Herne. . „Sie haben 47 500 Euro bei der SKL gewonnen.“ Das teilte ein Betrüger einer 60-Jährigen am Telefon mit. Die Frau fiel auf die Masche nicht herein.

Was für eine Freude! „Sie haben 47 500 Euro bei der SKL gewonnen“ – so lautete die frohe Botschaft, die Rosie Krüger (Name von der Redaktion geändert) am Donnerstag per Telefon von „Herrn Bode“ aus München erhielt. Da dieser den Eindruck vermittelte, Detailkenntnisse über frühere Teilnahmen der Holthauserin an der Süddeutschen Klassenlotterie (SKL) zu haben, erschien der 60-Jährigen der Anruf als glaubhaft.

Vor einer „Geldübergabe“ ging ihr am Freitag aber rechtzeitig auf, dass sie offenbar ins Visier besonders dreister Betrüger geraten war.

Telefonnummer notiert

Der „SKL-Mitarbeiter“ kündigte Rosie Krüger am Donnerstag an, dass sie am Freitag darüber informiert werde, wie die Geldübergabe erfolgen werde. Ein Anrufer erklärte ihr dann Freitagmorgen, dass zwei Sicherheitsleute und ein Notar ihr die 47 500 Euro im Geldkoffer überbringen könnten. Sie müsse diesen aber praktisch als Gegenleistung Gutscheine des Internet-Händlers Amazon im Wert von 600 Euro aushändigen. Diese seien beispielsweise im Drogeriemarkt erhältlich. „Da wusste ich, dass etwas nicht stimmt“, sagt Rosie Krüger.

Die Herner Verbraucherzentrale habe ihr geraten, zur Polizei zu gehen und die Presse zu informieren, um auch andere Bürger zu warnen. Auf der Polizeiwache am Rathaus sei ihr am Freitagvormittag gesagt worden, dass eine Anzeige nicht möglich sei, weil sie ja nicht geschädigt worden sei. Anschließend schilderte sie der WAZ den Vorfall – und teilte der Redaktion auch die auf dem Telefondisplay angezeigte und von ihr notierte Nummer des „SKL-Mitarbeiters“ mit.

Unter der Münchener Nummer meldete sich ein Sicherheitsdienst. Sie hätten damit nichts zu tun, bekämen aber häufiger solche Hinweise, sagte ein Mann zur WAZ. Hier bediene sich wohl ein Betrüger der Telefonnummer der Firma, so seine Erklärung.

Ist das technisch überhaupt machbar? Ja, ein solcher Missbrauch sei möglich, teilte die Bundesnetzagentur auf Anfrage mit. Die „aufgesetzte“ Nummer, so der Fachbegriff, werde in der Regel legal genutzt – zum Beispiel von Call-Centern, die im Auftrag eines Unternehmens Kunden anriefen.

Zurück nach Herne: Die Verbraucherzentrale berichtete, dass ihnen jüngst ein ähnlicher Betrugsversuch gemeldet worden sei. Sie empfehle, den Vorfall bei der Bundesnetzagentur zu melden, so Veronika Zoller, Leiterin der Verbraucherzentrale. Die Regelierungsbehörde gehe der Sache nach und könne Geldstrafen in Höhe von bis zu 500 000 Euro verhängen. Grundsätzlich könnten Bürger davon ausgehen, dass ein Gewinn niemals mit „Gegenleistungen“ verbunden seien.

SKL: Geben keine Kundendaten heraus

Fragen wirft das Verhalten der Polizei auf: Hätten die Beamten nicht versuchen können, in Kooperation mit Rosie Krüger eine fingierte Übergabe des „SKL-Gewinns“ zu organisieren? Denn: Zum Zeitpunkt, als die Holthauserin auf der Wache war, konnte der mutmaßliche Betrüger nicht wissen, dass er aufgeflogen war. Grundsätzlich habe die Polizei solche Übergaben natürlich schon gemacht, sagte Polizeisprecher Volker Schütte zur WAZ. Zu diesem Fall könne er aber nichts sagen, weil er zunächst mit den Kollegen der Wache über den Vorgang sprechen müsse.

Eine Erklärung gab am Freitag die in München ansässige Süddeutsche Klassenlotterie (SKL) bzw. deren Rechtsnachfolgerin GKL ab, die von der WAZ über den Vorfall informiert worden war. Auf die Frage, woher Betrüger Daten von (ehemaligen) SKL-Teilnehmern wie der Hernerin Rosie Krüger haben könnten, erklärte Sprecherin Corinna Jankowski, dass sie niemals Daten von Kunden an Dritte weitergegeben hätten. Man verurteile jede Form von Datenmissbrauch und habe großes Interesse an der Aufklärung.