Seit Jahren drängt die Feuerwehr auf eine neue Unterkunft in Baukau. Nun kommt Bewegung in die Sache. Kann der Mitgliederschwund aufgehalten werden?
Es ist trist, und es ist zu klein: Seit Jahren kritisiert die Feuerwehr die Unterbringung der beiden Freiwilligen-Löschzüge Mitte und Süd in einem Garagenhof an der Germanenstraße in Baukau. Nun hat sich der Oberbürgermeister persönlich in die Debatte eingeschaltet. Horst Schiereck stellt der Feuerwehr einen Umzug in Aussicht. Bei der Jahreshauptversammlung des Stadtfeuerwehrverbandes im Volkshaus Röhlinghausen sagte er unlängst: „Ein neues Gerätehaus ist in der Planungsphase und soll bei gesicherter Finanzierung der Mietkosten bis 2016 bezugsfertig sein.“
Für 40 Leute eine Toilette
Schiereck zufolge strebt die Kommune eine Zusammenarbeit mit dem Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) an, der als Bauherr und Vermieter mit den Löschzügen auf ein neues Gelände ziehen wolle. Was nach einer guten Nachricht für die Brandschützer klingt, ist bei genauerer Betrachtung jedoch vage. Die Stadt wollte die Ankündigung auf Nachfrage nicht weiter kommentieren – die Planungen seien noch gar nicht abgeschlossen. Auch der Vorsitzende des Stadtfeuerwehrverbandes, Arne Begrich, äußerte sich zurückhaltend: „Das muss alles erstmal durch die Gremien.“ Dabei hatte sein Vorgänger Jürgen Schomäker bereits vor einem Jahr in der WAZ vehement für einen schnellen Umzug plädiert: „Für 40 Leute eine Toilette und eine Dusche, umziehen muss man sich im Flur. Wer will denn da seine Freizeit verbringen?“
Dass viele Brandschützer auf einen Neubau pochen, hat Gründe: Der Herner Feuerwehr laufen die Mitglieder weg. Um einsatzfähig zu bleiben, so die Überzeugung, müssen gerade die Freiwilligen-Löschzüge neue Leute gewinnen und ihnen etwas bieten. „In den neun Löschzügen sind heute nur noch 180 Männer und Frauen aktiv. Im Feuerwehrbedarfsplan sind aber 250 vorgesehen“, sagt die stellvertretende Wehr-Leiterin Katharina Timm. „Bisher haben wir noch jeden Einsatz leisten können. Aber die Last für jeden einzelnen wird immer größer. Ich sehe die Gefahr, dass immer mehr einknicken, weil sie sagen: Ich schaffe das nicht mehr“, so Arne Begrich.
Durch eine neue Unterkunft für zwei Löschzüge allein wird die Feuerwehr ihre Probleme indes nicht lösen. Ein Ansatz besteht darin, mehr Migranten und Frauen für den Dienst zu gewinnen. Die Voraussetzungen sind hoch: „Wir brauchen Menschen, die flüssig Deutsch sprechen und schreiben, körperlich fit sind und bereit, ohne Bezahlung die Hälfte ihrer Freizeit zu opfern. Das schränkt die Zahl der Kandidaten ein“, sagt Timm, die nebenbei im Auftrag der Landesregierung als Leiterin eines Arbeitskreises das öffentliche Ansehen ihres Berufsstandes untersucht.
Immerhin: Die Herner Verantwortlichen aus Politik und Verwaltung haben die Bedeutung des Problems erkannt, glaubt der Stadtfeuerwehrverband. Horst Schiereck sagte bei dem Treffen am Freitag im Volkshaus Röhlinghausen: „Ich selbst weiß nur zu gut, dass nur eine starke Feuerwehr die Herner Bürger schützen und retten kann.“ Begrich später: „Seine Rede ging in die richtige Richtung.“