Herne. . Sascha Dewender ist neuer Direktor des Arbeitsgerichts Herne. Der gebürtige Bochumer ist „schnell angekommen“ an seiner neuen Wirkungsstätte.
Der Schreibtisch ist noch leer, doch das wird sich in den kommenden Tagen und Wochen mit Sicherheit ändern - wenn Sascha Dewender in seine Akten einsteigt und die Verfahren der 4. Kammer des Herner Arbeitsgerichts führt. Der promovierte Jurist (40) ist neuer Direktor des Arbeitsgerichts, das Landesarbeitsgericht Hamm ernannte ihn Ende Januar.
„Ich bin sehr gerne hierher gekommen“, sagt Dewender im Gespräch mit der WAZ-Redaktion. Einerseits, weil er vor acht Jahren für neun Monate in Herne als Proberichter gearbeitet hat und nur die besten Erinnerungen an diese Zeit habe. Dewender: „Es ist alles sehr vertraut. Vom Gefühl her bin ich schnell angekommen.“ Andererseits, weil er als gebürtiger Bochumer ein echtes Kind des Ruhrgebiets sei, deshalb einen leichten Zugang zu der Mentalität habe und sich in die Gefühlslage der Menschen versetzen könne.
Vergleiche in 60 Prozent der Fälle
Er sei sich sehr bewusst, dass für die Betroffenen - sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitnehmer - beim Gang vor das Arbeitsgericht viel auf dem Spiel stehe, dass es um existenzielle Fragen gehe. Auch wenn die Zahl der Vollzeitjobs in der vergangenen Jahren geschrumpft sei, vor dem Arbeitsgericht mache sie immer noch die Hauptgruppe bei den Auseinandersetzungen aus. Vor diesem Hintergrund sei es wichtig, „schnell und präzise“ zu entscheiden, so Dewender. Es dauere zwei bis vier Wochen zum Gütetermin, zwei bis drei Monate später sei der Kammertermin anberaumt. Interessant: In weniger als zehn Prozent der Fälle spricht das Arbeitsgericht ein Urteil, in etwa 60 Prozent finden die Parteien zu einem Vergleich. In vielen Fällen fänden beide Seiten allein nicht die Lösung für einen Streit, das Arbeitsgericht weise als neutrale Instanz den Weg dorthin. Aber: „Manche Auseinandersetzungen müssen einfach entschieden werden.“
Zahl der Fälle ist stabil
Dewender ist nun Kopf des drittgrößten Arbeitsgerichts im Landesarbeitsgerichts-Bezirks Hamm - nach Dortmund und Bielefeld. In fünf Kammern wird Recht gesprochen, eine sechste kann bei Bedarf hinzukommen. Zurzeit sei die Situation stabil, soll heißen: Die Richter werden nicht von einer Flut von Verfahren überrollt. „Arbeitsgerichte sind konjunkturabhängig“, erklärt Dewender. Wenn die wirtschaftliche Entwicklung ordentlich sei, hätten die Arbeitsgerichte weniger Arbeit. „In Krisenzeiten kann die Zahl der Fälle, mit etwas Zeitverzögerung, um 20 Prozent nach oben springen.“
Auch deshalb sei es für ihn wichtig, ein gutes Vertrauensverhältnis mit Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden zu pflegen, um Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt mit zu begleiten. Dewender glaubt, dass die jüngste Entwicklung in der Gesetzgebung die Richter an der Schillerstraße in Zukunft nicht so stark beschäftigen werde: Viele Arbeitgeber hätten sich auf die Einführung des Mindestlohns vorbereitet.