Heiligenhaus. . Waggonbrücke, Kult Kaffee und Waschstraße sind nur der Anfang vieler Projekte am Heiligenhauser Abschnitt des Panoramaradwegs. Die WAZ stellt die Ideen für weitere Kult- und Identitätsstifter vor.
Einst mehr oder weniger notwendiges Übel, zählen die Waggonbrücke und der Güterbahnhof heute zu den Kleinoden der Stadt. Die eine brachte es als erste ihrer Art in Deutschland weit über die Stadtgrenzen hinaus zu Berühmtheit; die andere trägt mit der eingezogenen Kaffeerösterei nicht nur das dunkle Gebräu in ihrem Namen, sondern auch den Kult.
Was wenig bescheiden klingt, verweist auf das Potenziel der ehemaligen Bahn-Objekte: Kultstatus könnten sie erlangen. Aus ausgedientem Schrott sollen Schmuckstücke der Gegenwart werden. Die Zukunft könnte Heiligenhaus noch weitere bescheren: Entlang des Panoramaradwegs harren noch mehr Objekte einer Nutzung, die wie im Fall von Waggonbrücke und Güterbahnhof den stillgelegten Gleisen neuen Glanz verleiht – spektakuläre Ideen inbegriffen.
Was heute anerkanntermaßen zur Identität der Stadt beiträgt, war für die Verwaltung zunächst einmal ein Risiko: Die ehemaligen Gleise für den Panoramaradweg gab’s nur im Paket. „Die Kommune muss alles kaufen oder nichts“, erklärt Bürgermeister Dr. Jan Heinisch das Geschäft mit der Bahnflächenentwicklungsgesellschaft. Sie verkauft ehemalige Bahntrassen an Kommunen, „damit das bewahrt und nicht zerstückelt wird.“
Die Stadt kaufte alles. Auf diesem Alles fahren heute Radler spazieren, Passanten kehren auf einen Kaffee ein, Autofahrer lassen ihr Gefährt reinigen: Aus dem einstigen Risiko erwuchs der Panoramaradweg mit seinen angrenzenden Attraktionen. Sechs sollen noch hinzukommen – die WAZ stellt sie vor.
Klettern und Futtern am Kornspeicher
Für den Trendsport Klettern könnte es hoch hinaus gehen: Die beiden tonnenförmigen Silos des Kornspeichers könnten von außen mit Griffen versehen werden und Hobby-Spidermen anlocken.
Aber auch Nicht-Kletterwillige könnten die Aussicht von oben genießen: In Form eines Veranstaltungsraums zum Vermieten. Dafür wäre im obersten Geschoss des Kornspeichers vom Boden bis zur Decke eine Glasfront möglich. Heinisch schwärmt: „Von da oben haben Sie das gesamte Ruhrgebiet am Horizont.“
Weiter unten könnten Besucher ihren Hunger stillen: „Wir hatten Anfragen von Gastronomen.“ Interessierte Pächter gäbe es, allerdings müsste die Stadt als Besitzerin der Immobilie zunächst investieren oder einen Investor finden, um zum Beispiel die Innengrundfläche zu vergrößern. Denn die ist aufgrund von Brandschutzvorschriften nicht komplett nutzbar.
Geld einbringen würde hingegen eine weitere Nutzungsidee: Das gesamte Ensemble könnte als Werbefläche vermietet werden.
Lässt sich keine dieser Ideen umsetzen, bliebe wohl nur der Abriss. Für Heinisch die denkbar schlechteste Lösung: „Ich wäre sehr froh, wenn wir für die Kornspeicher eine Nutzung finden würden.“
Hinter den Silos findet sich ein Waggon, der sich ebenfalls für kleine oder große Leckereien anbietet: Eine Eisdiele oder Gastronomie können sich hier niederlassen – unabhängig von den Kornspeichern oder im Verbund damit.
Die kleinste Idee bezieht sich auf den Bahnpark. Stadtplaner Siegfried Peterburs verrät: „Beim Bau haben wir schon Fundemante für eine Uhr gelegt.“
Outdoormöbel und Grillplatz an der BMX-Anlage
Der leere Magen lässt sich künftig womöglich um die BMX-Anlage herum füllen: Einen Grillplatz wünschen sich laut Verwaltung die Heiligenhauser Jugendlichen. Am BMX-Park ließe sich einer einrichten. Auch sogenannte Jugendmöbel plant die Stadt hier ein. „Wie setzt sich ein Jugendlicher auf eine Bank?“, fragt Stadtplaner Siegfried Peterburs und liefert die Antwort gleich mit: „Er setzt sich auf die Lehne.“ Dieses Bedürfnis nach Coolness sollen die Outdoor-Möbel erfüllen.
Abseilen von den Viadukten
Den größten Bauwerken blüht die spektakulärste Nutzung. Die beiden Viadukte an der Ruhrstraße könnten zum Ausflugsziel für Kletterer werden. Abwärts statt aufwärts würde es für sie hier gehen: Von den mehr als 20 Meter hohen Bögen könnten sie sich abseilen und ohne das Gefühl von Mauern unter den Füßen einen kontrollierten und gesicherten Fall erleben. Nachts könnte statt sportlicher Aktivität eine neue Beleuchtung für Aufsehen sorgen.
Sportpark am Bahnhof Isenbügel
An Menschen mit eher konventionellen Sitzerwartungen richten sich die Möbel, die die Sitzecke am Bahnhof Isenbügel aufwerten sollen. Für den Bahnhof selbst ist erst einmal nichts geplant; seine Mieter wird das freuen. Hinten raus ist ein Sportpark angedacht. Dort soll regelmäßig ein sogenanntes Freestyle-Training angeboten werden, das offen für alle ist. Das Ziel formuliert Heinisch so: „Da können sich junge Menschen auspowern jenseits der Mitgliedschaft in einem Fitnessstudio.“
Die Pläne für den Sportpark sind am konkretesten: Fünf Geräte sollen dort auf einem Tartanuntergrund aufgestellt werden, „linear, wie man früher an Bahnstrecken positioniert hat“, erläutert Peterburs den geplanten Verweis auf die Vergangenheit des Ortes. Auch ein Sponsor steht bereit; das Vorhaben muss aber noch einmal in den politischen Gremien besprochen werden. Heinisch geht aber davon aus: „Nächstes Jahr wird man das nutzen können.“
Damit wäre es das erste der verbleibenden Projekte entlang des Panoramaradwegs, das Form annimmt.