stieß der Vorschlag, das am Rand des Stadtumbaugebietes gelegene Jugendzentrum Heisterkamp zum Quartierszentrum zu machen. Es gehe nicht um geographische Kriterien, sondern darum, dem Gebiet „ein Gesicht“ zu geben, sagte Achim Wixforth, konnte die Skeptiker damit aber nicht überzeugen. Pfarrer Frank Weyen etwa plädierte dafür, ein Quartierszentrum im Bereich Hauptstraße einzurichten.

Appell des Bezirksbürgermeisters

Wie schwierig es ist, alle Interessen unter einen Hut zu bekommen, dokumentierten zwei weitere Wortbeiträge: Während eine Bürgerin forderte, einen Schwerpunkt auf Wohnraum für Senioren zu setzen, möchte ein anderer Bürger den Fokus vor allem auf junge Familien und Studenten legen. Eine weitere Forderung: Die Stadt müsse nicht nur Maßnahmen auflisten, sondern zunächst „eine Vision“ für Wanne-Süd entwickeln. Eine Art Schlusswort gab es am Ende der 100-minütigen Veranstaltung von Bezirksbürgermeister Martin Kortmann. Er appellierte an die Bürger, sich an dem Prozess zu beteiligen: „Es lohnt sich.“ Man müsse allerdings einen langen Atem haben. Der Mann weiß, wovon er spricht: Zum Start des Stadtumbaus in Wanne-Mitte war Kortmann dort Bezirksvorsteher.

In Sachen Bürgerbeteiligung ist noch Luft nach oben. Vielleicht war die Zurückhaltung „normaler“ Bürger darauf zurückzuführen, dass sich (zu) viele Politiker zu Wort meldeten. Und das, obwohl der Stadtumbau bereits in Ausschüssen und der Bezirksvertretung auf der Tagesordnung stand.

Eine Reihe von Maßnahmen im Blick

Die ersten Maßnahmen fürs Stadtumbauprogramm will die Verwaltung im Detail in einer Sondersitzung der Bezirksvertretung Eickel im November vorstellen. In der Informationsveranstaltung benannte die Stadt aber bereits einige ins Auge gefassten Projekte. Unter anderem sind das:
– Umbau des Jugendzentrums Heisterkamp zum Quartierszentrum.
– Vernetzung und Umgestaltung von Grünanlagen.
– Umgestaltung des Steinplatzes.
– Bau eines Generationenspielplatzes im Sportpark.
– Umgestaltung von Teilen der Kurhausstraße und der Dorneburger Straße.
– Einrichtung eines Stadtteilbüros.
– Beratung von Immobilieneigentümern.
– Förderprogramm zur Umgestaltung von Fassaden, Höfen etc.
– Pilotprojekt Problemhaus Dürer Straße.

Der Zeitplan: Am 19. November tagt der Bezirk Eickel zum Stadtumbau, im Dezember soll der Rat den Stadtumbau formal beschließen. Wenn - wie erwartet - das Land die Maßnahme Ende 2016 bewilligt, sollen 2017 die ersten Fördermitteln fließen. Die Förderquote würde 90 Prozent betragen.