Herne. . Ein ambitioniertes Theaterprojekt wurde jetzt von tosendem Beifall des Publikums belohnt: „Viele Grüße Ingrid“, das neue Stück der SchauSpielSchule der Erich-Fried-Gesamtschule, schildert mit eindringlichen Szenen und Bildern das Schicksal einer Gruppe Bochumer Jugendlicher in den letzten Kriegsjahren.
Am Ende war es totenstill. Mit der schwarzen Standarte in der Hand hatte Lotti (Merit Schröder) mit brüchiger Stimme eine Moll-Version des berüchtigten HJ-Liedes vorgetragen. „ . . . die Fahne führt uns in die Ewigkeit.“ Ihre besten Freundinnen Ingrid und Marianne, gerade 13 Jahre alt, sind tot, beerdigt. Opfer eines Blindgängers. Ein vermeidbarer Tod, sinnlos wie der Krieg. Das Publikum in der Erich-Fried-Gesamtschule war sekundenlang schweigend beeindruckt, bevor der Applaus losbrach. Minutenlange stehende Ovationen für die herausragende Leistung einer Gruppe 13- bis 16-jähriger Schülerinnen und Schüler.
„Viele Grüße Ingrid“ heißt das bewegende „Stück gegen den Krieg für Menschen ab 13“, das die jungen Akteure jetzt erstmals auf die Bühne gebracht haben. Hintergrund ist eine wahre Geschichte aus einer Bergarbeitersiedlung in Bochum-Gerthe. In aufwendigen Recherchen haben Schülerinnen und Schüler des Unterrichtsfaches „Kohlengräberland“ die Fakten rund um das Schicksal der Familien zusammengetragen. Lehrer Ulrich Kind schuf daraus eine szenische Collage und verarbeitete zugleich einen Teil seiner eigenen Familiengeschichte. Inszeniert wurde die Aufführung von der angehenden Theaterpädagogin Lisa Krischker.
Mit großer Textsicherheit schufen die beteiligten Jugendlichen eine beklemmende Atmosphäre, der sich das Publikum kaum entziehen konnte. Ein besonderer Dank ging am Ende an die zahlreichen Zeitzeugen, die ihr Wissen und ihre Geschichten für das Stück beigetragen hatten. Die hochbetagten Frauen und Männer waren Ehrengäste der Aufführung und stellten sich am Ende gemeinsam mit dem Ensemble zu einem einmaligen Gruppenbild auf der Bühne.