Herne. . Das SPD-Ratsmitglied Peter Worbs war vor 40 Jahren bei der Schließung der Städteehedabei und erinnert sich an Zustandekommen und Namensfindung.

Peter Worbs ist ein Mann der Stunde Null oder der ersten Stunde, wie immer man den Zeitpunkt einer Trauung bezeichnet. In diesem Fall einer Ehe von zwei Städten, die nach langem Hickhack zueinander fanden und sich heute, 40 Jahre danach – wie ein altes Ehepaar – nur noch selten zanken. Worbs ist damals schon Stadtverordneter gewesen und war dabei, als der Vertrag im Zuge der kommunalen Neuordnung 1975 unterzeichnet wurde. Goldene Hochzeit wird zwar erst in zehn Jahren gefeiert, wir wollten aber jetzt schon wissen, wie es um das Ehepaar Herne-Wanne-Eickel bestellt ist.

Herr Worbs, fanden Sie es vor 40 Jahren gut, dass Herne und Wanne-Eickel zusammen gingen?
Peter Worbs: Ich habe mich gefreut. Denn in der Vorgeschichte der Zusammenlegung waren ja viele andere Kombinationen in Betracht gezogen worden. Bochum sollte beispielsweise Herne, Wanne-Eickel, Wattenscheid und Witten zugeschlagen werden. Alle wehrten sich dagegen. Alternativ wurde vorgeschlagen, Herne solle mit Wanne-Eickel, Recklinghausen und Castrop-Rauxel zusammen gehen. Aber Recklinghausen wollte das absolut nicht. Also blieben noch Herne, Wanne-Eickel und Castrop-Rauxel übrig. Daraus wurde dann Herne-Wanne-Eickel. Zwischendurch war auch noch eine Zusammenlegung mit Gelsenkirchen diskutiert worden. Aber man sagte sich: Aus zwei Schwachen macht man keinen Starken.

Ein Problem war am Ende ja auch die Namensgebung.
Ja, jeder wollte damals seinen Stadtnamen beibehalten. Deshalb schlug man sogar in Erwägung, beiden einen Kunstnamen zu geben, Emscherstadt beispielsweise. Doch da spielte die Landesregierung nicht mit. Zum Glück, kann man heute sagen. Der Kompromiss lautete schließlich, dass das ganze zwar Herne heißen sollte, aber alle Hoheitszeichen auf Fahne und Siegel die Wanne-Eickeler Symbole tragen sollten.

Wie sehen Sie die Städteehe aus heutiger Perspektive?
Ich halte sie für eine optimale Lösung. Ich denke, die beiden Städte sind wirklich zusammengewachsen. Ich fühle mich nicht als Wanne-Eickeler, sondern als Herner, habe auch kein Nummernschild mit WAN-Kennzeichen.

Da gibt es aber eine Reihe von Bürgern, die anders denken und fühlen als Sie, patriotischer sozusagen.
Das ist aber längst nicht mehr so angesagt wie kurz nach der kommunalen Neugliederung. Und längst nicht so extrem wie beispielsweise in unserer Nachbarstadt, wo viele Einwohner von Buer immer noch auf keinen Fall zu Gelsenkirchen gehören wollen. Obwohl beide schon seit der Neugliederung von 1926 zusammen sind.



Haben Sie als Wanne-Eickeler den Eindruck, dass Herne manchmal bei den politischen Entscheidungen bevorzugt wird?
Die Stadtverwaltung hat ihren Sitz in Herne, das hat natürlich Ausstrahlungskraft. Man kann aber trotzdem nicht sagen, dass für Wanne-Eickel zu wenig getan wird. Das ist auch optisch erkennbar. Wenn ich sehe, was sich am Buschmannshof, bei Kaufland oder an der Parkanlage mit dem Mondpalast getan hat, kann man nicht sagen, dass Wanne vernachlässigt wird. Auch Eickel kann sich sehen lassen, das Zentrum mit der Hülsmannbrauerei beispielsweise.