Herne. . Eine Anleihe beim Astronauten Neil Armstrong machte der OB in der letzten Ratssitzung 2014. Und für den Kämmerer gab es ein besonders Präsent.

Lange wurde über die Einführung der digitalen Sitzungsunterlagen für Ratsvertreter diskutiert. Nun ist es so weit:

Um Geld zu sparen und die Umwelt zu entlasten, werden (fast) keine Vorlagen aus Papier mehr an die Parteien verschickt.

Das entschied der Rat. Für Oberbürgermeister Horst Schiereck eine bahnbrechende Entscheidung. „Ein kleiner Schritt für uns, aber ein großer für die Menschheit“, zitierte er (ironisch?) Mondlandepionier Neil Armstrong.

Völlig neues Hörgefühl

Ein großer Schritt für die Ratsvertreter dürfte das Lautsprechersystem sein, das zurzeit getestet wird. Ergebnis: Nach dem Desaster mit dem bisherigen System „Revoluto“ (wir berichteten mehrfach) können die Beteiligten – Überraschung – nun alles verstehen, was im Ratssaal am Mikrofon gesagt wird. Auch SPD-Fraktionschef Frank Dudda war verblüfft: „Man braucht gar nichts mehr zu sagen, und trotzdem hört man vieles.“

Bilanzblüten für Klee

CDU-Fraktionsvorsitzender Markus Schlüter gehörte bislang nicht zu den größten Fans von Kämmerer Hans Werner Klee (SPD). Nun sind SPD und CDU in einer Koalition, und da haben sich alle lieb. Weil Klee einen (aus rot-schwarzer Sicht) genehmigungsfähigen Haushalt geschnürt hat, machte Schlüter dem Kämmerer in der letzten Ratssitzung vor Weihnachten ein Geschenk: das Buch „Bilanzblüten in Molwanien“ von Sebastian Hakelmacher.

Müntefering am Pranger

Hernes Politiker und die Lobbyisten! Erst führte die „Heute-Show“ im ZDF die CDU-Bundestagsabgeordneten Ingrid Fischbach aufgrund eines 2011 mit dem Floristik-Bundesverband geführten Gesprächs – Stichwort: Ranunkeln – auf nicht ganz saubere Weise vor. In dieser Woche wurde Michelle Müntefering von der überparteilichen Internetplattform „Abgeordnetenwatch“ und der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) an den Pranger gestellt. Der Vorwurf: Die SPD-Abgeordnete habe hochrangingen Lobbyisten in einem Seminar Nachhilfe gegeben, damit diese ihre Interessen besser in der Politik durchsetzen könnten. Nach einem Veto Münteferings hat die NOZ ihren Artikel aus dem Internet genommen. Und auch „Abgeordnetenwatch“ räumte einen Fehler ein. Müntefering hat nämlich gar nicht an diesem Lobbyistenseminar teilgenommen. Dass sie bei einem anderen Seminar des selben Veranstalters als Referentin (ohne Honorar) einen Vortrag über ihren Start im Bundestag und ihre Arbeit gehalten habe, räumt sie frank und frei ein. Unter den „Lobbyisten“ seien aber unter anderem auch Organisationen aus dem Wohnungslosenbereich gewesen. Sie werde künftig weiterhin den Austausch suchen – sowohl in Bürger- und Parteiveranstaltungen als auch mit der Wirtschaft, kündigt Michelle Müntefering an. Wer das kritisiere, habe von der Notwendigkeit eines offenen Dialogs in der Demokratie nichts verstanden.

Kämmerer auf dem Klo

Der inoffizielle Titel „Aussitzer des Jahres“ gebührt aus Sicht der Anwohner des Problemhauses Horsthauser Straße der Stadt - hat diese sich aus Sicht der Betroffenen doch lange nicht ernsthaft um das Kakerlakenproblem gekümmert. Den Titel „Aussitzer der Woche“ sicherten sich die Anwohner nun selbst - wenn auch in einem ganz anderen Zusammenhang.

Wie berichtet, mussten die Bürger im Besucherkabuff des Ratssaales 198 Minuten warten, bis es in der Sitzung endlich um den (geplatzten) Kauf des Hauses durch die Stadt ging. Eigentlich wäre das Thema „schon“ nach 196 Minuten dran gewesen. Doch als der OB den Tagesordnungspunkt aufrief, weilte der zuständige Dezernent Hans Werner Klee auf der Toilette . . .

Übrigens: Die Politik hätte den Marathon der Bürger verhindern können, wenn sie zu Beginn der Sitzung auf die Idee gekommen wäre, das Thema auf Punkt 1 der Tagesordnung zu schieben.