Heimleiter wehrt sich gegen die Verlegung: „Wir holen uns förmlich die Pest ins Haus“. Betreuung eines Infizierten binde zu viele Fachkräfte.

„Wir holen uns förmlich die Pest ins Haus“, beschreibt Frank Behrend die Situation, vor der „sein“ Haus gerade steht: Der Geschäftsführer des Seniorenheims „Domzil Wohlfühlen“ am Südring soll jetzt einen Bewohner in die Einrichtung zurückbekommen, der bereits seit dem 22. März nach einem Sturz im Velberter Klinikum behandelt worden war, sich aber zwischenzeitlich mit Covid-19 infiziert haben muss, ein Coronatest ist positiv. Wie das passieren konnte ist bislang ungeklärt.

Fünf Fachkräfte für Betreuung nötig

Fakt ist: der Senior blieb bislang frei von schweren Symptomen. Frank Behrend empört sich darüber, Covid-19 Patienten in eine Einrichtung zurückzuführen, die nicht infiziert ist. „Ein Vorgang, den ich weder dem Personal noch den Angehörigen erklären kann“, so seine Entrüstung. Die erforderliche Unterbringung in einem abgetrennten Isolierbereich ist kein Problem, wohl aber die Betreuung rund um die Uhr. „Da müssten aus anderen Bereichen fünfeinhalb Fachkräfte abgezogen werden, die sich nur um diesen Bewohner kümmern. Wir haben mit unseren 22 Vollzeitpflegekräften bereits eine gute Fachkraftquote in Heiligenhaus, aber wenn wir das machen müssen, bricht die Regelversorgung zusammen“, schlägt der Seniorenheimmanager Alarm.

„Per Gesetz verpflichtet, so zu handeln“

Hintergrund ist eine Rechtsverordnung des Landes, die ein solches Vorgehen vorschreibt. Behrend kann den Sinn nicht nachvollziehen: „Da appelliert Ministerpräsident Armin Laschet, alles zu tun, um die besonders gefährdeten älteren Menschen zu schützen – und dann so was.“

Das Domizil in Heiligenhaus soll den infizierten Mann aufnehmen.
Das Domizil in Heiligenhaus soll den infizierten Mann aufnehmen. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

„Wir sind per Gesetz verpflichtet, so zu handeln“, stellt Tanja Henkel klar, Pressesprecherin des Kreises Mettmann, bei dem die Heimaufsicht angesiedelt ist. „Im der Verordnung ist das leider so verfügt worden. Wir waren vorberatend tätig. Wir wissen, dass dies eine gewaltige Herausforderung in personeller und logistischer Hinsicht ist. Da wird die Heiligenhauser Einrichtung nicht alleine sein, alle Seniorenheime im Kreis sind betroffen. Wir arbeiten an einer allgemeinen Lösung, Näheres kann ich noch nicht sagen.“

Frank Behrend weiß davon noch nichts: „Am 12. April gab es einen letzten Email-Kontakt der Kreises, im der man wissen wollte, wir wir den Isolationsbereich einrichten. Das haben wir über Ostern selbstverständlich gemacht.“

Zustand hat sich verschlechtert

Dienstagnachmittag erfuhr Frank Behrend, dass sich der Zustand des Bewohners, der am Donnerstag ins Domzil zurückkommen sollte, derart verschlechtert hat, dass er nicht verlegungsfähig ist. „Daran sieht, dass es vollkommen richtig ist, dass ich so einen Aufstand mache. Ich werde allen Mitteln versuchen, dass der Virus nicht in unsere Häuser kommt. Im Übrigen sieht Behrend das nicht als Verwaltungsvorgang an, sondern als eine politische Entscheidung. „Wir haben einen Rechtsanwalt beauftragt, weil die Verordnung von Notlagen bei Krankenhäusern ausgeht, aber die sehen wir hier im Bereich nicht.“

Zwei Neuaufnahmen avisiert

Dem Domizil sind zwei Neuaufnahmen mit Covid-19 Infizierten avisiert worden. „Die werden wir erst dann aufnehmen, wenn die Rechtslage geklärt ist. Die Redaktion der Heiligenhauser Zeitung hatte Anfragen zu der Situation an das Landesministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales sowie dem Helios-Klinikum gestellt, die bei Redaktionsschluss nicht vorlagen.