Wanne-Eickel/ Herne. . Zum 1. Juni wechselt Pfarrer Ludger Plümpe von Herne-Süd nach Wanne-Eickel, um dort die zukünftige Gesamtpfarrei aufzubauen und zu leiten.
Immer weniger Gläubige, immer weniger Priester: Die katholische Kirche steckt mitten in einem grundlegenden Veränderungsprozess. Ab 2017 - so zumindest die Vorgabe vom Erzbistum Paderborn - gibt es in Herne und Wanne-Eickel jeweils nur noch eine Gesamtpfarrei. Während Herne sich schon auf einem guten Weg dazu befindet, bleibt in Wanne-Eickel einiges zu tun - auch und gerade für Ludger Plümpe. Noch ist er Pastoralverbundsleiter in Herz-Jesu und St. Konrad in Herne-Süd, zum 1. Juni aber ist er zum Pfarrer von St. Laurentius in Wanne-Eickel und damit zum Leiter der zukünftigen Gesamtpfarrei ernannt worden. Mit ihm sprach WAZ-Redakteurin Gabriele Heimeier.
Haben Sie sich um die neue Aufgabe beworben?
Plümpe: Nein, ich bin angesprochen worden. Die Leidensphase habe ich hinter mir (lacht), aber ich habe mich schon schwer getan. Es ist schon ein Akt, nach 22 Jahren zu wechseln. Ich habe nirgendwo so lange gelebt wie hier. Das schweißt zusammen. Die Herner Gemeinden sind mit den Ehren- und Hauptamtlichen schon auf einem sehr konstruktiven Weg zur Gesamtpfarrei, das hätte ich gerne weiter begleitet. Aber die Signale, die ich zuletzt aus Wanne bekommen habe, machen mir Mut, dass sich dort die Ehrenamtlichen zusammensetzen und die Hauptamtlichen in eine völlig neue Phase einsteigen. Ich gehe mit großer Hoffnung nach Wanne, dass uns Gutes gelingen wird, auch wenn ich weiß, dass es vieler Schritte und Gespräche bedarf und auch Geduld füreinander.
Wo sehen Sie Probleme?
Ich habe in Herne schon einiges von dem Prozess des Zusammenwachsens kennen gelernt. Aber wenn es sich um den Glauben dreht, sind Gefühle im Spiel. Selbst wenn es sich um einen Einzelnen handelt, der das Gefühl hat, dass etwas weggenommen wird, kann alles weg sein. Die Gefahr des Rückschritts ist sehr groß, weil viele emotional betroffen sind. Im Zusammenhang mit meiner neuen Aufgabe habe ich noch einmal über die Vorgaben zur Taufberufung nachgedacht: Was heißt es, dass Gott mich braucht? Was heißt es, Christ zu sein? Ich wünsche jedem Christen, dass er das noch einmal für sich entdeckt und auch, dass er für eine große Gemeinschaft mitverantwortlich ist.
Ist das in den Gemeinden angekommen?
Tja. Hier in Herz Jesu wird wieder ein Priester wohnen, aber mit völligen anderen, übergemeindlichen Aufgaben. Wir müssen damit anfangen, Dinge, die gemeinsam getan werden können, zusammenzulegen, zum Beispiel bei der Kommunionvorbereitung. Auch die kirchlichen Verbände müssen umdenken und beispielsweise andere Formen anbieten.
Was geschieht nach der Gründung der Gesamtpfarrei mit den jetzigen Pastoralverbünden?
Die wird es dann nicht mehr geben. Stattdessen gibt es eine Pfarrei mit neun Gemeinden. Aber es wäre ja ein Witz, wenn wir Gemeinsames aus den Pastoralverbünden wieder aufgäben. Wir werden sowohl in Wanne als auch in Herne erleben, dass Kirche über ihre Ressourcen nachdenken muss, an erster Stelle über die Menschen. Wer kann wohin kommen, wer nicht? Was können wir an Hilfen anbieten? Brauchen wir noch so viele Kirchen und Gemeindehäuser? Wir werden schauen, welche Zusammenarbeit sinnvoll ist. Ich habe mich auch dazu entschlossen, die Pfarrei in Wanne-Eickel zu übernehmen, weil ich nicht nur Mangel und Schrumpfen verwalten möchte. In der Krise müssen neue Akzente gesetzt werden. Wir müssen den Mut haben, weg zu lassen, aber auch Neues zu sagen.
Wie wird sich das auf die kirchlichen Gremien auswirken?
Es gibt nur noch einen Kirchenvorstand mit 16 gewählten Mitgliedern und auch nur noch einen Pfarrgemeinderat. Vermutlich werden dazu Ausschüsse eingerichtet, die Aufgaben vor Ort übernehmen. Wir bemühen uns darum, auch noch hauptamtliche Unterstützung besonders für die Verwaltung zu bekommen. In den nächsten zwei, drei Wochen möchte ich mich in Wanne-Eickel mit den Haupt- und den Ehrenamtlichen treffen und Gespräche führen.
Sie haben sich immer sehr für die Ökumene eingesetzt . . .
. . . das hat gar nicht von Anfang an auf meiner Agenda gestanden. Es kam dazu durch die Zusammenarbeit mit den direkten Nachbargemeinden und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen. Ich bin der Überzeugung, wir sollten nach Gemeinsamkeiten suchen und uns nicht an den Unmöglichkeiten abarbeiten und uns an dem orientieren, was geht. Junge Leute sehen die Unterschiede zwischen katholischer und evangelischer Kirche kaum noch, obwohl es sie gibt.
Zur Person
Ludger Plümpe wurde 1958 in Dortmund geboren, wuchs aber in Castrop-Rauxel auf, wo er auch das Abitur machte.
Geprägt von seinem katholisch orientierten Elternhaus leistete er seinen Zivildienst im damaligen Dekanatsbüro in Castrop ab.
In dieser Zeit reifte der Entschluss, Priester zu werden. Er studierte in Paderborn und München und wurde 1985 zum Priester geweiht.
Nach Stationen in Brilon im Sauerland und im Umland von Paderborn, kam er 1992 nach Herne-Süd in die Gemeinde Herz-Jesu - zurück ins Ruhrgebiet, was er sich gewünscht hatte.
Wenn ihn nicht kirchliche Themen beschäftigen, wandert und schwimmt er gerne.