Heiligenhaus. . Landwirt Tobias Wortberg trägt den Raps auf seinem 14 Hektar großen Feld ab. Der Regen kommt für ihn dabei keinen Tag zu früh. Spätere Verarbeitung zu Speiseöl oder Kraftstoff.
Zufrieden steht Tobias Wortberg auf seinem Feld an der Höseler Straße und blickt in die Ferne, wo sich der Mähdrescher langsam, aber bestimmt durch das Getreide wälzt. Bei brütender Hitze erntet er gemeinsam mit einem Angestellten das 14 Hektar große Rapsfeld ab. Bereits am Abend zuvor hatten die Männer bis halb elf Gerste geerntet.
Der 28-Jährige Tobias wird später den Hof von seinem Vater Hans (56) übernehmen. Wie gut die Saison in diesem Jahr für seinen Betrieb ausfallen wird, kann er noch nicht abschätzen: „Die Trockenheit im Frühjahr hat uns zu schaffen gemacht.“ Generell sei zu heißes Wetter nicht gut für den Raps. „Deswegen könnte ich dem Wettermann auch jedes Mal an die Gurgel gehen, wenn er Temperaturen über 30 Grad ankündigt“, lacht Wortberg. Der schlimmste denkbare Fall ist allerdings ein Gewitter, insbesondere wenn Hagel dabei ist. „Das wäre dann der Totalschaden, der Hagel schießt uns alles kaputt“, erklärt der Landwirt. „Dann kann es schon mal vorkommen, dass die Arbeit eines ganzen Jahres umsonst war.“
Füchse leben gefährlich
Der Mähdrescher nähert sich mit lautem Brummen. 13 Tonnen bringt das Gefährt auf die Waage und schneidet auf einer Breite von fünfeinhalb Metern alles weg, was ihm in die Quere kommt. Kann es dabei nicht vorkommen, dass auch mal ein Tier, etwa ein Reh, das im Unterholz Schutz sucht, zwischen die messerscharfen Klingen gerät? „Rehe sind ziemlich schlau“, erklärt Wortberg, „und Hasen buddeln sich im Zweifelsfall einfach ein. Nur der eine oder andere Fuchs geht schon mal drauf. Vor allem unerfahrene Tiere, die noch nie einen Mähdrescher zu Gesicht bekommen haben, sind gefährdet.“ Die Arbeit behindert das aber nicht, oft bemerkt der Fahrer so einen Vorfall nicht einmal.
Zwei Hektar pro Stunde geerntet
„Wir schaffen circa zwei Hektar pro Stunde, so dass wir bis heute Abend fertig werden“, schätzt Wortberg. Ist das Feld komplett abgeerntet, wird der Raps auf dem familiären Hof eingelagert. Anschließend geht es dann zu den Ölmühlen nach Hamm oder Neuss, wo der Raps entweder zu Speiseöl oder Biodiesel verarbeitet wird.
Inzwischen hat der Mähdrescher die drei gewaltigen Anhänger erreicht, die darauf warten, gefüllt zu werden. Aus einem Rohr wird der Raps unter lautem Rauschen mit Hochdruck aus dem Auffangbehälter hineingepustet. Trotz ihrer Größe füllen sich die Anhänger schnell.
40 Jahre Erfahrung
Schichtwechsel: Jetzt steigt Wortberg selbst in die Maschine und tuckert los, Fahrer Ulrich Vozely hat Pause. Seit 40 Jahren fahre er den Drescher, erzählt der Mann, während er eine Tupperdose mit Kartoffelsalat öffnet und sich sein wohlverdientes Mittagessen gönnt. An einen Traktor gelehnt, isst er und genießt seine Pause. Dabei geht es nicht immer so ruhig zu. Einmal, erzählt Vozely, war er gerade dabei, ein Fahrzeug zu reparieren, als dieses plötzlich Feuer fing. „Ich habe sofort zum Feuerlöscher gegriffen, aber da war nichts mehr zu machen“, berichtet der 54-Jährige.
Inzwischen kommt Wortberg mit dem Drescher wieder vorbeigefahren. Es war nicht seine letzte Runde an diesem Tag.