Heiligenhaus. . Das Duo Tacume brachte mit Flügel und Cello bitter-süßen Schmerz in die Dorfkirche Isenbügel in Heiligenhaus, schmunzelnde Zwischentöne und herbstlichen Sturm.

Klassik ist nichts für jedermann, ist die weit verbreitete Einstellung. Entweder der Zuhörer mag Schumann, Mendelssohn und Co., oder eben nicht. Das stimmt nicht so ganz, denn es kommt immer darauf an, wie die Stücke dem Publikum präsentiert werden. Sonaten für Cello und Klavier müssen nicht stocksteif und staubtrocken sein, sie können auch vor Emotionen sprühen. Mit ihrer hingebungsvollen Spielweise überzeugten Catherine Klipfel und Emanuel Wehse in der Dorfkirche am Sonntagabend auch den größten Klassik-Muffel von der Vielseitigkeit dieser Musik.

Kaum berühren Catherine Klipfels Hände die Tasten des schwarzen Flügels, scheint die zierliche Französin in eine völlig andere Welt abzutauchen. Das sonst schüchterne Lächeln weicht aus ihrem Gesicht, und jeder einzelne Muskel spannt sich bis in die letzte Faser an. Die Pianistin aus Straßburg ist hochkonzentriert, als die ersten Klänge von Robert Schumanns Fantasiestücken durch die Dorfkirche in Isenbügel hallen.

Nicht nur sie fühlt jede Note mit, auch ihr Duo-Partner Emanuel Wehse schickt die Klänge seines Cellos mit unbändiger Leidenschaft in den Fingerspitzen auf den Weg bis in die letzte Stuhlreihe. Der Name der drei Fantasiestücke ist Programm. „Zart und mit Ausdruck“ baut sich vorsichtig auf, um dann plötzlich zu explodieren. „Lebhaft leicht“ klingt wie ein neckisches Katz- und Maus-Spiel zwischen den beiden Folkwang-Dozenten, bei dem sich Töne gegenseitig aufschaukeln und wie ein herbstlicher Sturm durch den Saal tanzen. Bei „Rasch und mit Feuer“ fliegen die Finger von Wehse nur so über die Saiten. Mit geschlossenen Augen kitzelt er jeden einzelnen Ton aus seinem Instrument. Mal verzieht der Cellist das Gesicht voll bitter-süßem Schmerz, mal schmunzelt verzückt, bevor er mit zufriedenem Ausdruck auf den Lippen den letzten Ton der Fantasiestücke abklingen lässt.

Das was das Duo Tacume in der Dorfkirche Isenbügel seinem Publikum präsentiert, sind nicht nur große Werke, sondern auch große Gefühle. „Das haben wir den großen Konzertsälen wie der Carnegie Hall voraus. Hier können wir den beiden genau ins Gesicht und auf die Finger schauen“, freut sich auch Erika Otten von Förderkreis der Dorfkirche. Etwas, das dem sonstigen Publikum der beiden preisgekrönten Musiker meist verwehrt bleibt; es sei denn, sie zücken zwischen hunderten von anderen Gästen der großen Konzerthäuser ihre Ferngläser.

Das Konzert in Isenbügel hingegen ist unglaublich intensiv, und die Spannung des Duos scheint sich auf die Heiligenhauser zu übertragen. Nach den letzten Klängen Gabriel Faurés gibt es ein regelrechtes Aufatmen, als hätte jede Stuhlreihe bis zum Schluss die Luft angehalten, um den Spannungsbogen ja nicht zum Zerreißen zu bringen. Catherine Klipfel und Emanuel Wehse sind nicht nur begabte Musiker, sondern „ein Gesamtkunstwerk“, wie Erika Otten treffend beschreibt.