Heiligenhaus. . Raus aus dem alten Kiekert-Provisorium, rauf auf den neuen Campus. Bis es in Heiligenhaus auf dem ehemaligen Kiekert-Areal an der Kettwiger Straße soweit ist, rollen aber noch monatelang die Bagger – der Grundstein ist nun aber gelegt. Bürgermeister Heinisch hat einen Wunsch.
Das Loch war schon da, nur sah es im Herbst 2009 noch anders aus. Prof. Christian Weidauer erinnert sich gern an seinen ersten Besuch in Heiligenhaus, um herauszufinden, wo er künftig arbeiten würde. Vor knapp fünf Jahren lebte Weidauer in Südhessen, machte auf dem Weg in die alte Heimat Wattenscheid einen Abstecher und fragte sich in der Stadt durch nach dem Campus. Die Antworten reichten von vollkommener Ahnungslosigkeit bis zu großem Staunen. Im Rathaus konnte ihm eine Mitarbeiterin helfen. Sie führte Weidauer zu einem Fenster, das zum Kiekert-Areal zeigte. „Da kommt die Hochschule hin, hat sie gesagt“, erinnert sich der heutige Standortleiter des Campus Velbert/Heiligenhaus, „darauf sagte ich: Da ist aber noch einiges zu tun.“
Diese Erkenntnis hat auch am 23. Mai 2014 noch Bestand, allerdings war der Freitag ein entscheidender Moment in der Geschichte des Ablegers der Hochschule Bochum. Svenja Schulze legte den Grundstein für den gut 22 Millionen Euro teuren Neubau an der Kettwiger Straße. „Wir brauchen in Zukunft mehr hervorragend ausgebildete junge Menschen“, erklärte die NRW-Wissenschaftsministerin, „für die Region ist es entscheidend, Bildungspotenzial zu nutzen und Talente hier zu halten.“
Stadt und Schlüsselregion befürworten ein Studentenwohnheim
Kooperation mit mehr als 100 Unternehmen
Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW als Eigentümer und Bauherr baut für gut 22 Millionen Euro den viergeschossigen Neubau. Die Stadt Heiligenhaus ist mit 400 000 Euro an dem Projekt beteiligt. „Das wird sich allemal lohnen“, ist Bürgermeister Dr. Jan Heinisch überzeugt.
Mehr als 100 Unternehmen aus der Region kooperieren mit der Hochschule, bieten Praxisplätze für die dualen Studien an. „Ohne die Industrie würde es den Campus hier nicht geben“, glaubt Dr. Florian Hesse, stellvertretender Vorsitzender des Vereins Schlüsselregion.
Als förderlich soll sich in diesem Zusammenhang der Neubau erweisen, der im November 2015 fertiggestellt sein soll. Den zwölf Professoren sprach Schulze ein Kompliment aus. Wenn jeder zweite sein Ingenieursstudium vorzeitig beende, in Heiligenhaus von den 28 Studenten der ersten Generation aber nur zwei abgebrochen haben, „dann scheinen Sie hier einiges richtig gemacht zu haben.“ Tobias Schuster ist so ein Student, der hier erst seinen Bachelor-Abschluss gemacht hat und nun im Master-Studium steckt. „Ich werde den Neubau zwar wohl nicht mehr als Student erleben, aber das ist ein wichtiger Schritt für die Region. Was wir aber auch brauchen, ist bezahlbarer Wohnraum.“
Ein Punkt, den Dr. Jan Heinisch bei seiner Rede vor gut 70 Gästen in einem großen Zelt ansprach. „Hinter uns ist noch eine große Grube“, erklärte der Bürgermeister, „da wünschen wir uns ein Wohnheim hin.“ Das Problem: Der Grundstücksfonds NRW hat die Brache einst für einen symbolischen Euro an den Bau- und Liegenschaftsbetrieb verkauft. Für die andere Fläche möchte das Land laut Heinisch aber 380 000 Euro sehen – „das ist schwierig mit studentischen Mieten zu erzielen“, seufzte er und bekam Zuspruch von Dr. Florian Hesse, stellvertretender Vorsitzende des Vereins Schlüsselregion: „Ein Wohnheim wäre die passende Ergänzung.“ Das Projekt Campus-Bau in Heiligenhaus sei in den vergangenen Jahren durch viel Optimismus realisiert worden. Vielleicht lässt sich ja nun Neuer schöpfen, wenn der Bochumer Hochschulpräsident Prof. Martin Sternberg sagt: „Wer ein Haus baut, der bleibt – und wir wollen in Heiligenhaus und der Region sein und bleiben.“