Herne. . Lizzy begleitet und motiviert die Klasse 1b der Max-Wiethoff-Schule bei Matheaufgaben. Die Therapiehündin geht auf individuelle Bedürfnisse ein.

„Heute hat Lizzy mit uns gerechnet. Sie hat zwei Zahlen gewürfelt und wir mussten die zusammenrechnen“, erklärt Lucia. Sie ist eine von 23 Schülern der Klasse 1b an der Max-Wiethoff-Grundschule in Sodingen. Lizzy, der neunjährige Border Collie, gehört zum festen Inventar: Sie ist die „Klassenhündin“.

Seit Anfang des Schuljahres ist Lizzy in der 1b zweimal wöchentlich für jeweils eine Unterrichtsstunde im Einsatz und unterstützt die Kinder spielerisch bei der Lösung von verschiedenen Aufgaben“, erklärt Klassenlehrerin und Frauchen Claudia Broska. „Während der restlichen Zeit liegt sie auf ihrer Matte oder läuft frei durch den Klassenraum – natürlich alles nach Absprache mit den Eltern.“

Schüler sind konzentrierter und motivierter mit Therapiehund

„Heute ist Lizzy für Mathe zuständig“, kündigt Claudia Broska den im Stuhlkreis sitzenden Erstklässlern an. Die Kinder rutschen aufgeregt auf der Sitzfläche hin und her. Der Besuch des Schulhundes ist auch nach 13 Wochen noch etwas ganz Besonderes für sie. „Würfel, Lizzy“, fordert die Lehrerin auf. Nachdem die Hündin zwei Zahlen mit dem Schaumstoffwürfel „angestupst“ hat, sollen die Schüler diese addieren. Alle Kinderfinger schnellen augenblicklich in die Luft, alle wollen die Aufgabe lösen. „So viel Motivation fürs Rechnen wäre ohne Lizzy nicht denkbar“, schmunzelt die Klassenlehrerin.

Sie hat ihre Hündin von einer Tierpsychologin testen lassen und gemeinsam mit dem Tier eine zehnmonatige Ausbildung absolviert, um das pädagogische Konzept richtig im Unterricht umzusetzen. „Hundegestützte Pädagogik“ nennt sich das und wirke „motivierend und unterstützend“ auf die Kinder. Vor allem auf solche, die eher introvertiert sind. „Gerade im Zuge der Inklusion tun wir Lehrer alles, um jedes Kind individuell zu fördern. Dafür holen wir uns ab und zu auch Hilfe auf vier Pfoten.“

Als Therapiehund kommt nicht jedes Tier infrage: „Ein geeigneter Hund muss auch in Stresssituationen die Ruhe bewahren - zum Beispiel, wenn mal ein Kind am Schwanz zieht“. Sollte es dennoch zu unruhig in der Klasse werden, steuert Lizzy von selbst die Tür an. „Oder sie geht in die ruhige Ecke, wenn wir zu laut sind“, ergänzt Malte. Damit das nicht passiert, bemühen sich die Schüler, leise zu sein. „Die Schule macht mit Lizzy viel mehr Spaß“, findet der Erstklässler. Denn die Hündin würfelt nicht nur, sie arbeitet außerdem als „Postbotin“ oder lässt sich Geschichten von den älteren Schülern vorlesen.

„Es gibt auch die Möglichkeit, den Hund passiv einzubinden, zum Beispiel, indem wir eine Hundeleine basteln oder den Körperaufbau des Hundes im Sachkundeunterricht besprechen.“, fügt Claudia Broska hinzu. Das Projekt entwickelt sich weiter und die Schüler probieren regelmäßig neue Spiele mit dem Hund aus. Dabei lernen sie, „spielerisch Verantwortung für das Tier zu übernehmen“. Ob Lucia den Trick mit dem „Rechenwürfel auch ihrem Hasen zu Hause beibringen kann? „Nein“, stellt Lucia bestimmt klar, „Hasen können sowas nicht!“.