Herne. . Autor Norbert Kozicki hat die Begegnung aus dem Jahr 1967 in seinem Buch „Die Kinder von Karl Marx und Coca Cola“ (1990) beschrieben.
„In dieser Wanne sitze ich gerne“: An dieses Zitat von Günter Grass erinnerte sich gestern Norbert Kozicki, als er vom Tod des Schriftstellers erfuhr. Gemeint war der einst bekannte Jazzklub „Jazz Wanne“ in Wanne-Süd, den der Schriftsteller am 17. September 1966 besuchte. Kozicki, früher Bildungsreferent der Falken und lokalgeschichlicher Autor, hat den Besuch Grass’ in seinem Geschichtsbuch „Die Kinder von Karl Marx und Coca Cola“ (1990) erwähnt.
Demnach hatte eine Einladung der Falken Günter Grass in die Aula des Jungengymnasiums Wanne geführt, wo er las, begleitet von der Modern Jazz Group Wanne um den verstorbenen Pianisten Heinz Oelmann, der später berichtete: „Er gab das Stichwort und wir setzten ein: Jazz und Lyrik.“ „Für Grass, den Trommler der Es-Pe-De in den 60er Jahren, standen schon damals originelle künstlerisch ausgerichtete Präsentationsformen im Vordergrund“, schreibt Kozicki. Den 400 meist jugendlichen Wanne-Eickelern habe er, ein Waschbrett schlagend, seine Gedichte ins Ohr geknallt. Von der Zusammenarbeit begeistert, habe Grass dann auch die Einladung in die „Jazz Wanne“ angenommen, wo er mit dem früheren Bundestagsabgeordneten Heinz Westphal musizierte. Kozicki: „Der Abend bei den Wanne-Eickeler Jazzfreunden zog sich bis zum Sonnenaufgang hin. Um sieben Uhr in der Frühe war der persönliche Kontakt hergestellt.“
Fast genau ein Jahr später erhielten die Jazzer einen Anruf aus Berlin. Günter Grass machte sein Versprechen wahr. Er lud den neu gewonnenen Freund Heinz Oelmann und seine Musiker am 11. Oktober 1967 zur SWF-Sendung „Treffpunkt Museum“ ein. Günter Grass las, die „Zwischenmusik“ lieferte die Modern Jazz Group, der Südwestfunk zeichnete die Sendung für seine Reihe „Jazz und Lyrik“ aus.
Mit Günter Grass nahm Kozicki 1989, ein Jahr vor Erscheinen seines Buches, noch einmal Kontakt auf. Grass schrieb zurück, konnte sich aber „nicht deutlich genug für einen genaueren Bericht“ an die Veranstaltung im Jazzklub erinnern. An Jazz und Lyrik habe er gleichwohl kürzlich noch einmal angeknüpft: mit dem Schlagzeuger Günter „Baby“ Sommer aus der DDR, mit Live-Auftritten und Plattenaufnahmen.