Heiligenhaus. . Der Krimiautor plaudert im Heiligenhauser VHS-Erzählcafé mit Moderator Peter Ihle über sein Leben zwischen Schriftstellerei und Theaterbühne. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Heiligenhaus.

Ins Jenseits befördert hat Arnd Federspiel schon den einen oder anderen Zeitgenossen. Literarisch, versteht sich. Einen Heiligenhauser erwischte es dabei auch schon mal – in einer Kurzgeschichte der Anthologie „Schicht im Schacht“. Weitere Un-Taten in seiner alten Heimatstadt scheinen indes nicht ausgeschlossen – wie er Peter Ihle, dem Moderator des VHS-Erzählcafés, am Sonntag in Aussicht stellte.

„Ich darf aber nicht zu viele umbringen, sonst ist Heiligenhaus irgendwann entvölkert.“ Dem 48-jährigen Krimiautor und Schauspieler sitzt der Schalk im Nacken. Selbst der trockensten Begebenheit in seinem Leben vermag er noch etwas Witziges abzugewinnen, wie etwa der Bundeswehrzeit: „Die haben gemerkt, oh, der sieht aus, als könne er lesen. Also durfte ich die Vorschriften verwalten.“ Comics gezeichnet habe er damals viel und Geschichten ersonnen. „Die ganze Zeit allein im Büro war sehr erholsam.“

In der Unterilp aufgewachsen

Federspiel wurde im Januar 1966 zwar in Oberhausen geboren, Kindheit und Jugend verbrachte er jedoch in Heiligenhaus. „Meine Eltern hatten hier gebaut. Ich bin in der Unterilp zur Grundschule gegangen und habe bis 1985 das Kant-Gymnasium besucht.“ „Wussten Sie da schon, was Sie werden wollten?“, fragt Peter Ihle.

Dem Kant-Gymnasium ist Arnd Federspiel noch verbunden – alle fünf Jahre ist er beim Ehemaligentreffen dabei. 2015 steht das 30-jährige Abitur an.
Dem Kant-Gymnasium ist Arnd Federspiel noch verbunden – alle fünf Jahre ist er beim Ehemaligentreffen dabei. 2015 steht das 30-jährige Abitur an. © WAZ FotoPool

„Wer weiß das in dem Alter schon?“, sagt Arnd Federspiel und hebt vielsagend die Hände. Er wählte zunächst eine kaufmännische Ausbildung und nahm im WS 1988/89 ein Jura-Studium in Gießen auf. „Wie kommt man von Heiligenhaus nach Gießen?“, will der Moderator wissen. Federspiels Antwort. „Na mit dem Auto!“ Der sympathische Essener hat die Lacher auf seiner Seite. Dass die zentrale Studienvergabestelle ihm zunächst einen Platz in Bielefeld zuwies, klärt er nun auf. „Aber das gibt’s ja eh nicht, habe ich mir gedacht“, erzählt Federspiel lachend mit Hinweis auf den seit Jahrzehnten kursierenden Studentenwitz. Ein Freund empfahl ihm schließlich die Uni in Gießen, die im Übrigen ein paar Jahre später auch in einigen seiner Kurzkrimis eine Rolle spielen sollte.

In Gießen studiert er noch Anglistik, schließt sich einer Theatergruppe an und spielt zudem am Theater der damals dort stationierten US-Streitkräfte. Obwohl er das Jurastudium abschließt – die rechte Freude an diesem Beruf hat er nicht. Die Schauspielerei fasziniert ihn dagegen sehr. Doch für eine hiesige Schauspielschule ist er schon zu alt. „Wenn man da nicht ein Gründgens ist, hat man keine Chance.“ In einer Einrichtung bei London lernt er das schauspielerische Handwerkszeug – u.a. auch verschiedene Akzente und Dialekte wie den jüdischen New Yorker, den Südstaaten-Amerikaner oder den adeligen Briten.

Aktivitäten

Über Waffen, Spurensicherung etc. informiert sich Arnd Federspiel in Büchern, im Internet oder bei Kollegen. Manches ist Fantasie: „Besser gut erfunden, als schlecht recherchiert“. Und: „Zum Schreiben setzte ich mich da hin, wo ich bin. Wenn es da schön aussieht, umso besser.“

Er mag Kino und Tatort-Krimis, liest gerne auch Werke von Mark Twain. Musikalisch hört er „alles quer Beet“. Sportlich betätigt er sich oft auf dem Fahrrad und im Winter auf Skiern. Handwerklich habe er auch einiges drauf, betont der Vater zweier Kinder.

„Das war schon lustig“, resümiert Federspiel, der durch einen Kurs „Creative Writing“ in dieser Zeit auch seine schriftstellerischen Fähigkeiten weiter ausbaut. „Das ist eine schöne Übung, über etwas zu schreiben, mit dem man sich sonst nicht beschäftigt.“ Und: „Schreiben kann man überall“, sagt Federspiel, der in den Urlaub gerne Notizhefte mitnimmt, „falls mir etwas einfällt, eine Szene, eine Begebenheit.“ Ob er denn eine Schreibmaschine besitze, fragt Peter Ihle. Federspiel verneint, die Notizen werden, sofern sie nicht in einer Schublade landen, in den Laptop getippt. „Aber so eine alte Remington wäre schon schön“, sagt der Autor mit einem charmanten Lächeln.

In zwei Stücken auf der Bühne

Sein erster Krimi ist ein Weinkrimi. Ein Studienfreund der einen Weinhandel übernommen hatte, bat ihn, eine Verkostung mit einer Lesung zu begleiten. Es waren fremde Krimitexte. „Das kam so gut an, dass ich fragte: Soll ich Dir einen Weinkrimi schreiben?“ Vier Geschichten rund um den Weinhändler in Gießen, den Arnd Federspiel in seine Storys einbaute, entstanden. Ein Marburger Verlag sprang darauf an, ein zweiter Band folgte bald darauf.

Für seinen Roman „Bei Hitze Mord“ brauchte er etwas länger, um einen Verlag zu finden: „Da bin ich von Pontius nach Pilatus gegangen.“ Das Buch erschien 2011, weitere Kurzgeschichten hat er in Sammelbänden seither veröffentlicht.

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Schreiben und auf der Bühne stehen: „Ich liebe beides auf seine Art“, meint Arnd Federspiel. Im Essener Theater Courage ist er in den nächsten Monaten regelmäßig in der Tragikomödie „One-Hit-Wonderland“ sowie in der Komödie „Total abgedreht“ zu sehen. „Das Theater ist sehr familiär und das macht mir sehr viel Spaß.“

Juror für den Glauser-Preis 2015

Nicht widerstehen konnte Arnd Federspiel, als die Krimiautorenvereinigung Syndikat ihm einen Platz in der Jury für den Glauser-Preis 2015 in der Sparte Roman anbot: „Da sagt man ja nicht nein.“ Allerdings bedeutet dies: lesen, lesen und noch mal lesen. Um die 200 Bücher sind es bisher, die der Postbote nach Essen-Fischlaken ausgeliefert hat – „und das Jahr ist noch nicht zu Ende. Es kommt ja noch die Buchmesse in Frankfurt. . .“ Aber es sei auch eine Aufgabe, die ihm viel Freude bereite, gibt der 48-Jährige zu. Der Austausch unter den fünf Juroren sei rege und es sei spannend zu erfahren, was die anderen über die Krimis ihrer Kollegen denken. Anfang 2015 werden die Nominierungen für den renommierten deutschen Krimi-Preis bekannt gegeben.

Ob Edgar Wallace einen solchen heute bekommen würde, möchte Peter Ihle wissen. „Nein, wohl nicht“, sagt Federspiel und grinst. „Dafür hat er zu fließbandmäßig geschrieben.“ Dennoch hält er einige Stücke auf Wallace: „Da weiß man, was man hat.“ Zum Tode von Blacky Fuchsberger habe er sich noch mal den „Hexer“ angeschaut.

An den Todestag Friedrich Glausers, den Schweizer Schriftsteller, wird im Übrigen jedes Jahr am 8. Dezember in Lesungen erinnert. Für Essen organisiert dies Arnd Federspiel mit. Mit der Benefizlesung wird in diesem Jahr eine Schule für Körperbehinderte unterstützt