Herne. . Auf dem Cranger Kirmesplatz in Herne wurden Statisten für den „Zirkus des Horrors“ gesucht.Eine Tortur für die Untoten.

Sonnenschein ist normalerweise kein Wetter, bei dem Untote aus ihren Gräbern steigen. Dennoch tummelten sich am Samstagabend vor dem rot-gelb gestreiften Zirkuszelt des „Zirkus des Horrors“ auf dem Cranger Kirmesplatz die Zombies, um am Erschreckercasting teilzunehmen. In zerrissenen und blutverschmierten T-Shirts wandelten sie umher und stierten aus blutunterlaufenen Augen. An die 35 Bewerbungen aus dem gesamten Ruhrgebiet hat Pressesprecher Kevin Leppin (23) erhalten. Tatsächlich zum Casting erschienen sind allerdings nur acht. Zwei von ihnen kommen aus Herne.

Mut und Spontaneität erwünscht

Der „Zirkus des Horrors“ der Romanza Circusproduction tourt seit zwei Jahren durch Deutschland. „Bei uns gab es bis vor einigen Jahren ein traditionelles Zirkusprogramm“, sagt Leppin. „Dann haben wir uns nach einer Alternative umgesehen.“ In England und Spanien sei man auf das Gruselkonzept gestoßen. Zwei Jahre lang habe man sich Shows angesehen und Künstler gesucht, um das Konzept in Deutschland zu etablieren. Seit der Premiere im April 2013 habe der Zirkus nach Erfolgen in Städten wie Berlin, Hannover und Köln Kultstatus erreicht.

Für das schaurige Vergnügen benötigt der Zirkus in jeder Stadt Statisten, die die Besucher erschrecken. Aber welche Fähigkeiten muss ein zukünftiger Vampir oder Zombie mitbringen? „Gruselvermögen und passende Kleidung, gespickt mit Spontaneität und etwas schauspielerischem Talent. Die Bewerber müssen extrovertiert und offen sein, schließlich müssen sie auf die Besucher zugehen und sie anbrüllen“, erklärt die Leiterin des Castings, Maike Seubert (51).

Mut und Spontaneität waren dann tatsächlich die wichtigsten Eigenschaften, als die zumeist jungen Bewerber nach einer kurzen Vorstellungsrunde einzeln auf die Bühne gerufen wurden. „Wie würdest du überhaupt nicht gerne sterben?“ Mit dieser Frage von Seubert wurden die Kandidaten sichtlich überrumpelt. Dann ging es darum, die gewählte Todesart nachzuspielen, wobei der Phantasie keine Grenzen gesetzt waren. Ob verbrennen, ersticken, ertrinken, erstochen oder sogar lebendig begraben werden – das gesamte Horrorrepertoire wurde ausgepackt. Dabei war voller Körpereinsatz gefragt. Auch ein Schreitest wurde den Bewerbern abverlangt. Je lauter, desto besser.

Die Kandidaten meisterten die Situation mit Bravur. Ohne zu zögern traten sie auf die Bühne, schrien, rollten mit den Augen und sanken zu Boden. Seubert war sichtlich begeistert: „Sie alle waren sehr gut. Niemand war ängstlich, zurückgezogen oder hat sich geschämt. Ich habe nichts zu meckern.“ Kein Wunder, dass am Ende alle den begehrten Job erhielten und die Besucher ab 24. April das Fürchten lehren dürfen.