Herne. . 2055 Rumänen und Bulgaren leben zurzeit in Herne. Die Stadt richtete eigens eine Koordinierungsstelle ein. Die Ziele: „Intervention und Integration“.

Die Freizügigkeit von Arbeitnehmern in der EU und die Folgen: Die Zahl der in Herne lebenden Rumänen und Bulgaren steigt weiter an. Das hat Ulrike Sorge von der im März eingerichteten städtischen „Koordinierungsstelle Zuwanderung aus Südosteuropa“ im Sozialausschuss berichtet. Bei der Beschreibung der Auswirkungen bemühte sie ein Zitat des Berlin-Instituts für Bevölkerungsentwicklung: „Armutszuwanderung führt nicht zum Flächenbrand, aber zu einzelnen Brennpunkten.“ Das sei auch in Herne der Fall, so Sorge.

Die nackten Zahlen: Insgesamt 2055 Zuwanderer aus den EU-Ländern Rumänien und Bulgarien hielten sich im Mai offiziell in Herne auf; das entspricht einem Anteil von 1,29 Prozent an der Gesamtbevölkerung. Zum Vergleich: Im Dezember 2013 waren es „nur“ 1139 Rumänen und Bulgaren (0,7 Prozent). In Duisburg (2,24 Prozent) und Gelsenkirchen (1,95 Prozent) ist der Anteil zurzeit wesentlich höher. Die mit Abstand größte Gruppe stellen in Herne die 25- bis 45-Jährigen. „Es gibt eine hohe Fluktuation“, so Ulrike Sorge.

Im Umfeld der von Zuwanderern bewohnten Häuser entstünden häufig Spannungen: „Wir erhalten viele Beschwerden.“ Die Zuzügler seien häufig in prekären Situationen, weil Schlepper und Vermieter ihre Notlage missbrauchten. Durch die Wohnsituation drohten Gesundheitsgefahren; Krankenversicherungen gebe es in der Regel nicht.

Durch „Intervention und Integration“ wolle die Stadt ein möglichst konfliktfreies Miteinander fördern, so Ulrike Sorge. Ein Bündel an Maßnahmen sei bereits eingeleitet werden. So seien unter anderem Arbeitskreise eingerichtet worden, eine „Task-Force“ kümmere sich um Problemhäuser. Weitere Schritte würden Folgen. Ein Netzwerk Gesundheit soll aufgebaut, ein Handlungskonzept erstellt werden. In Herne und Wanne will die Stadt zudem niederschwellige Beratungsstellen für die Zuwanderer einrichten. Diese und weitere Maßnahmen erforderten einen hohen Finanz- und Personalaufwand. „Die Herausforderung betrifft die gesamte Stadtverwaltung“, sagte Ulrike Sorge. Die Stadtmitarbeiterin warnte jedoch davor, die Lage zu dramatisieren: „Wir haben ein Problem, aber davon geht die Welt nicht unter.“

Bleck nimmt Politik in die Pflicht

Im Sozialausschuss gab es viel Lob für die Koordinierungsarbeit, die Ulrike Sorge mit nur einer halben Stelle leistet. Ohne zusätzliche personelle Ressourcen sei die Aufgabe nicht zu bewältigen, sagte Ausschussvorsitzender Volker Bleck. Hier sei auch die Politik gefordert. Henryk Banski (SPD) unterbreitete auch einen Vorschlag: „Das Kulturbüro und das Bildungsbüro sind recht gut ausgestattet.“