Wanne. . Jens Rohlfing, Vorstand der Werbegemeinschaft Wanne-Mitte, fordert einen Quartiersmanager für alle Stadtteile. Der Stadtumbau Wanne müsse weitergehen.

Vor wenigen Wochen wurde der Stadtumbau in Wanne offiziell beendet. Jens Rohlfing, Vorstand der Werbegemeinschaft Wanne-Mitte, zieht ein zwiespältiges Fazit. Im Gespräch mit WAZ-Redakteur Tobias Bolsmann erläutert er seine Sicht auf den Umbau und blickt in die Zukunft.

Der Stadtumbau unter dem Titel „jetzt Wanne“ ist abgeschlossen. Dann ist doch alles gut, oder?

Rohlfing: Mitnichten! Es wurden viele Steine bewegt, viel Geld in die Hand genommen für dringend notwendige Reparaturen und Investitionen in die Infrastruktur. Doch baulich abgeschlossen ist der Umbau nicht. Man kann sehen, dass an einigen Stellen nachgesteuert werden muss.

Inwiefern?

Schauen Sie sich Bänke, Papierkörbe und Fahrradständer auf der Hauptstraße an: Die wurden teilweise weggenommen, wo sie hingehören und aufgestellt, wo sie keinen Sinn machen. Wenn die Folge davon ist, dass der Müll auf der Straße liegt, ist das für mich als Kaufmann ein Problem, weil es das Erscheinungsbild verschlechtert.

Aber Sie wollen doch wohl nicht sagen, dass der Stadtumbau wegen Fahrradständern und Bänken ein Misserfolg ist. . .

Nein, das hässliche Parkhaus ist verschwunden, der Glückaufplatz ansprechend gestaltet. Auf der Positivseite steht auch der Mittwochsmarkt am Buschmannshof und der Bau des Rheumazentrums.

Sie haben Kaufland vergessen.

Kaufland ist nicht der erhoffte Heilsbringer. Dabei handelt es sich um ein Einkaufszentrum mit einem Eigenleben. Wenn überhaupt, wird es Impulse nur für die unmittelbare Umgebung bringen. Aber der Stadtumbau ist nicht der große Wurf, der blühende Landschaften in Wanne gebracht hätte. Der Umbau und die Investitionen waren längst überfällig. Man muss schlicht und einfach feststellen, dass es Stadtteile gibt, in denen viel zu lange nichts gemacht worden ist und die benachteiligt worden sind.

Aber jetzt ist doch was gemacht worden. Und mehr als neue Papierkörbe. . .

Das mag ja sein, und ein neues Straßenpflaster ist auch wichtig, aber davon wird nicht mehr Kaufkraft geschaffen. Es gibt einfach keinen Plan, wie die Infrastruktur nachhaltig genutzt wird. Das Ergebnis sind die Leerstände, die Sie hier überall sehen.

Die Stadt kann doch nicht selbst die Leerstände beseitigen.

Selbstverständlich nicht, aber eine Kommune hat eine besondere Fürsorgepflicht, die Nahversorgung für die Bürger aufrecht zu erhalten. Da vermisse ich Unterstützung für den Einzelhandel. Wir erfahren bedingt Hilfe von Stadtmarketing, von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft erleben wir wenig. Man muss Leerständen entgegenwirken, es ist immer preiswerter, bestehende Strukturen zu erhalten als neue aufzubauen. Wenn man es Immobilien-Eigentümern überlässt, den Markt alleine zu regeln, führt das zu Problemen wie beim Hertie-Haus.

Haben Sie denn einen Vorschlag, wie der Erhalt gestemmt werden kann?

Ja! Ich schlage einen Quartiersmanager vor und zwar für alle Stadtteile. In Gelsenkirchen gibt es zum Beispiel die City Initiative Gelsenkirchen als ein mögliches Vorbild.

Dann geben Sie uns mal eine Stellenbeschreibung.

Es sollte jemand sein, der sich mit der Vermarktung von Immobilien bestens auskennt, ein absoluter Profi also. Es sollte jemand sein, der hungrig ist und vielleicht neue Ideen mitbringt. Er könnte zum Beispiel an festen Tagen in festen Stadtteilen anwesend sein.

Stellt sich die Frage: Wer soll das bezahlen?

Da sind selbstverständlich als allererstes die Immobilienbesitzer gefragt, aber für mich ist so etwas auch eine ureigene Aufgabe der Wirtschaftsförderung und der Industrie- und Handelskammer. Die ist Dienstleister für die Kaufleute. Wir müssen Geld für Dinge ausgeben, die die Stadtteile mit Leben füllen. Der Stadtumbau hat für mich erst angefangen, wir dürfen jetzt auf keinen Fall aufhören.