Herne . Kita-Mitarbeiterinnen sind mit Schlichtungsvorschlag nicht zufrieden, Post-Angestellte wollen die Abschiebung in die Tochtergesellschaft verhindern.

„Tarifverträge fallen nicht vom Himmel“ lautet das Motto der bundesweiten Verdi-Aktionswoche - und das bekommen auch Herner Bürger zu spüren. Aktuell befinden sich gleich zwei Berufsgruppen im Tarifkonflikt mit ihren Arbeitgebern und legten ihre Arbeit nieder.

Zum gemeinsamen Protest trafen sich gestern Mitarbeiter der Deutschen Post und Kita-Angestellte vor dem Herner Rathaus, um gemeinsam für neue Tarifverträge zu demonstrieren.

„Wir sind überhaupt nicht zufrieden mit dem Schlichtungsangebot“, sind sich die streikenden Kita-Angestellten einig. Dabei gehe es nicht in erster Linie ums Geld, sondern um die Forderung einer „gleichwertigen Aufwertung“, die nicht berücksichtigt sei. „Ein Sozialarbeiter bekommt zum Beispiel nach Schlichtungsvorschlag weniger als ein Erzieher“, sagt Sabine Nobbe-Putzig, die als Erzieherin in der Mont-Cenis-Straße arbeitet. Man hoffe, dass die Verhandlung noch nicht vorbei sei, habe aber ein ungutes Gefühl, so der allgemeine Tenor vor Ort.

Postler wollen Abwertung verhindern

Bereits 2009 setzte sich Verdi für eine Aufwertung der Kita-Mitarbeiter ein. Der aktuelle Streik sei als zweite Runde zu sehen, so Verdi-Gewerkschaftssekretär Norbert Arndt. „Mit dem aktuellen Vorschlag wären wir unserem Ziel nicht viel näher gekommen. Sollte das Angebot angenommen werden, wird es wahrscheinlich noch einen dritten und vierten Aufschlag in den nächsten Jahren geben.“

Anders als bei den Erziehern gehe es, laut Arndt, bei der Post nicht um eine Aufwertung, sondern um eine Verhinderung der Abwertung. „Viele Post-Beschäftigte sollen in Tochterunternehmen abgeschoben werden. Und das zu schlechteren Tarifbedingungen“, erklärt Arndt den Konflikt. Dort gelte ein anderer Tarifvertrag „für das private Speditions- und Logistikgewerbe“, in dem in allen Arbeitsbereichen - Lohn, Urlaub, Arbeitszeit usw. - Mitarbeiter schlechter gestellt seien.

Unternehmen nennt Streik unverhältnismäßig

Ein weiterer wichtiger Punkt seien die Auszubildenden des Unternehmens, teilte Briefzusteller Jens Waldert mit. „Unsere Azubis sollen alle zum Tochterunternehmen Delivery gehen, keiner wird von der Post übernommen“, so Waldert. „Als einer der größten Ausbildungsbetriebe sollte die Post besonders den jungen Leuten doch eine Perspektive bieten.“

Die Post selbst nennt den Streik unverhältnismäßig. „Wir zahlen mit Abstand die höchsten Löhne in der Branche. Durch veraltete Tarifverträge gab es für jeden Beschäftigten alle zwei Jahre eine automatische Erhöhung, und damit sind wir einfach nicht mehr konkurrenzfähig“, sagt Dieter Pietruck von der Pressestelle der Post. Auch bei Tochter Delivery werde weit mehr als der Mindestlohn gezahlt. „Für Befristete ist Delivery eine Chance auf eine feste Anstellung“, so Pietruck.

In Herne sei die Streikbeteiligung übrigens nicht so hoch wie in anderen Städten. Damit sei auch der Kunde nicht stark betroffen.