Heiligenhaus. Mark Twardzik hatte schon als kleines Kind den Traum, irgendwann fliegen zu lernen. Auf dem Flugplatz Meiersberg verbringt er fast jede freie Minute.

„Seil straff – fertig". Das sind die Worte des Startleiters, wenn ein Segelflugzeug – das an einem Stahlseil befestigt ist – von der Winde angezogen wird. Am Start zu sitzen und zu wissen: „gleich geht es mit einer unverwechselbaren Beschleunigung los und alles sieht aus wie in einer Legowelt", ja das ist ein einmaliges Erlebnis und das ist auf jeden Fall mein Lieblingsplatz.

Viele Leute in Heiligenhaus wünschen sich mehr Freizeitmöglichkeiten. Manche Bürger beschweren sich, dass es hier nichts Spezielles gibt. Etwas, was die Stadt ausmacht, wie zum Beispiel das große Kino in Essen. Das mag ja alles richtig sein, aber unter uns gesagt: Dem stimme ich definitiv nicht zu! Ich kenne einen Ort, zu dem ich fast jedes Wochenende (sieben Kilometer!) mit dem Fahrrad fahre.

Fast grenzenlose Freiheit über den Wolken: Für Mark Twardzik zählt aber vor allem die Verbundenheit mit den Fliegerkollegen.  Foto: Detlev Kreimeier
Fast grenzenlose Freiheit über den Wolken: Für Mark Twardzik zählt aber vor allem die Verbundenheit mit den Fliegerkollegen. Foto: Detlev Kreimeier © WAZ

Ich spreche vom Flugplatz Meiersberg im Ortsteil Hofermühle. Manche schütteln einfach nur den Kopf, wenn ich freitagabends eine Einladung ablehne. Für mich ist nämlich von vornherein klar, dass ich am nächsten Tag zum Flugplatz fahren werde. Denn: Wir haben ja Wochenende.

Es hat eben nicht jeder den Traum, „wie ein Vogel zu fliegen". Vielleicht finden es manche Leute langweilig. Oder sie denken, es sei Zeitverschwendung. Ich bin da anderer Meinung. Ich hatte schon als kleines Kind den Traum, irgendwann fliegen zu lernen. (Und es dann auch zu können. . .)

Für mich ist Fliegen einfach das Tor in eine andere Dimension. Ich freue mich immer wieder, wenn ich daran denke, bald in 1100 Metern über Mettmann in einem Aufwind zu kreisen. Es ist eine Welt, in der zwar nicht unbedingt andere Gesetze herrschen, diese aber aus einem völlig anderen Blickwinkel wahrgenommen werden. In der Luft orientiert man sich nicht nach Straßen, Schildern oder Geschwindigkeitsbegrenzungen. Nein. Man richtet sich nach watteähnlichen Quellwolken und Lufträumen.

Sehr alte und lange Freundschaften

Einige behaupten, dass am Flugplatz nur Langweiler und alte Leute seien. Naja, aller guten Dinge sind drei: Auch hier bin ich anderer Meinung. Wer sozialkompetent und teamfähig ist, zudem auch noch bereit ist, etwas für sein Hobby zu leisten, ist für mich kein Langweiler. Ganz im Gegenteil: Am Flugplatz gibt es schon sehr alte und lange Freundschaften, die nirgends sonst so lange halten. Das liegt daran, dass für fast alles eine Mannschaft notwendig ist. Alleine geht hier gar nichts.

Für manche ist das Fliegen am Flugplatz mehr als nur ein Hobby. Auch für mich. Es hat mir meine Berufsentscheidung wesentlich erleichtert. Dies ist unter anderem auch den regelmäßigen Feiern und Traditionen zu verdanken. Ich meine: Wenn Jugendliche ihren Geburtstag lieber in geschlossener Gesellschaft am Flugplatz als in einer Diskothek feiern, dann heißt das schon was. Es ist die Atmosphäre und die Verbundenheit zu den Fliegerkollegen, die das gewisse Etwas ausmachen. Es ist eine Frage der Arbeitsbereitschaft, die sich aber lohnt. Und mal ganz ehrlich: Wollen wir unser kleines Städtchen nicht so behalten wie es ist? Mit dem Flugplatz, schön ruhig, grün und eben ganz anders als Essen? Ich finde nämlich, dass genau dieses das Spezielle ausmacht. Und nicht vergessen: Das Gefährlichste am Fliegen ist die Fahrt zum Flugplatz! Mark Twardzik (17) absolvierte Anfang 2007 ein Praktikum bei der WAZ Heiligenhaus. Sein Lieblingsplatz ist am Start, unmittelbar bevor das Segelflugzeug abhebt. Foto: WAZ, D. Kreimeier