Herne. . Vom 3. bis 6. Juni steigen die „Ruhr Games“, die Nachfolgeveranstaltung der „Ruhr Olympiade“. Junge Sportler aus Herne dürften aber kaum vertreten sein.
„Wir machen das klar“, singt Jan Delay in seinem Hit „Klar“. Auch für die „Ruhr Games“, die Nachfolgeveranstaltung der 2012 letztmals ausgetragenen „Ruhr Olympiade“, ist alles klar: Die viertägige Veranstaltung des Regionalverbandes Ruhr (RVR) und des Landes NRW wird vom 3. Juni bis 6. Juni in Essen und einigen anderen Städten über die Bühne gehen – unter anderem mit einem Konzert von Jan Delay auf Zeche Zollverein. Anders als noch bei der Ruhr Olympiade werden sich aus Herne aber wohl nur sehr wenige junge Sportler an diesem neuen Event beteiligen. In der im Herner Stadtsportbund (SSB) organisierten Sportjugend, die sich noch sehr aktiv in die Ruhr Olympiade eingebracht hatte, stößt die Veranstaltung auf Vorbehalte.
Das wurde in der jüngsten Sitzung des Sportausschusses bekannt. CDU-Ratsherr Horst Severin, ebenfalls Mitglied der RVR-Regionalversammlung, wunderte sich darüber, dass kaum Anmeldungen von Herner Jugendmannschaften für die Ruhr Games vorlägen. „Das kann doch nicht im Interesse des Sports sein“, kritisierte der Politiker.
Die Ablehnung der Sportjugend sei darauf zurückzuführen, dass sie mit der Konzeption und der Organisation nicht ganz einverstanden sei, berichtete SSB-Chef Hans Peter Karpinski im Ausschuss. Auch an der Finanzierung stoße man sich: Während die Ruhr Olympiade letztlich an einem Defizit von 80 000 Euro gescheitert sei, hätten die Ruhr Games einen Etat von 2,3 Millionen Euro, so Karpinski (siehe auch unten).
Markus Bitter, Vorsitzender der Herner Sportjugend, erklärte gegenüber der WAZ, dass sich sein Verband mit knapper Mehrheit gegen eine Unterstützung der Ruhr Games ausgesprochen habe. „Die Herangehensweise der Veranstalter war nicht in Ordnung“, so Bitter. Vertreter der Sportjugend hätten zwar an Arbeitskreisen teilgenommen, seien aber stets frustriert zurückgekommen. „Wir hätten gerne geholfen, aber unsere Meinung war dort nicht gefragt.“
Sportpark wird 2021 Austragungsort
Hunderte junge Sportler aus Herne hatte die Sportjugend einst zur Ruhr Olympiade geschickt. Da bei den Ruhr Games der Leistungsgedanke stärker im Vordergrund stehen soll, übernehmen diesmal die einzelnen Fachverbände die Organisation des sportlichen Teils.
Die Herner Sportjugend hätte sich diesmal „nur“ an Jugendcamps beteiligen können, so Markus Bitter. Er schließe aber nicht aus, dass sich die Sportjugend an den nächsten Ruhr Games in zwei Jahren einbringen wird. „Wir haben nichts gegen diese Veranstaltung. Für das Ruhrgebiet kann das zu einer tolle Sache werden.“
Spätestens in sechs Jahren wird Herne übrigens definitiv eine größere Rolle spielen: Herne soll 2021 nämlich eine der offiziellen Ausrichterstädte sein. Im Sportpark Eickel sollen Wettkämpfen stattfinden, so die Pläne.
Auch der HTC-Chef steht „Ruhr Games“ kritisch gegenüber
Die Anmeldefrist für die Jugendmannschaften läuft noch bis Ende März, doch schon jetzt steht fest: Die U-12-Basketballer des Herner TC werden dabei sein – sie haben eine Zusage für die Teilnahme an den „Ruhr Games“.
Der HTC sei vom Basketballverband angeschrieben worden und habe daraufhin dieses gemischte Team aus Mädchen und Jungen gemeldet, berichtet Vereinsvorsitzender Wolfgang Siebert. Der HTC werde wohl noch mehr Jugendteams melden. Weitere Meldungen Herner Jugendteams sind zurzeit nicht bekannt.
Auch Wolfgang Siebert steht der neuen Veranstaltung nicht unkritisch gegenüber. „Ich finde es schade, dass die Ruhr Olympiade eingestellt worden ist“, sagt Siebert. Der Modus für die Anmeldungen – wer zuerst kommt, mahlt zuerst – sei zudem etwas seltsam. Auch an den hohen Kosten stößt er sich. Nicht zuletzt deshalb, weil ein nicht unbeträchtlicher Teil des Etats wohl an Werbeagenturen gehe, sagt Siebert.
Positiv findet der 59-Jährige dagegen die Verbindung von Sport und Kultur: „Vielleicht kann man darüber auch Jugendliche erreichen, die sonst mit Sport nicht so viel zu tun haben“, so Siebert.
Übrigens: Der HTC ist auch über die U 12 hinaus bei den Ruhr Games vertreten – und zwar sehr prominent: HTC-Bundesligaspielerin Emina Karic (23) ist von den Veranstaltern zu einer von insgesamt 14 offiziellen Sportbotschaftern der Ruhr Games benannt worden.
Neues Format kostet rund 2,5 Millionen Euro
2013 hat die Verbandsversammlung des Regionalverbandes Ruhr (RVR) die Einführung des von einer Agentur entwickelten Formats „Ruhr Games“ beschlossen.
Bei der Kooperationsveranstaltung von RVR und Landesregierung werden vom 3. bis 6. Juni an Ruhrgebiets-Sportstätten und an Standorten der Industriekultur mehr als 10 000 Sportler von zwölf bis 18 Jahren erwartet. Zum Programm gehören neben Kernsportarten auch populäre Trend- und Actionsportarten - ergänzt durch ein Kultur- und Rahmenprogramm. Die Kosten liegen bei rund 2,3 Millionen Euro. 1,5 Millionen trägt das Land, den Rest der RVR und Partner.
Es habe einige „kritische Stimmen“ gegeben, räumt Ramea Möller vom Projektmanagement der Ruhr Games ein. Man begrüße das, weil es ein neues Format sei und man sich konstruktiv damit auseinandersetzen könne. Das Feedback werde aber immer positiver. In wie vielen Städten ebenfalls Vorbehalte laut geworden sind, konnte Möller nicht sagen.