Herne. . Der Künstler Gerrit Starczewski organisiert ein Fußballspiel, bei Spieler und Zuschauer hüllenlos sind. Er kämpft für mehr Natürlichkeit im Fußball.

Der Fotograf Gerrit Starczewski will am 6. Juni, 14 Uhr, im Stadion am Schloß Strünkede ein Nackt-Fußballspiel veranstalten. Knapp einen Monat vor dem Kick sprach die WAZ mit dem 28-Jährigen.

Herr Starczewski, Sie wollen in Herne ein Fußball-Spiel organisieren, bei dem alle nackt sind: Spieler, Betreuer, Zuschauer. Wie kommt man auf so eine Idee?

Mit meinem Projekt „Naked Fußball“ möchte ich zum einen die Möglichkeit geben, Fußball auf neue Weise zu erleben: Ich möchte Bilder schaffen, die es zuvor noch nicht gegeben hat. Wie etwa verhält sich der Körper beim Kopfball, beim Dribbling?

Welche Aussage steht hinter der Veranstaltung?

Mein Projekt soll ein Protestspiel gegen die zunehmende Kommerzialisierung im Fußball sein. Stichworte: Fifa, Red Bull Leipzig, Hoffenheim etc. Vieles im Fußball ist nur noch künstlich, dem möchte ich die Nacktheit als ein Symbol für Natürlichkeit und Authentizität entgegensetzen. Die Sehnsucht der Fans nach dem „echten“ Fußball, nach dem natürlichen, wird immer größer werden.

Was bedeutet Nacktheit für Sie persönlich?

Wir kommen nackt auf die Welt. Wir gehen nackt duschen oder in die Sauna. Für mich ist Nacktheit das Natürlichste auf der Welt, sie lässt uns alle gleich sein. Ein Körper ist nur ein Körper und nur die Hülle. Aber viele Leute unterliegen gesellschaftlichen Zwängen, und somit ist für sie die einfache Nacktheit verpönt – aus Scheu vor dem Umfeld. Auch in meinem anderen Nacktprojekt „Naked Heart“ will ich Menschen dieses Gefühl geben: Akzeptiere dich so, wie du bist – und trage es nach außen.

Eine Spur Voyeurismus ist bei der Veranstaltung doch wohl auch im Spiel, oder?

Absolut nicht. Hier geht es um Kunst. Es ist immer einfach zu sagen, dass Menschen, die den Mut haben, zu sich zu stehen und sich zu zeigen, wie sie sind, Voyeure seien. Das sagen aber nur Leute, denen selbst der Mut dazu fehlt, sich so anzunehmen, wie sie sind. Übrigens: Alle Teilnehmer des Projektes vergessen irgendwann, dass sie nackt sind. Und fühlen sich für die Momente frei von allen Sorgen.

Seit Ihrem ersten Aufruf für den Nackt-Kick sind ja schon ein paar Wochen vergangen. Haben sich schon genug Menschen gemeldet, so dass Sie zwei Teams bilden können?

Bisher habe ich etwa 150 Anmeldungen. Wie viele Leute es am Ende werden, kann ich nicht sagen. Es gibt natürlich auch Fake-Anmeldungen. Aber das gehört dazu. Es hat ja auch mit dem Wetter zu tun. Und selbst wenn wir nur 22 Spieler sind, ist das Projekt schone ein voller Erfolg. Ich kann es mir übrigens jedes Jahr vorstellen – als Happening zum Saisonabschluss. Und geben Sie dem Projekt mal fünf Jahre Zeit, sich zu entwickeln, dann reden wir gerne noch mal. Ich bin lediglich der Initiator und kann nur zu dem besonderen Spiel einladen. Daher kann man das Projekt nicht an Teilnehmerzahlen messen.

Sind auch Prominente unter den Spielern?

Wenn ein bekannter Ex-Kicker kommen will, kann er kommen. Das werde ich vorher aber nicht an die große Glocke hängen. Alle sind bei dem Projekt gleich. Das Projekt ist der „Star“ – nicht ein einzelner Promi, der einen auf Trainer machen will. Aber sie können gerne die Herner Jungs Wotan Wilke Möhring oder Joachim Król einladen. Sönke Wortmann hat ja auch aktiv für Westfalia gespielt.