Kinder der Grundschule St. Suitbertus wagen sich in die Manege und proben für ihren großen Zirkusauftritt.
„Vogelnest!” ruft Jacqueline Ortmann. Knapp 20 Mädchen laufen schnell in die Mitte des Saals, legen sich im Kreis auf den Boden. Gleichzeitig fügen sie die Arme und Beine zu artistischen Figuren zusammen, bilden anschließend eine Kinderpyramide. Seit Montag steht das große gelbe Zelt des Zirkus' „Lollipopp” auf dem Platz am Siepen. Und seitdem wird kräftig geübt: Die Schüler der katholischen Grundschule St. Suitbertus studieren echte Zirkusnummern ein. Anlässlich des 150-jährigen Bestehens ihrer Schule wagen sie sich eine Woche lang in die Manege, um von ausgebildeten Artisten Salto, Handstand, Spagat und professionellen Klamauk zu lernen.
„Das ist sehr lustig”, sagt Jan (8 Jahre) und hält sich kichernd die Hand vor den Mund. Mit einem großen, weichen Hammer steht er hinter Klassenkamerad Tomaso, haut ihn damit leicht auf den Kopf. Die beiden Zweitklässler haben sich für die Clown-Gruppe entschieden, denn „das macht am meisten Spaß”. Quatsch machen die beiden immer gerne, deshalb ist die lustige Nummer genau das richtige für sie. Gemeinsam mit Zirkusleiter Alfons Ortmann (42 Jahre) lernen sie allerhand witzige Tricks, die sie vor allem selbst zum Lachen bringen.
Vorstellungen
Der Kinderzirkus
geht am Freitag jeweils um 14 und 18 Uhr und am Samstag um 11 und 16 Uhr in die Manege. Bis auf Freitagnachmittag sind noch Karten (Erwachsene 8 €, Kinder 5 €) zu haben. Am Donnerstag, von 18 bis 20 Uhr, sorgt die Heiligenhauser Band „Fricklesome Amsel” mit „Folk for family” zusätzlich im Zelt für Stimmung. Der Familieneintritt beträgt 8 Euro; für Verpflegung ist gesorgt.
Nur einen Spagat entfernt, übt die Artistengruppe. Mehrere Kinder stehen im Kreis, versuchen sich am Werfen von bunten Tüchern, Jonglieren kleiner Bälle oder dem Balancieren von Tellern. „Ich habe mir das ausgesucht, weil das am einfachsten für mich ist”, erklärt die 10-jährige Michaela. Außerdem bewundere sie die professionellen Artistinnen im Fernsehen. Auch Trampolin wird in einer Ecke des Zeltes gesprungen. Und kleine Seiltänzerinnen wagen sich tapfer an Kunststücke in der Höhe. „Schwierig ist das nicht”, findet Melissa (11 Jahre), die mit ihren Freundinnen vor dem Drahtseil auf ihren Auftritt wartet, „bis auf den Halbspagat durch den Reifen”.
Jedes Kind durfte sich selbst eine Gruppe aussuchen. Eine Stunde pro Tag wir nun geübt. Alsons Ortmann und seine sechs Angestellten sorgen dafür, dass alles glatt über die Bühne geht. „Wir versuchen auf die Kinder einzugehen”, erklärt er, „und schauen, welche Übung für welches Kind am besten ist.” Jeder seiner Mitarbeiter ist ausgebildeter Artist, manche von ihnen sind sogar preisgekrönt. Gefahren seien daher komplett ausgeschlossen. Seit 17 Jahren schon zieht der Sozialpädagoge mit Team und Zelt durch ganz Deutschland, studiert ausschließlich Zirkusnummern mit Kindern ein. „Das macht einfach Spaß”, erklärt er, „denn die Kleinen sind leicht zu motivieren. Aus ihnen kann man eine Menge herausholen.”
Daher gilt auch striktes Eltern- und Lehrerverbot im Zelt. Aber nur bis Freitag. Dann nämlich heißt es: „Manege frei!” für die Mini-Artisten. Und die sind schon mächtig aufgeregt.