Herne. . Herne verfügt über ein dichtes Nahversorgungsnetz. „Weiße Flecken“ gibt es trotzdem. Neue Lücken drohen durch einen aktuellen Trend bei Discountern.
Das Nahversorgungsnetz in Herne ist gut. Zu diesem Ergebnis kommt die Verwaltung angesichts von 20 Vollsortimentern und 29 Discountern im Stadtgebiet. Einige „weiße Flecken“ gebe es aber sehr wohl, wie Achim Wixforth (Fachbereich Stadtplanung) und Rainer Overath (Stadtentwicklungsgesellschaft) im Gespräch mit der WAZ berichten.
Ein fußläufig erreichbarer Lebensmittelmarkt oder Discounter wäre in Herne-Süd und Constantin sowie in der Hannover-Siedlung in Eickel wünschenswert. Die Fußläufigkeit ist nach Definition der Stadt in einem Radius von 700 Metern gegeben. Im Bezirk Wanne haben SPD und CDU zudem auf die fehlende Nahversorgung in Bickern/Baukau-West hingewiesen und die Stadt um Prüfung gebeten.
Die Verwaltung schließt nicht aus, dass es in Zukunft neue Lücken entstehen könnten. „Bei den Discountern geht der Trend zur Großflächigkeit“, sagt Achim Wixforth, Leiter des Fachbereichs Stadtplanung. „1000plus“ laute das Stichwort. Heißt: Aldi, Lidl & Co. setzten zunehmend auf Filialen mit 1000 Quadratmetern Verkaufsfläche und damit auf ein größeres Sortiment sowie mehr Komfort. Die bisherigen Discounter haben eine Verkaufsfläche von ca. 800 Quadratmetern.
In Bochum sei der Trend „1000plus“ bereits angekommen, in Herne nicht, so Wixforth. Es sei nicht auszuschließen, dass im Zuge dieser Entwicklung kleinere Discounterfilialen auch in Herne schließen könnten. Konkrete Signale gebe es aber nicht.
Regelmäßige Kontakte zu Märkten/Discountern hat die Stadt im „Konsultationskreis Einzelhandel“. Und: Der vom Rat beschlossene „Masterplan Einzelhandel“ setzt den Rahmen, was wünschenswert ist und was nicht.
Bei den aktuellen Lücken stehen die Chancen auf Neuansiedlungen eher schlecht. In Constantin fehlen sowohl geeignete Flächen als auch potenzielle Kunden. Hintergrund: Als eine Voraussetzung zur Ansiedlung eines Discounters oder Vollsortimenters gilt ein Einzugsgebiet mit mindestens 5000 Einwohnern. In Constantin leben aber „nur“ rund 3000 Menschen. In Herne-Süd gibt es zwar genug potenzielle Kunden, aber keinen geeigneten Standort. Das hat das Pilotprojekt von Stadt und Wohnungsunternehmen zur Quartierentwicklung ergeben. Auch im Bereich der Siedlung Hannover sieht die Verwaltung mangels geeigneter Fläche keine Perspektiven.
Immerhin wird es in naher Zukunft zwei weitere Neueröffnungen geben. So entsteht an der Eickeler Straße ein Edeka-Markt. Und an der Dorstener Straße wird auf dem ehemaligen Ford-Heilmann-Gelände ein Rewe-Markt gebaut. Im Gegenzug wird der Rewe-Markt an der Holsterhauser Straße schließen. Lidl hat Interesse an diesem Standort angemeldet. Wie berichtet, wird auch der Rewe-Markt im City-Center schließen.
Stadt und Politik wünschen sich „Dorfläden“
Herne wird älter: Wünschenswert wäre aus Sicht der Stadt, dass Lebensmittelmärkte auch in „kleinere Flächen“ gehen, um die Nahversorgung für weniger mobilen Menschen zu sichern. Auch und gerade für Bickern wäre dies nötig, sagt der Bickerner SPD-Stadtverordnete Albert Okoniewski. Der Altersschnitt im Ortsteil sei schon jetzt recht hoch. Ein Dorf- oder Stadtteilladen könnte hier weiterhelfen. Diese und weitere Alternativen zu „großen“ Märkten sind ebenfalls im Pilotprojekt von Stadt und Wohnungsunternehmen für Herne-Süd ins Auge gefasst worden - mit dem Ergebnis, dass eine Realisierung solcher Modelle zurzeit nicht in Sicht sei. Die Stadt wolle aber am Ball bleiben, hieß es.