Wanne-Eickel. . „Salto Vitale“, das neue Roncalli-Programm, feierte Deutschland-Premiere in Herne. Mit Show, Akrobatik, Klamauk - und manchen Spielen mit dem Publikum.
Dass Roncalli noch nie in Herne war, ist falsch. Regelmäßig kam der Zirkus in die Stadt, im Hauptbahnhof Wanne-Eickel wurde abgeladen, dann ging’s schnurstracks weiter nach – Recklinghausen. Jahrzehnte mussten die Fans warten, dass der bunte Tross auch mal stehen blieb unterwegs. Nun ist es so weit: Zelt und historische Zirkuswagen, verziert mit Gold und Purpur, thronen in der Stadt. Unter dem Mond von Wanne-Eickel, auf Crange, wo sonst.
Bis Sonntag, 29. März, heißt es (fast) täglich Manege frei. „Salto Vitale“, das neue Programm der legendären Zirkus-Truppe, feierte am Donnerstagabend auf dem Kirmesplatz, Heimat der rollenden Zirkus-Stadt, Deutschland-Premiere. Es war eine umjubelte. Zurecht.
Künstler begrüßen die Zuschauer
Denn über Crange weht das Roncalli-Flair. Vor dem Zelt, in der Dämmerung erleuchtet mit tausenden Glühbirnen, begrüßen die Künstler die Besucher. Machen im Vorzelt Spökes mit ihnen, stehen gern für ein Selfie bereit, malen rote Herzen auf Wangen und rote Punkte auf Nasen, überschütten Gäste hinterrücks mit Konfetti oder laden sie zum Mit-Jonglieren ein. Im Pulk spielt die Zirkus-Band Swing, am Rande gibt’s für die, die sich noch schnell stärken wollen, Currywurst aus riesigen, dampfenden Pfannen oder Käsebrote mit Radieschen und, natürlich, Popcorn.
Und wenn es dann endlich los geht unter der Zeltkuppel, wenn es erst mucksmäuschenstill ist und dann plötzlich der Jubel durch die Planen peitscht, wenn die Artisten schwitzen, die Tiere parieren, das Sägemehl in die Höhe spritzt, dann, ja dann ist – Roncalli.
Da zeigen die Gebrüder Csàszàr eine feine Schleuderbrett-Show, animieren Partnerin Cornelia Abràn zu immer mutigeren Höhenflügen mit immer schwierigeren Salti, da präsentieren die Luftmenschen Christophe Gobet und Jean-Rodrique Funke in 15 Metern Höhe atemberaubende Akrobatik, lassen sich unter der Kuppel fallen, drehen sich, ja fliegen, nur mit dem Partner als Sicherung, da zelebriert Romina Micheletty als „Herrin der Ringe“ eine begeisternde Hula-Hoop-Show, immer mehr und immer mehr goldene Reifen schwingt sie scheinbar mühelos im gleißenden Scheinwerferlicht. Gerade mal ein, zwei schwächere Nummern im zweieinhalbstündigen Programm, das ist beste Zirkus-Kost.
Das Publikum, das muss so sein, wird eingebunden. Der fantastische Gabor Vosteen, virtuoser Blockflötist und galanter Komiker, bittet erst mit fünf Flöten, gleichzeitig geblasen, zum Ein-Mann-Konzert, um Zuschauern dann, wahllos ausgewählt, in der Manege Flötentöne beizubringen. Das Publikum johlt.
Promis müssen bei der Premiere dran glauben
Beim Spiel mit den Zuschauern trifft es, zur Freude der Gäste in den oberen Rängen, als erstes die Logen. Und wie das bei Premieren so ist, müssen oft Promis dran glauben. Da schleudert Sergej Maslenikov, Pausenclown im besten Sinne, einen Besen in Richtung OB Horst Schiereck (lässt aber nicht los) oder zwingt die Frau von Sparkassen-Vorstand Antonio Blanquez zur Wassertopf-Jonglage (verstöpselt aber unerkannt den kurz darauf umkippenden Topf). Und Lothar Przybyl, Geschäftsführer der SPD-Fraktion, durfte gar zum Walzer-Tanz in die Manege.
Am Ende hatte der Cranger Kirmesplatz eine neue Sternstunde erlebt. Und wie es sich gehörte, ging über den aufbrechenden Zuschauern der Mond von Wanne-Eickel auf, unter der Kuppel, dazu spielte das Orchester auf, aus der Konserve stimmten dann Friedel Hentsch und die Cyprys ein.