Herne. . Ein 20-Jähriger ist auf der Suche nach Spendern und Sponsoren, um den Bewohnern desvon einem Zyklon heimgesuchten Inselstaates Vauatu zu helfen.

Kevin Szostok gibt sich furchtlos. „Mir ist klar, dass ich mein Leben riskiere. Aber das“, sagt der junge Mann mit überzeugter Stimme, „ist es mir wert.“ Der 20-Jährige hat große Pläne: Er will die Bewohner des Inselstaats Vanuatu retten, der Mitte März von einem Zyklon weitgehend zerstört wurde. Sein Plan geht so: Mit einem Kumpel möchte er in den Südpazifik reisen und dann per Motor-Gleitschirm von Inselchen zu Inselchen fliegen. „Viele dort sind abgekapselt von der Außenwelt“, glaubt der Baukauer. „Ich will helfen!“ Dafür wirbt er über das Internet und mit Flyern um Spenden. Doch können einzelne Menschen in so einer Gegend überhaupt etwas Sinnvolles bewegen?

Die Hilfsorganisation World Vision kümmert sich mit 80 Helfern um den Wiederaufbau in Vanuatu und warnt Individualreisende davor, auf eigene Faust in Krisengebiete zu reisen. „Es ist toll, wenn Leute helfen wollen, aber ich sehe große Schwierigkeiten. Die Situation wird unterschätzt“, sagt Medienreferent Dirk Bathe. Wer vor Ort helfen wolle, müsse etwas können: Fachkräfte, Mediziner etwa, seien begehrt – aber auch nur die.

Bathe zieht einen Vergleich zum schweren Erdbeben in Haiti 2010. „Damals kamen viele individuelle Helfer, die im Fernsehen die schrecklichen Bilder gesehen hatten. Sie hatten beste Absichten, haben das Chaos aber nur vergrößert.“ Die unerfahrenen Kräfte hätten wenig bewirkt – „pauschal gesagt stehen sie nur im Weg“.

Spenden sammeln übers Internet

Kevin sitzt vor seinem PC, er trägt eine Sporthose. Ein sportlicher Junge, im Gespräch mit der WAZ wirkt er wie ein netter, smarter Typ. Aber auch etwas chaotisch. Erfahrungen in Krisengebieten hat er nicht. Was will einer, der letztes Jahr erst sein Abi gemacht hat, in einer Katastrophenregion? Vielleicht ist es die Lust am Abenteuer, die ihn treibt. Bald will er zur Bundeswehr. Jetpilot werden.

Die Idee, persönlichen Einsatz über Spenden zu finanzieren, wird aus Sicht von Experten immer beliebter. Crowddonating heißt das Prinzip, im Internet gibt es spezielle Seiten, die sich auf die Vermittlung solcher Spenden ausgerichtet haben. „Sponsoren zu bekommen, ist sehr aufwendig. Große Firmen machen bei so kleinen Projekten eher weniger mit“, sagt Björn Lampe, Projektleiter bei „betterplace.org“, der nach eigenen Angaben größten Online-Spendenplattform Deutschlands. Er schätzt die Erfolgsquote auf durchschnittlich rund 30 Prozent.

Kevin hofft, in ein bis zwei Wochen genug Geld gesammelt zu haben, um sich endlich auf den Weg nach Vanuatu machen zu können. Vielleicht ahnt er, dass nicht jeder begeistert ist von seinem kühnen Plan. „Dass ich mit den Spenden den Flug finanzieren will, könnte einen falschen Eindruck erwecken“, sagt er. „Aber ich bin einfach nicht in der Lage, ihn selbst zu bezahlen.“