Herne. . Im August 2014 hat sich der Verein gegründet. Wenn bei der ambulanten Palliativversorgung Geld fehlt, springt er unbürokratisch ein.
Das Geld war knapp und eine Bahnfahrkarte für den Sohn, der bei Berlin lebt, seit zwei Jahren nicht zu bezahlen. Nun lag die Mutter in einem Herner Pflegeheim im Sterben. Dass sich beide ein letztes Mal sehen konnten, verdanken sie dem Verein „Vielfalt“. „Wir haben dem Sohn eine Fahrkarte gekauft und zwei Übernachtungen bezahlt“, erzählt Anton Preissig, der Vorsitzende des im letzten Jahr gegründeten Vereins, der in Fällen wie diesen unbürokratisch hilft. Anliegen des Herner Palliativarztes und seiner Mitstreiter: „Wir wollen die ambulante palliative Versorgung in Herne, Wanne-Eickel und Castrop-Rauxel fördern.“
Ambulante Palliativversorgung heißt: Begleitung von Schwerkranken, die sich entschieden haben, zu Hause oder im Altenheim zu sterben. Dabei arbeiten Ärzte, Pfleger und ehrenamtliche Helfer Hand in Hand. „Wir glauben fest an die Weiterentwicklung durch die Vielfalt der Angebote“, heißt es auf der Homepage des Vereins. Daher auch sein Name: „Vielfalt“.
30 000 Euro Spenden bis heute
Im August 2014 von sieben Mitgliedern gegründet, freute sich der Verein schon im letzten Jahr über 20 000 Euro Spenden. Die bis Februar eingegangenen Spenden in Höhe von 5000 Euro wurden von einem Sponsor auf 10 000 Euro verdoppelt. Macht insgesamt 30000 Euro in einem halben Jahr.
Finanziert wurde damit neben dem Wiedersehen von Mutter und Sohn zum Beispiel ein „Snoezelen“-Wagen mit diversen Geräten. Der Verein hat ihn dem Seniorenheim „Curanum“ gestiftet, das damit Schwerkranken ein Stückchen Wohlbefinden schenken kann: Entspannungsmusik, Lichteffekte, Vibrationen und sprudelnde Wassersäulen stimulieren die Patienten. Oder: „Es passiert in der ambulanten palliativen Betreuung, dass Kinder aufgefangen werden müssen, weil ihre Mutter stirbt“, nennt Anton Preissig ein weiteres Beispiel. „Wir können dann für eine psychosoziale Betreuung für diese Kinder sorgen. Das ist sonst nicht zu finanzieren.“ Auch wenn z.B. schnell Hilfsmittel angeschafft werden müssen, von denen nicht klar ist, ob die Krankenkasse sie zahlt, springt der Verein ein. Fest steht für Preissig: „Die ambulante Palliativversorgung ist unterfinanziert, das möchten wir ausgleichen.“
Wer seine Angehörigen gut begleitet gesehen hat, spendet gern etwas nach deren Tod, hat der Palliativarzt festgestellt, der im Jahr um 500 todkranke Patienten betreut. Seit einer Weile macht in Praxen und Geschäften außerdem das Sparschwein „Palli-Paula“ auf sich aufmerksam.
Darüber hinaus veranstaltet „Vielfalt“ Fortbildungen zur palliativen Versorgung und hat einen Stammtisch in der Bavaria Alm eingerichtet. Eine Möglichkeit für die in der Palliativpflege Tätigen, sich auszutauschen.