Wanne-Eickel. . Seit 20 Jahren kümmert sich der „Trägerverein zur Förderung der Stadtteilarbeit Röhlinghausen“ um die Belange des traditionsreichen Volkshauses Am alten Hof 28. Dort finden private Feiern ebenso statt wie Theateraufführungen, Konzerte und sportliche Angebote.
Ein Ort der Begegnung, des Miteinanders und der Kommunikation – fest verankert im Stadtteil: Das ist das Volkshaus Röhlinghausen. Viel besucht ist es zudem, allein im Jahr 2013 wurden rund 143 000 Nutzer und Besucher gezählt. Treibende Kraft seit über zwei Jahrzehnten ist der Trägerverein zur Förderung der Stadtteilarbeit Röhlinghausen, dessen ehrenamtlich tätige Mitglieder dafür sorgten, dass die ehemalige „Volkserholungsstätte“ ein nachbarschaftliches Zentrum für Geselligkeit, Kultur und vor allem Sport wurde.
Treibende Kraft ist hier nach wie vor Gründungsmitglied Günter Varney (67), der Vorsitzende des Vereins, der mit Lothar Sommer und Reinhard Michalak unermüdlich für diese öffentliche Begegnungsstätte kämpfte und sich eben auch weiterhin dafür einsetzt. Ein Engagement, das sich lohnt. Denn seit über 20 Jahren ist das Volkshaus ein Haus der Vereine und Verbände. „Unter Führung des Sports bemühen wir uns als Trägerverein mit dem ehrenamtlich tätigen Vorstand, das Volkshaus für die Bürger der Stadt nutzbar zu machen.“
Ende der 80er Jahre wurde das Haus, das in einen Dornröschenschlaf verfallen war, durch umfangreiche Umbau- und Modernisierungsarbeiten in eine multifunktionale Begegnungsstätte mit abwechslungsreichem Programmangebot umgewandelt. Varney: „Das Volkshaus stand auf der Kippe: entweder abreißen oder entwickeln war die Devise.“ So bekam der damalige Gastronom die Hütte nicht mehr voll, „alles war desolat, die Nutzung war gefährdet“.
Sportvereine als Rückgrat
Wollte zunächst der TV Röhlinghausen das Haus als Vereinsheim nutzen, so pochte der Stadtsportbund darauf, „dass Publikum reinkommt“. Am Ende stand ein tragbares Konzept, dass die Errichtung eines Trägervereins, in dem Sportvereine das Rückgrat bilden, vorsah. Sieben Vereine und Organisationen waren am Anfang dabei, hinzu kam die Stadt Herne, die bis heute ein Vetorecht hat. „Das Großartige ist die Zusammenarbeit von Sportverwaltung, Stadtsportbund und örtlichen Vereinen“, lobt Varney.
Mittlerweile bilden 21 Vereine und Organisationen den Trägerverein, und noch im November stößt das 22. Mitglied, die evangelische Kirchengemeinde Röhlinghausen, hinzu. „Es ist ein städtisches Haus und wir verwalten es ehrenamtlich für die Stadt“, sagt Varney, der von den letzten beiden Jahrzehnten „kein Jahr missen möchte, die Arbeit immer gerne machte und auch nicht die Konflikte scheute“.
„Durch raue See“
Eine politische Garantie gab es in den Gremien dank der Unterstützung durch die SPD, „auch wenn es durch raue See ging“, sagt Varney, der das Volkshaus eine gute Adresse für Tagungen, politische Veranstaltungen, Vereins- und Familienfeste, Theater und sportliche Angebote nennt. „Wir sind eine willkommene Alternative zum Kulturzentrum.“
Das Volkshaus und seine flexibel aufzuteilenden Räumlichkeiten können jederzeit angemietet, von Bürgern genutzt werden. Verlässliche Mitarbeiter sorgen für einen reibungslosen Ablauf, so Rüdiger Pfeifer, pädagogischer Mitarbeiter, der alle Termine im Blick hat. Die Nutzungs- und Gebührenordnung sind vom Rat festgelegt.
185 000 Euro als städtischer Zuschuss
Und doch sind die Finanzen immer wieder ein leidiges Thema. Auf rund 185 000 Euro beläuft sich der aktuelle jährliche städtische Zuschuss, der in vier Chargen ausgezahlt wird. An Pacht und Grundbesitzabgaben fließen etwa 42 000 Euro an die Stadt zurück. Sehr hoch wiederum sind die Energie- und Wartungskosten für Heizung und Lüftung. Allein die Energiekosten liegen bei 3000 Euro im Monat. Varney: „Viele vergessen, was das Haus kostet. Das sind Kosten, die wir nicht beeinflussen können.“
Garantiert ist der städtische Zuschuss, „diese gute Grundlage für unsere zukünftige Arbeit“, so Varney, bis 2019. Was danach geschieht, müsse man sehen. Vielleicht sei man dann gezwungen, völlig neu über das Haus nachzudenken. Und doch ist er ganz sicher, dass das Volkshaus als Treffpunkt, Markenzeichen und Veranstaltungsstätte mit seiner großen Bandbreite auch über das Jahr 2019 hinaus benötigt wird.
Ein Gebäude mit bewegter Geschichte
Auf dem Gelände des ehemaligen Stratmanns Hof liegt die jetzige öffentliche Begegnungsstätte Volkshaus Röhlinghausen. Die Nachweisbaren Spuren reichen bis in das 15. Jahrhundert zurück.
1749 entstand das Haupthaus des Hofes, in dem 1756 eine Notschule eingerichtet wurde. 1812 brannte das Haupthaus vollständig ab. Die Gebäude wurden aber sofort wieder aufgebaut, das Anwesen durch Beschluss der Gemeindevertretung Röhlinghausen vom Februar 1921 angekauft. Der Grund: Wie in vielen Orten der Weimarer Republik war der Gedanke entstanden, Häuser für die Bevölkerung zu schaffen.
Nachdem das Gebäude 1943 durch Bomben zerstört wurde, erfolgte der Wiederaufbau 1958. Zwei Jahre später war das Volkshaus der damals größte Veranstaltungssaal in Wanne-Eickel, erlebte als Ort für verschiedenste Angebote seine Blütezeit.
Rattles, Roadrunners und die Nightbirds traten dort auf
Der Schwerpunkt der Nutzung lag im kulturellen Bereich mit Tanzveranstaltungen, Tanzkursen, Abschlussbällen, Karnevalsfeiern, Ausstellungen oder Beat- und Popfestivals, bei denen die Rattles, die Roadrunners, Ricky and the Countains und die Nightbirds auftraten.
Der Andrang ließ allerdings in den 70er Jahren nach, das Haus geriet zunehmend in eine schwierige Situation. Anfang der 90er Jahre dann nutzte die Stadt Herne neu geschaffene Fördermöglichkeiten des Landes, um das Volkshaus zu modernisieren und wieder als eine Begegnungsstätte für den Stadtteil nutzbar zu machen.
Die Trägerschaft durch einen örtlich verankerten Verein mit städtischer Finanzunterstützung sorgte samt neuem Nutzungskonzept dafür, dass das Volkshaus Röhlinghausen nicht abgerissen wurde. Vielmehr wird es seit der Neueröffnung am 4. Dezember 1994 in vielfältiger Weise wieder als ein Ort der Begegnung genutzt.
Seit 20 Jahren gibt es nun den Verein zur Förderung der Stadtteilarbeit Röhlinghausen als Trägerverein des Volkshauses, Am Alten Hof 28. Aus diesem Anlass findet Donnerstag, 27. November, im Anschluss an die Mitgliederversammlung eine kleine Feierstunde von 19.30 bis 21 Uhr statt.
An diesem Abend soll der Vorsitzende des Programmbeirats, Fritz Daubitz, der für dieses Amt nicht mehr kandidiert, zum Ehrenmitglied des Trägervereins ernannt werden. Günter Varney: „Daubitz hat viel für den Sport getan, ist seit dem ersten Tag beratend tätig.“
Verabschiedet wird zudem Eduard Belker als städtischer Vertreter, da er einen anderen Aufgabenbereich übernommen hat. Grußworte halten der Eickeler Bezirksbürgermeister Martin Kortmann und der Stadtsportbund-Ehrenvorsitzende Lothar Sommer. Als Ehrengast eingeladen wurde die ehemalige Sportdezernentin und heutige Bürgermeisterin von Hattingen, Dagmar Goch. Sie wird an die stürmischen Zeiten zu Beginn der 90er Jahre erinnern.