Herne. . Der RVR will die Revierparks in eine zentrale Gesellschaft überführen. In Herne gibt es starke Vorbehalte gegen dieses Modell.

Diagnose: Besucherrückgang und Finanznot. Durch die Übertragung des Revierparks Gysenberg und der anderen Revierparks in eine zentrale Betreibergesellschaft will der Regionalverband Ruhr (RVR) Strukturen verschlanken und die Einrichtungen fit machen für die Zukunft. In Herne gibt es nach wie vor Skepsis gegenüber der großen Lösung. Befürchtet wird ein Verlust an Eigenständigkeit und Einfluss. Oder wie es SPD-Fraktions-Chef Frank Dudda formuliert: „Es kann nicht sein, dass wir die Hoheit auch über den letzten Grillplatz im Revierpark verlieren.“

So stellt sich der zu 50 Prozent an den Revierparks beteiligte RVR die Zukunft vor: Herne und die anderen Städte sollen ihre 50-Prozent-Anteile in eine gemeinsame Gesellschaft transferieren. Als Vorteile führt der RVR neben Kosteneinsparungen eine Professionalisierung der Strukturen, Synergieeffekte sowie eine höhere Transparenz und Effizienz an. Beim Entwurf eines Gesellschaftervertrags soll gewährleistet sein, so der RVR, dass die Einflussnahme der Städte als Gesellschafter gesichert bleibt.

In der Herner Politik gibt es erhebliche Vorbehalte. Den Verlust an Eigenständigkeit befürchten sowohl Frank Dudda als auch Thomas Reinke (Grüne) und Thomas Nückel (FDP). Der FDP-Landtagsabgeordnete fordert zudem eine öffentliche Debatte über das Thema in den bürgerschaftlichen Gremien. Die Stadt sollte die möglichen Modelle mit ihren Vor- und Nachteilen vorstellen. Ähnliches forderten bereits die Piraten-AL.

Die Verwaltung sieht sich dazu aktuell aber nicht in der Lage. Es gebe zurzeit zwar einen intensiven Austausch in einer Arbeitsgruppe, so Stadtsprecher Christoph Hüsken. Doch nach wie vor sehe die Stadt viele offene Fragen, die man auch an den RVR übermittelt habe.

Klärungsbedarf macht auch die SPD geltend. Zum Beispiel in der Frage, ob sich die Übertragung „nur“ auf die defizitären Bäder oder auch auf die Parks bezieht. Oder: Welche „Synergieeffekte“ könnten konkret erzielt werden?

Einigkeit herrscht in Politik in einem anderen Punkt: SPD, Grüne und FDP schließen nicht grundsätzlich aus, dass Herne den Revierpark in Eigenregie betreibt. Ob und wie so etwas funktioniert, könnte vielleicht bald im Revierpark Wischlingen zu beobachten sein. Die Stadt Dortmund plant nämlich die Übernahme in die kommunale Trägerschaft. Aus anderen Revierpark-Städten gibt es unterschiedliche Signale. Für Thomas Nückel ist die Hängepartie nicht neu. Seit über zehn Jahren verfolge er die Diskussion. Sein aktueller Eindruck: „Der RVR und die Städte stehen sich gegenüber nach dem Motto: Wer sich zuerst bewegt, wird erschossen.“

Herne hat die meisten Besucher

Der Trend sei leicht rückläufig, doch der Revierpark Gysenberg habe im Vergleich nach wie vor die meisten Besucher, erklärt RVR-Sprecher Jens Hapke. In Zahlen: 426 000 Menschen besuchten 2013 die Einrichtungen des Revierparks; im Jahr 2014 waren es 404 000.

Den jährlichen Zuschuss in Höhe von rund einer Million Euro teilen sich Stadt und RVR. Hinzu kommen Investitionen. Die Höhe des Zuschusses sei vergleichbar mit denen für den Revierpark Vonderort (Oberhausen/Bottrop) und den Revierpark Wischlingen (Dortmund), so Hapke.

Die weiteren vom RVR und den Städten betriebenen Einrichtungen: Revierpark Nienhausen (Gelsenkirchen/Essen) und Revierpark Mattlerbusch (Duisburg) sowie das Freizeitzentrum Kemnade (Bochum/Witten).