Herne. . Das Börniger Pestkreuz erhält eine Hinweistafel. Hobbyhistoriker Gerd E. Schug (75) gab den Anstoß zur Würdigung des bedeutenden Denkmals.
Was hat es eigentlich mit dem Pestkreuz in Börnig auf sich? Welche Geschichte „erzählt“ dieses hölzerne Denkmal? Das hat sich schon so mancher Radfahrer und Spaziergänger im Bereich „An der Linde“ gefragt. Und längst nicht alle Anwohnern kennen der Hintergrund. Das wird sich in Kürze ändern – dank eines Vorstoßes von Gerd E. Schug. Auf Anregung des Rentners und Hobby-Historikers hat die Bezirksvertretung Sodingen einstimmig beschlossen, dass die Stadt eine Info-Tafel am Standort des Holzkreuzes aufstellt.
Laut Internet gibt es bundesweit nur fünf Pestkreuze. „Doch das Kreuz in Herne hat nicht mal ein Hinweisschild“, sagt Gerd E. Schug. Deshalb sei es höchste Zeit gewesen, ähnlich wie in Castrop eine entsprechende Tafel anzubringen, so der 75-Jährige.
An die Pest von 1636 erinnert das Kreuz. Dem „schwarzen Tod“ fiel damals die Hälfte der Bewohner der damaligen Bauernschaft Börnig zum Opfer. Wie viele Menschen an der Pest konkret verstorben sind, ist nicht überliefert. 1637 wurde das Gelübde abgelegt, das „Bookenkreuz“ am Weg nach Castrop zu errichten. Booken ist plattdeutsch und steht für Pocken, also für die Pest.
Außerdem sollte jährlich aus Dankbarkeit eine Prozession zu diesem Ort durchgeführt werden, so das Gelübde. Ein Brauch, der mit einigen Unterbrechungen, nach einem mehrfachen Austausch des schlichten Holzkreuzes und einem Wechsel des Standorts noch heute gepflegt wird: Das Pestkreuz ist eine Station auf dem Weg der Fronleichnamsprozession in Börnig.
Wie kaum ein Zweiter kennt Gerd E. Schug Geschichte und Hintergrund des Pestkreuzes. Für den Eigenbedarf hat der frühere Leiter des Einkaufs eines großen Unternehmens eine Aufarbeitung mit Quellen und Dokumenten über „Die Pestkreuze von Alt St. Lambertus in Castrop“ erstellt.
Archive von Kirchengemeinden, Behörden und dem Emschertalmuseum hat er dafür durchforstet. Auch Josef Dorlöchter – „ein wandelndes Heimatlexikon“ – habe ihm wertvolle Hinweise geliefert, berichtet er. Bei seiner Recherche wurde Gerd E. Schug aber nicht nur durch seinen Ehrgeiz als Hobby-Historiker beflügelt, sondern auch durch ein sehr persönliches Erlebnis. Ein gemeinsamer Spaziergang mit einer „stolzen Börnigerin“ habe ihn am 13. Juli 1959 erstmals zum Pestkreuz geführt, erzählt er. Diese „stolze Börnigerin“ sei kurz darauf mit ihm den Bund des Lebens eingegangen. Nach dem Tod der geliebten Gattin am 14. November 2013 erstellte Gerd E. Schug das Buch über die Pestkreuze. In einem berührenden Vorwort widmete er es seiner „lieben Ehefrau Grete“.
Nicht die einzige historische Aufarbeitung des gebürtigen Herners: Insgesamt 24 Bücher hat er bereits zusammengestellt und geschrieben. Angefangen habe es mit der Ahnenforschung, sagt Gerd E. Schug. Aktuell in Arbeit: ein Werk über romanische Taufsteine sowie eine Spurensuche zur Literatur in Ostwestfalen.