Heiligenhaus. . Die Heiligenhauserin Anna Tefert spricht die Märchen im Ratinger Märchenzoo neu ein. Die Attraktion am Blauen See gibt es schon seit 60 Jahren. Im Laufe der Zeit litt allerdings die Qualität der Tonbänder. Wie die Radiomoderatorin dem Erlebnispark auf die Sprünge hilft.
„Ich bin eine echt tolle Ziege, ich wusste gar nicht, dass ich so gut zicken kann.“ Anna Tefert lacht. Viel Spaß hat die Heiligenhauserin momentan, denn sie muss verschiedene Rollen spielen. Sieben der elf alten Märchen des Ratinger Märchenzoos am Blauen See spricht die im Kreis bekannte Radiomoderatorin neu ein.
Es gibt wohl kaum ein nostalgischeres Ausflugsziel in der Umgebung. Im Sommer werden Theaterstücke für Klein und Groß auf der Bühne gezeigt, man kann Bötchen fahren, in der Erlebniswelt toben, Minigolf spielen, sich im Café Seeblick stärken oder eben durch den alten Märchenzoo schlendern. Schon ewig, die meisten Erwachsenen, die hier mit ihren Kindern unterwegs sind, waren als Kind selbst schon hier.
Doch auch Nostalgie erfordert Modernisierung, damit das Ganze nicht marode wird. Das dachte sich die Heiligenhauserin Anna Tefert, als sie Anfang des Jahres mit einem Bekannten durch den Zoo spazierte. „Ich bin in Ratingen aufgewachsen und da gehört der Märchenzoo zum Leben absolut dazu. Ich weiß gar nicht, wie oft ich hier gewesen bin“, überlegt sie. Ziemlich oft muss es jedenfalls gewesen sein, und viel zu lange war sie nicht mehr da. „Mindestens zehn Jahre, aber ich hatte sofort wieder dieses heimische Gefühl“, erinnert sie sich. Und dass ihr direkt auffiel, dass die Märchen vom Band wohl noch aus der Zeit waren, in der sie selber auf die dicken roten Knöpfe drückte, um diese abzuspielen.
Gänse, Enten und Meerschweinchen
Elf Märchen gibt es hier im Zoo, der schon seit über 60 Jahren existiert. Idyllisch eingebettet in die Landschaft, zwischen hohen Bäumen und steilen Felswänden, vermitteln sie direkt ein uriges Gefühl. Es ist, als klappe man soeben ein dickes Grimm-Buch auf und stehe mittendrin. Und dann sind da noch die Affen, die Hängebauchschweine, die Pfauen, die Ziegen, die man auch füttern kann, das Pony, die Gänse, die Enten, Meerschweinchen und noch einiges mehr, über 100 Tiere gibt es zu sehen. Seit mehr als zehn Jahren betreibt das sympathische Ehepaar Heike und Thomas Klimmeck-Kohnen nun den Märchenzoo, der früher noch Märchenpark hieß, aber durch die vielen Tiere vom Tieramtsarzt den Zusatz Zoo erhielt. „Es ist eine Leidenschaft, den Märchenzoo zu führen“, beschreibt es Thomas Klimmeck-Kohnen. Jeden Tag müssen die Tiere gefüttert und die Ställe sauber gehalten werden. Gerade im Herbst fällt viel Laubarbeit an.
Die Märchen müssen immer wieder kontrolliert und repariert werden, dieses Jahr konnten sich die Inhaber dank Spenden über neue Märchenfiguren freuen. „Wir sind ein kleiner Betrieb, der Eintritt ist nicht hoch, da können wir uns keine großen Sprünge leisten“, sagt Thomas Klimmeck-Kohnen.
Unerwartete Hilfe
Und auf so eine Hilfe wie diese nun von Anna haben sie gar nicht erst gehofft. „Wir konnten es nicht glauben, als Anna uns anbot, uns die Märchen neu einzusprechen“, erinnert sich Heike Klimmeck-Kohnen. „Oft wollen uns die Leute etwas Gutes tun, aber selten ist es von so existenziellem Ausmaß.“
Denn viele Zoobesucher monierten die Bandqualität. Noch gar nicht lange ist es her, Anfang Oktober hatte Anna die Idee, die Betreiber einfach mal anzuschreiben. „Ich wollte helfen, kostenlos, denn es ist viel zu schade gewesen – diese schönen Märchen, aber man konnte sie so schlecht verstehen und einige waren viel zu lang“, erklärt Anna Tefert. Also kürzte sie diese und machte sie ein wenig gewaltfreier, wie sie sagt.
Durch ihre Erfahrungen und ihre technischen Möglichkeiten bei Radio Neandertal machte sie sich flott ans Werk, und nun sind mit Dornröschen, Rumpelstilzchen, Tischlein deck dich und Rotkäppchen die ersten vier Märchen nicht nur eingesprochen, sondern laufen auch bereits.
„Es ist ein unglaublich tolles Gefühl, sich selbst nun hier zu hören, weil mich einfach so viel mit dem Zoo verbindet“, gerät Tefert ins Schwärmen. Ihre Familie war auch schon da, und ganz bewegt war sie, von ihrem Vater zu hören, dass ihr Großvater damals den ersten Aladin hergestellt hatte. Familiengeschichte im Märchenzoo, als ihr drittes Zuhause bezeichnet sie diesen schon mittlerweile. Drei weitere Märchen sollen noch eingesprochen werden, aber dafür benötigt man noch Spenden oder Paten, denn jede Umrüstung kostet etwa 450 Euro.