Die ungeliebte Ehe, vielfach nicht einmal als Vernunftehe denn als Zwangsheirat betrachtet, sie hatte keinen guten Start. „Es sind Fehler gemacht worden“, sagt auch Hernes Stadtarchivar, Jürgen Hagen. So hatte Herne nichts Eiligeres zu tun, als die Ortsschilder auszutauschen und den Namen Wanne-Eickel zu tilgen - was dann allerdings später bedingt wieder geändert wurde. Es sollte in den Folgejahren nicht die einzige Instinktlosigkeit bleiben, mit der die Wanne-Eickeler Seele malträtiert wurde - selbst wenn die Stadt Herne sie gar nicht zu verantworten hatte. Schlimmstes Beispiel: die Degradierung durch die Post zu Herne 2 (hat sich erst durch die fünfstelligen Postleitzahlen nach der Wiedervereinigung erledigt). Es folgten: Pläne der Bahn, den Wanne-Eickeler Hauptbahnhof herabzustufen (gescheitert); der Abzug von öffentlichen Einrichtungen: Finanzamt (gelungen), Amtsgericht (gescheitert). Und auch eine Zeitungsredaktion gibt es in Wanne-Eickel nicht mehr.
Auf das Konto der Stadt gehen dagegen die Schreiben an Wanne-Eickeler Bürger, doch mit der symbolischen Finanzierung von Pflastersteinen zur Aufhübschung des Herner Boulevards beizutragen - während sich die Wanner den Niedergang ihrer Fußgängerzone ansehen mussten. Und dann packte die Stadt auch noch an ein absolutes Tabu und warb auf Plakaten für die Cranger Kirmes mit dem Zusatz „in Herne“. Als i-Tüpfelchen kam durch das Land der Bau einer Klinik für den Maßregelvollzug in Wanne-Eickel dazu. Der stieß aber auch in Herne auf Widerstand.
„Die Krux dieser Stadt ist, dass sie kein gemeinsames Zentrum hat“, sagt Jürgen Seppmann. „Dort wo das Zentrum der Stadt liegt, ist ein Autobahnkreuz.“ So stellte sich bei vielen Wannern das Gefühl ein, dass zwar östlich der Autobahn, in Alt-Herne, investiert wurde, nicht aber westlich, in Wanne-Eickel. Das lässt sich so aber zumindest in den letzten Jahren nicht halten.