Nach bisherigen Erkenntnissen soll von den Flugaschen und Stäuben aus Hausmüllverbrennungsanlagen, die in der ehemaligen Schachtanlage Pluto-Wilhelm vor über 25 Jahren verpresst wurden, keine Gefahr ausgehen. Dies berichtete Bergdirektor Rainer Welke von der Bezirksregierung Arnsberg, Abteilung Bergbau und Energie im Umweltausschuss.

Wanne-Eickel. Den Anstoß zur Debatte gab die Linke, die sich u.a. um eine erhöhte Gefährdung des Grundwassers sorgt, wenn spätestens nach 2018 die RAG Teile ihrer Grubenwasserpumpwerke abstellt und damit, so Linke-Ausschussmitglied Klaudia Scholz, „der Wasserspiegel auf mindestens 500 Meter steigen wird“. Die Probleme sieht die Bezirksregierung als zuständige Bergbehörde nicht.

„Es gibt keine Erkenntnisse, dass sich abfalltypische Schadstoffe dort im Grubenwasser finden“, sagt Welke, der aber auch deutlich macht, dass „Grubenwasser kein Trinkwasser ist und es dort auch Schwermetalle gibt“, halt „abfalltypische Parameter“. Eine Art Obergutachten, das europaweit ausgeschrieben wird, soll nun auf verschiedenen Ebenen klären, ob die „Annahmen von damals richtig waren“.

Grubenwasser ist kein Trinkwasser

Damals, also seit 1990, wurden landesweit rund 1,6 Millionen Tonnen Abfall in sogenannte Bruchhohlräume von drei Bergwerken gebracht. Darunter war auch das Gelsenkirchener Bergwerk Consolidation mit dem Baufeld Pluto an der Wilhelmstraße in Wanne-Eickel. Geliefert wurden die Stoffe in geschlossenen Systemen, dann mit Wasser vermischt und hydraulisch durch Schwerkraft in den Räumen unter Tage verpresst.

Die Hohlräume liegen je nach Abfallart tiefer als 600 oder 800 Meter. Mittlerweile bildeten Abfall und Gebirgsbruch einen neuen Gebirgsverbund, so Welke weiter. Zudem stehe Consolidation seit 1997 quasi unter Wasser. Und hier zeigten Ergebnisse des Sondermessprogramms vom Sommer 2013, dass sich „dieses Grubenwasser nicht von dem Grubenwasser in Bergwerken unterscheidet, wo kein Abfall eingebracht wurde“. Zudem stellte Welke im Ausschuss klar, dass „der einzige Pfad, auf dem Schadstoffe nach oben gelangen können, eben das Grubenwasser ist“.

Während Roberto Gentilini (SPD) die erneute Überprüfung begrüßt, auf die dann gewonnenen Erkenntnisse setzt und von „einem guten Weg“ spricht, da „erst mal keine Gefahr in Verzug ist“, gibt sich Klaudia Scholz von den Linken misstrauisch. „Ich habe sehr große Bauchschmerzen. Meine Ängste sind groß. Wir sollten nicht so mit Wasser umgehen.“

Monitoring für die Zukunft

Auftraggeber des sogenannten Obergutachtens sind das NRW Wirtschafts- und Umweltministerium. Die Experten sollen aus heutiger Sicht den „großtechnischen Versuch zum Verbringen von Flugaschen und Stäuben als hydraulischer Nachversatz in ehemaligen Abbaubetrieben“ aus den 90er Jahren bewerten. Zielfragen sind nun: Würde man es heute noch mal so machen? Sind Gefährdungen zu befürchten? Wie sieht ein Monitoring für die Zukunft aus?

Übrigens: Abfälle aus Steinkohlenfeuerung gehen heutzutage in die Zementindustrie oder den Straßenbau, so Bergdirektor Rainer Welke von der Bezirksregierung. Während Abfälle aus der Müllverbrennung, die früher eingeschlossen wurden, in Salzbergwerken gelagert oder im Straßenbau verwendet werden, so Welke weiter.

„Kumpel für AUF“ laden zur Podiumsdiskussion

Von einer „tickenden Zeitbombe Giftmüll unter Tage“ hingegen sprechen die Mitglieder von „Kumpel für AUF“. Sie laden deshalb zu einer Podiumsdiskussion am Dienstag, 11. November, ab 19 Uhr in die Ratsstuben an der Shamrockstraße 44 ein. Mit dabei sind u.a. Sonja Borgwardt, Zeitzeugin der Abfalleinlagerung in Wanne Ende der 90er Jahre. Sie wird von der Akteneinsicht für Kumpel für AUF im Sommer 2014 bei der Bezirksregierung berichten.

Auf dem Podium sitzt auch der Bergkamener Landwirt Hermann Schulze-Bergcamen. Auf seinen Feldern in Bergkamen trat Gift aus, so Kumpel für AUF, die zudem in der Diskussionseinladung sagen, dass der Landwirt mit einem Gutachtenauftrag die Aufdeckung des „Giftmüllskandals ins Rollen“ brachte. Ebenfalls dabei, die heimische Linke-Politikerin Klaudia Scholz, die Mitglied im Herner Umweltausschuss ist.