Herne. . Der Dannekamp in Wanne-Eickel, eine Siedlung zwischen Emscher und Kanal, hat seinen eigenen Charme. Geschäfte und Verkehr gibt es auf dem Eiland kaum.

Inselbewohnern haftet ja oft ein spezieller Ruf an. Zurecht? Fakt ist: Auch im Nordwesten Wanne-Eickels, zwischen Emscher und Rhein-Herne-Kanal, erstreckt sich eine kleine Insel mit eigenem Charme. „Der Dannekamp ist ein Dorf in der Stadt“, sagt Brigitte Zabel (71), die selbst 25 Jahre lang dort gewohnt hat, und trifft damit den Nagel auf den Kopf.

Denn allein was die Nahversorgung angeht, ist auf dem Dannekamp nicht viel zu holen: ein Discounter, eine Trinkhalle – mehr Einkaufsmöglichkeiten hat das kleine Eiland nicht zu bieten. Und es gibt einen Frisör. Genau dort, im Frisörsalon Rudel auf der Resser Straße, sitzt Brigitte Zabel und lässt sich die Haare schneiden.

Langer Weg in die alte Heimat

Die 71-Jährige wohnt inzwischen in Herne-Mitte, nimmt aber noch immer den Weg auf sich, um sich auf dem Eiland die Haare schneiden zu lassen. „Früher war das hier eine reine Bergbau-Siedlung. Heute hat sich das etwas gemischt“, berichtet sie. Was die Rentnerin meint: Anfang des 20. Jahrhunderts bestimmte die Zeche Unser Fritz 2/3 das Leben in der Siedlung, 1898 begann der großflächige Bau von Koloniehäusern, die den Bergarbeitern der Zeche günstigen Wohnraum bieten sollten. So entstanden in kurzer Zeit über 100 ähnliche Koloniehäuser mit bis zu 300 Quadratmeter großen Gärten, die damals aufgrund der bescheidenen Einkommenssituationen bewirtschaftet wurden (die WAZ berichtete). Heute erzeugen die Gärten auf dem Dannekamp eine ländliche Atmosphäre.

Was wenig städtisch klingt, wirkt tatsächlich wie eine kleine, nur in wenigen Teilen trostlose Oase mitten in Wanne-Eickel. Verlässt man die Dorstener Straße, die sich am Rande über den Dannekamp schlängelt, landet man unentwegt in einer reinen Wohnsiedlung. Verklinkerte Reihenhäuser prägen das Bild in der Steinhausen- oder Fleithe­straße, ein Garten gehört zu nahezu jedem Haus, Verkehr gibt es kaum. Eine Insel eben: Die Parallelen zu Ferienwohnsiedlungen an Nord- oder Ostsee sind in manchen Straßen erstaunlich.

Kundschaft auch von weiter her

Auch Zabels Frisörin Beate Hoffmann (48) hat auf dem Dannekamp gelebt. „Mit 22, zusammen mit meinem ersten Freund. Der war Dannekämper, und das ist er eigentlich auch geblieben.“ Heute kommt sie nur noch beruflich hierher und ist im eher unscheinbaren und nur durch ein verblichenes Schild zu erkennenden Frisörsalon Rudel für das Haupthaar der Dannekämper zuständig: „Natürlich kommen viele Leute von hier zu uns, aber wir haben auch Kundschaft aus Herne und Wanne.“ „Auch aus Recklinghausen“, ergänzt Ladeninhaberin Bärbel Rudel, die den Betrieb trotz der ruhigen Lage mit ihrer Angestellten führen kann. Vor allem ehemalige Bewohner der kleinen Insel seien es, die immer wieder kämen.

Viel Grün und kaum Lärm, jeder scheint jeden zu kennten Beim Feierabend-Bier in der Trinkhalle „Bei Stefan“ ist sogar die Rede von einer eingeschworenen Gemeinschaft, in die man kaum integriert wird. Eben wie auf dem Dorf. Oder auf einer Insel.