Herne. . Die Zeche Unser Fritz war Initialzündung für die Gründung der Siedlung Dannekamp. Es entstanden 105 Koloniehäuser auf 350 000 Quadratmetern.

Die Siedlung Dannekamp gleicht einer Insel. Es ist keine der Glückseligen, aber eine, in der die Menschen gerne wohnen. Wegen des besonderen Charakters, ja Charmes, den diese so typische Ruhrgebietssiedlung auszeichnet. Heinrich Lührig, der Wanner-Eickeler Heimatforscher, hat den Dannekamp, die alte Bergbau-Siedlung im Nordosten von Wanne-Eickel, erkundet.

Lage und Name

Dass viele von der „Insel“ Dannekamp sprechen, ist keine Überraschung, liegt die Siedlung doch zwischen Emscher und Kanal im Norden und Süden sowie den Straßen Wiedehopf im Westen und Recklinghauser Straße im Osten. Sie gehört zum Bezirk Wanne und zum Stadtteil Unser Fritz/Crange. Das Althochdeutsche „dane“ bezeichnet einen tiefer gelegenen Ort, eine Niederung. „Demnach“, so Lühring, „war Dannekamp früher ein Kamp, eine eingefriedete Weide in der Niederung Emscher. Und gäbe es nicht die Pumpwerke, sagt er, „würde der Dannekamp wohl absaufen“.

Geschichte

Die Zeche Unser Fritz, 1871 gegründet und heute als Künstlerzeche weit über die Stadt hinaus bekannt, bildete die Initialzündung für die Bebauung. Weil die Kumpel Wohnraum brauchten, wurden für die Bergarbeiterfamilien Koloniehäuser gebaut. Sie entstanden laut Lührig ab 1898 an der Sternstraße, ab 1901 an der Bruchstraße. Die Reihenhäuser an der Besser Straße folgten ab 1908. So ging es weiter: Die Hauptbauphase mit

weiteren 22 Arbeiterwohnhäusern fand ab 1910 statt — an der heutigen Fleithe-, Steinhausen- und Sternstraße. 1927 schließlich kamen Häuser auch an die Dorstener Straße, für Oberbeamte, also Obersteiger oder Fahrsteiger. Summa Summarum, so Lührig, entstanden im Dannekamp 105 Koloniehäuser auf einer Fläche von 350 000 Quadratmetern.

Die Koloniehäuser

Für die Siedlungshäuser im Dannekamp gibt es laut Lührig acht Variationen an Haustypen bei nahezu identischen Grundrissen, aber mit unterschiedlichen Ziegel-Putz-Fassaden und wechselnden Dachkonstruktionen. Die durchschnittliche Größe pro Wohneinheit: zwischen 60 und 80 Quadratmeter. Typisch auch für diese Bergarbeitersiedlung sind die großen Gärten, teilweise bis zu 300 Quadratmeter, so der Hobby-Historiker. Sie wurden als Wirtschaftsgärten genutzt, „um die damalige Einkommenssituation der Bergarbeiterfamilien zu verbessern“. Im Laufe der Jahre habe sich das Bild zum Teil gewandelt: Viele Ställe für die Kleintierhaltung seien abgerissen und durch Gartenlauben ersetzt worden.

Weitere Bebauung

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Bergarbeitersiedlung um 1950 an den Randgebieten im Westen der Sternstraße sowie an der Fleithestraße um 600 Wohneinheiten erweitert, weiß Lührig. Privatisierungen folgten, etwa durch die Veba, die spätere Viterra oder Annington. Nicht zuletzt seien nach und nach Baulücken im Dannekamp geschlossen worden. Auf diese Weise seien an der Ecke Dorstener- und Steinhausenstraße im Jahre 1989 insgesamt 43 Miet-Reihenhäuser entstanden. Damit nicht genug: Weitere Reihenhäuser seien zuletzt hinzugekommen – in der Straße Im Dannekamp etwa oder an der Wiedehopfstraße.

Nahversorgung/Wirtschaft

Geschäfte gibt es im Dannekamp kaum - um es vorsichtig zu sagen. „Der tägliche Bedarf kann innerhalb der Siedlung nicht abgedeckt werden“, bilanziert Lührig. Immerhin: Es gibt das Friseurgeschäft Rudel an der Fleithestraße, auch ein Kiosk hat wieder auf. Am Rande der Siedlung kann dann eingekauft werden, etwa bei Aldi, gelegen im Gewerbegebiet Resser Straße. Apropos Gewerbegebiet: Errichtet 1980, beheimatet es rund 30 Betriebe, darunter Wohnwagen Zimmermann, Fleischwaren Dilchert oder Sherwood Bogensport.

Einrichtungen

Nach dem Bau eines Gemeindezentrums mit dem Namen „Evangelisches Jugendhaus Dannekamp“ Anfang der 60er Jahre entstand in den 90er Jahren ein Anbau, Folge war eine Umbenennung in „Cranger Arche“. Heute gehört die Kita zum Familienzentrum Wanne Dreieck. Eine Schule gibt es nicht mehr: Die Dannekampschule, eine städtische Gemeinschaftsgrundschule, schloss 2008 ihre Pforten. Die Stadt will das sanierungsbedürftige Gebäude, in dem unter anderem das Gospelprojekt Ruhr und das Theater Kohlenpott Räume bezogen haben, verkaufen. Besonderheit der Insel: „Es gibt eine große Schrebergartendichte“, sagt Lührig. Gemeint sind: drei Kleingartenanlagen auf kleinstem Raum.