Herne. . Zweiter Verhandlungstag im Prozess nach einem Schuss auf einen Polizeibeamten in Herne: Ein beteiligter Beamter spricht von Todesangst.
Schläge, Angst und Schreierei: Im Prozess um den Schuss auf einen Polizisten in Röhlinghausen (die WAZ berichtete) ist am Donnerstag noch einmal die ganze Dramatik spürbar geworden. Einer der beteiligten Polizisten sagte vor Gericht: „Ich hatte Todesangst.“
Drei Beamte hatten sich damals auf den Angeklagten gestürzt. Einer schlug zu, der andere saß oben drauf, der dritte – das spätere Opfer – setzte einen Schlagstock als Hebel ein. Die Pistole hatte keiner gesehen. Dann hatten sich die Ereignisse überschlagen. „Der rechte Arm kam unter dem Oberkörper hervor, dann kam der Knall“, sagte einer der Beamten als Zeuge vor dem Bochumer Schwurgericht.
Waffe war mit Kordel befestigt
Doch auch danach konnten die Polizisten dem Angeklagten die Waffe nicht sofort entreißen. „Sie war mit einer Kordel an seiner Kleidung befestigt“, sagte ein Beamter. Dreimal musste er daran reißen – erst dann war sie ab. „Ich war voll Adrenalin. Ich dachte: Vielleicht schießt der noch mal.“
Als die Waffe außer Reichweite war, konnte der Angeklagte gefesselt werden. „Ich gebe auf. Ich bekomme keine Luft mehr.“ Diese Sätze soll der 47-Jährige zuvor gerufen haben. Um die genauen Abläufe festzuhalten, hatte die Polizei die Situation noch einmal mit einer Polizei-Einsatztrainerin nachgespielt. Einer, der mit dabei war und die Rolle des Angeklagten übernommen hatte, sagte den Richtern: „Ich hatte sogar die Originalwaffe in der Hand.“ Der rechte Arm lag unter seinem Oberkörper, wurde per Schlagstock herausgehebelt. „Danach hätte ich in alle Richtungen schießen können. Das Handgelenk war frei.“
Der Angeklagte machte auch am zweiten Verhandlungstag von seinem Schweigerecht Gebrauch. Nur zweimal meldete er sich zu Wort. Als die beiden Polizisten, die an der Festnahme beteiligt waren, ihre Aussagen beendeten, stand der 47-Jährige auf und sagte: „Es tut mir Leid, was passiert ist. Ich wollte das so nicht.“