Heiligenhaus. . Im Wachstum ist nicht alles so ganz glatt gelaufen, deswegen muss unser Reporter mit der kalten Schnauze nun zur Physiotherapie. Hier schwimmt Ben nun wöchentlich für starke Muskeln.

Was macht man, wenn der Vierbeiner plötzlich humpelt, aber der Tierarzt nichts feststellen kann? Dafür gibt es mittlerweile auch Hundeosteopathen und Hundephysiotherapeuten. Und da muss unser Redaktionshund Ben, der Reporter mit der kalten Schnauze, nun auch hin und berichtet davon.

Mein Ruf eilt mir voraus. Wenn ich andere Hunde treffe, dann geht es zur Sache. Treffe ich zum Beispiel Darek, einen Berner Sennenhund, fegen wir durch den Wald, so dass es unsere Frauchen schon manchmal mit der Angst zu tun bekommen, dass wir mit voller Wucht gegen einen Baum knallen. Richtige Rambos. Mit Hundekumpels, aber auch mit töften Mädels, geb’ ich schon gerne mal Gas. Und genau das ist wohl der Grund, wieso ich nun jede Woche schwimmen gehen muss – oder darf.

Es zwickte. Im Rücken. Und zwar gewaltig. Ich blieb stehen und humpelte. Schnell packte mich mein Frauchen ins Auto und ab zur Tierärztin, die aber ohne Röntgen nichts feststellen konnte. Beim Gassi mit meinen Kumpels berichteten dann die anderen Herrchen und Frauchen von der Hundeosteopathie. „Mach das erstmal, dann weißt du genau, was bei deinem Hund nicht richtig ist.“

So schwimmt ein Hund von heute: Am Anfang leichte Panikattacken, am Ende war’s aber sowas von routiniert: Hundephysiotherapeutin Susanne Siebertz hat ganze Arbeit geleistet
So schwimmt ein Hund von heute: Am Anfang leichte Panikattacken, am Ende war’s aber sowas von routiniert: Hundephysiotherapeutin Susanne Siebertz hat ganze Arbeit geleistet © Lars Heidrich / WAZ FotoPool

Meine Trainerin empfahl mir die Düsseldorfer Hundephysiotherapiepraxis Gangwerk von Susanne Siebertz. Zunächst gab es hier eine anderthalbstündige osteopathische Behandlung von Anna Friedrichs, die meinem Frauchen erstmal die Angst vor schlimmen Diagnosen nahm, die die Tierärztin mal so vermutet hatte.

Zu früh zu wild gespielt

Aber hier und da stimmte einiges nicht: Das Wadenbein war eingeklemmt, die Wirbelsäule nicht ganz gerade, das Knie hinten links und das Sprunggelenk hinten rechts etwas zu locker. „Es ist halt ein Labrador, wahrscheinlich hat er im Wachstum öfters mal zu ruppig gespielt“, mutmaßt die Hundeosteopathin. Nach der Sitzung ist einiges wieder an der richtigen Stelle, aber ich muss jetzt ab und zu mal hier hin.

Was ich nun machen darf, ist therapeutisches Schwimmen, um die Muskulatur in meinen Hinterbeinen zu stärken. Wie für euch Menschen ist das auch für uns Hunde anstrengend, aber gelenkschonend. Im Gangwerk gibt es etwas ganz Besonderes, was es nur ganz selten in Deutschland gibt: ein Schwimmbecken extra für Hunde. Hundephysiotherapeutin Susanne Siebertz schnallt mir zu Beginn eine Schwimmweste um, denn obwohl ich ein wasserverrückter Labrador bin und bis zu den Schultern gerne in Seen, Flüssen und Meere springe, ist mir Schwimmen noch ein wenig unheimlich.

Wie bei Nichtschwimmerkindern: Ben bekommt eine Schwimmweste. Foto: Lars Heidrich Erst Überlebenskampf, dann das pure Vergnügen

Mein Frauchen stand zunächst am Beckenrand und sprach mir Mut zu. Ein Spielzeug sollte ich apportieren, aber die ersten Runden kämpfte ich schlichtweg um mein Überleben. Geplanscht bis zur Decke hab ich, bis ich festgestellt habe, dass ich schwimmen kann. Dann ging es super schnell. Für Leckerchen tu ich bekanntlich alles, und so wurde auch das Schwimmen kein Problem mehr. „Das dauert manchmal ein wenig, vor allem, wenn die Hunde sehr sensibel sind. Aber wenn sie merken, sie haben die Sicherheit, kommt der Rest ganz schnell“, erklärt Susanne Siebertz. Mittlerweile darf mein Frauchen auch mit mir ins Wasser, das macht mir dann noch mehr Spaß.

Die Schwimmtherapie ist schon etwas Besonderes hier im Gangwerk. 2004 hat Susanne Siebertz ihre Ausbildung absolviert, seit 2006 ist sie in Düsseldorf mit ihrer Praxis selbstständig. „Das Bewusstsein der Hundehalter für ihre Hunde hat schon stark zugenommen. Früher war es schon eher ungewöhnlich, mit dem Hund zur Physiotherapie zu gehen, aber es wird immer normaler“, erklärt Susanne Siebertz. Und das sei in vielen Fällen auch ratsam: „Vielen Hunden können wir durch die Schwimmtherapie oder auch andere Therapiemöglichkeiten wirklich helfen, das ist für mich der größte Erfolg“, erklärt Susanne Siebertz. Und übrigens: Ich kann es nur empfehlen – auch all den gesunden Hunden, die mal hier schwimmen wollen. Denn das macht einfach echt Spaß.