Die Kohleregion Ruhrgebiet erfindet sich neu, an verschiedenen Stellen werden neue Formen der Energiegewinnung erforscht. In Zukunft könnte Herne ein wichtiger Teil bei dieser Forschung werden. Grund: Im Dienstleistungspark Strünkede könnte mittelfristig ein Forschungszentrum entstehen.
Die Kohleregion Ruhrgebiet erfindet sich neu, an verschiedenen Stellen werden neue Formen der Energiegewinnung erforscht und entwickelt (die WAZ berichtete). In Zukunft könnte auch Herne ein wichtiger Teil bei dieser Forschung werden. Der Grund: Im Dienstleistungspark Strünkede könnte mittelfristig ein entsprechendes Forschungszentrum entstehen.
Professor Thomas Happe mit seiner Arbeitsgruppe Photobiotechnologie der Ruhr-Universität Bochum wirft den ersten Anker, indem die Wissenschaftler im Innovationszentrum Büros beziehen, um einem Forschungszentrum den Boden zu bereiten.
Was bei der Vorstellung des Handlungspakets von Rot-Schwarz in der vergangenen Woche lediglich eine Randnotiz war, entpuppt sich bei näherem Hinschauen als die Ansiedlung einer Wissenschaftlergruppe, die in ihrem Bereich weltweit führend ist.
Happe beschäftigt sich seit mehr als einem Jahrzehnt unter anderem mit der Frage, wie man Grünalgen nutzen kann, um Energie zu gewinnen. Die Idee und Frage hinter der hoch komplizierten Grundlagenforschung lautet: Die Sonne ist eine unendliche Energiequelle - wie kann man sie am besten für den Menschen nutzbar machen? „Pflanzen und Algen erzeugen über die Photosynthese energiereiche Stoffe. Dieses Grundkonzept wollen wir nutzen“, so Happe. Grünalgen fangen also das Sonnenlicht ein, sind zudem leicht zu kultivieren, vermehren sich theoretisch unendlich, benötigen nicht mehr als normales Tageslicht - im Gegensatz etwa zu Photovoltaik -, und können unter bestimmten Voraussetzungen Wasserstoff erzeugen. Wasserstoff wiederum treibt Brennstoffzellen an. Das bedeutet Energiegewinnung ohne das Treibhausgas Kohlendioxid.
„Wir sind allerdings nicht nur auf diesen Energiepfad festgelegt“, erläutert Happe. Sein Team arbeitet auch daran, Algen zu nutzen, um Proteine herzustellen. Ist die Idee erfolgreich, entstehen möglicherweise hochwertige Produkte für ganz unterschiedliche Anwendungen, etwa im Gesundheitsbereich. Vielleicht bekommen aber auch die großen Chemiekonzerne Interesse. Man denke nur an all die Proteine und Enzyme, die in Waschmitteln dafür sorgen, dass Kleidung sauber wird.
In Baukau geboren
Dass der 51-Jährige mit seiner Mannschaft ausgerechnet in Herne andockt, klingt zunächst überraschend, hat jedoch einen einfachen Grund: Er ist gebürtiger Herner und sogar in Baukau aufgewachsen. „Auch wenn ich lange im Ausland gelebt und gearbeitet habe, bin ich im Herzen immer Herner geblieben“, erzählt Happe. Seine Motivation sei es, eine Einrichtung nach Herne zu bringen, die eine weltweite Strahlkraft entwickeln kann. Deshalb hofft er sehr, dass er in ein paar Jahren in ein Forschungsinstitut einziehen kann.