Herne. . In der Alten Druckerei sprach die WDR-Chefredakteurin mit Uwe Knüpfer über das Berufsbild und aktuelle Fragen.

Vor einem Jahr hatte Sonia Seymour Mikich ein Buch mitgebracht in die Alte Druckerei. „Enteignet“ beschreibt die Zumutungen des Medizinbetriebes, die sie am eigenen Körper erfahren musste. Jetzt kam die WDR-Chefredakteurin nach Herne zum Gespräch über ein Thema, über das sie vermutlich tagelang sprechen könnte: „Wozu noch Journalismus?“ Die Zuschauer erlebten Sonia Mikich wie wir sie aus „Monitor“ und anderen Sendungen kennen: als klug, klar und kompromisslos.

Interviewt vom früheren WAZ-Chefredakteur Uwe Knüpfer, kam Sonia Mikich schnell auf den Journalismus zu sprechen, den sie als Chefredakteurin eines öffentlich-rechtlichen Senders vertritt. Den der gründlichen und mutigen Dokumentationen, den zwar nie objektiven, aber abwägenden Journalismus, der seine Quellen wie seinen Sprachgebrauch stets hinterfragt. „Absturz der MH 17“ oder „Abschuss“? Die Wortwahl gebe der Nachricht den entscheidenden Dreh. Auch Bilder bedürften der Überprüfung, wenn sie nicht manipulieren, sondern sich der Wirklichkeit annähern sollten. „Objektivität existiert nicht“, sagt Mikich, wissend, dass sie als erfahrene Frau einen anderen Blick auf die Dinge hat als ein junger männlicher Kollege. „Wir können nicht mehr als Ausschnitte zeigen.“ Diese auch zu bewerten, ist der Journalistin ein Anliegen. Sie versteht sich als .„Teil der Zivilgesellschaft“, „Haltung“ nennt sie das. „Ich mache mich gemein mit unseren Werten.“ Wer nur abbilden wolle, habe den Beruf verfehlt.

Ob saubere Recherche, das schlechte Image der Medien, Internet oder digitale Revolution - zu allen Fragen hat Sonia Mikich eine dezidierte Meinung, die sie auch in der Diskussion mit dem Publikum vertritt, das sich mehrfach einschaltet.

Fast endet der Abend noch mit einer Missstimmung, als Uwe Knüpfer ein Zitat aus ihren feministischen Zeiten anbringt, das Mikich unpassend findet. Man einigt sich, dass es eine Aufforderung zum Regelverstoß gewesen sei, und der sei auch im Journalismus angebracht. Oder wie Mikich es ausdrückt: „Macht es, traut euch, seid mutig.“