Herne. . Auftakt des Pottporus Festivals: „Adams R.I.P.“ hinterfragt die weibliche Existenz. „Momentum“ überzeugt durch starke Bilder und große Emotionen. Noch bis Sonntag sind in Herne und Bochum diverse Inszenierungen, eine Ausstellung und der Ruhrpottbattle zu sehen.

Zwischen vorlaut und leise, aufgeregt und nachdenklich zeigten sich die fünf ausschließlich weiblichen Protagonistinnen von „Adam’s R.I.P.“ am Donnerstagabend. Das Tanztheaterstück feierte beim Pottporus Festival in den Flottmann-Hallen Premiere. Die Kooperation des Tanzkollektivs Renegade und der Kölner B-Girls von nutrospektif, choreographiert von Lenka Kniha-Bartunkova, überzeugte in großen Teilen durch klare Worte und tänzerische Vielfalt.

Bahar Gökten, Freda Frost, Elisa Marschall, Sarah Bockers und Phyllis Rhode hinterfragen die weibliche Existenz. Kann Eva tatsächlich aus Adams Rippe (engl. Rip) stammen? Was ist dran an femininen Stereotypen über Hausfrauen, Mütter und Blondinen? Nicht viel - ist sich das Quintett einig. Nicht nur durch den Mann exiistiert die Frau, sondern um ihrer selbst willen.

Der doppeldeutige Titel „Adams’s R.I.P.“ ließ es bereits erahnen: die Tänzerinnen stellen primär die weibliche Autonomie dar. Adam - Symbol für das Patriarchat - soll in Frieden ruhen (engl.: R.I.P.). Unterhaltsam sarkastisch und ausdrucksstark artikulieren sie feministische Gedanken. Untermalt werden diese von diversen tänzerischen Einlagen - die nicht immer ganz offensichtlich mit dem Inhalt einhergehen, jedoch im Großen und Ganzen überzeugen.

„Momentum“ begeistert

Von der ersten bis zur letzten Minute begeisterte „Momentum“, eine Inszenierung junger Künstler von Pottporus und Jungem Schauspielhaus Bochum. Mit House, Hip-Hop und zeitgenössischen Tanzelementen präsentierten die jungen Tänzer unter der künstlerischen Leitung von Kama Frankl gestern, ebenfalls in den Flottmann-Hallen, individuelle, innovative Ausdrucksformen der eigenen Existenz.

„Versucht mal, nur an jetzt zu denken und diesen wunderschönen Moment zu genießen“, fordert eine der Künstlerinnen das Publikum auf. Von einmaligen Augenblicken und Schnelllebigkeit, den inneren Konflikten zwischen Wunsch und Realität erzählt das Tanztheaterstück. Das junge Ensemble zeigt sich analog zu jenen Spannungsfeldern sowohl ausgelassen und lebensfroh als auch still und nachdenklich. Mit minutenlanger Stille und Regungslosigkeit muss das Publikum sich arrangieren. Licht und Bewegung schafft einzig die Videoprojektion an einer Wand.

Der Song „Stay alive“ von José Gonzales zieht sich wie ein roter Faden durch die Inszenierung. A capella gesungen zu Streit und Versöhnung eines Tänzerduos wirkt es ebenso stark wie raumfüllend abgespielt zur Choreographie der Formation.

Pottporus Festival läuft noch bis Sonntag

Am Samstag findet ab 18 Uhr in den Flottmannhallen die 16. Ruhrpottbattle statt, an der internationale Künstler teilnehmen werden. Die Veranstaltung ist eine Kooperation von Pottporus und dem Jugendamt der Stadt Herne. Noch bis Sonntag öffnet täglich von 16 bis 20 Uhr die kostenlose Graffiti-Ausstellung „Infusion#7“ ihre Pforten im Alten Wartesaal, Bahnhof Herne. Weitere Veranstaltungen im Rahmen des Festivals finden in der Zeche 1 in Bochum statt. Infos zu Tickets und Terminen: www.pottporus.de.