Heiligenhaus/Ratingen. . Heiligenhaus und Ratingen wollen die lange geplante Zusammenarbeit der insgesamt drei Rettungswachen zum 1. Januar 2015 auf den Weg bringen. Das Ziel: ohne Mehrkosten mehr Leben retten.

Ein Problem plus ein Problem ergibt eine Lösung. Diese Rechnung geht zumindest für die bislang noch getrennten Rettungsdienste in Heiligenhaus und Ratingen auf: Der hiesige hat eine zu dünne Personaldecke, der benachbarte einen zu langen Anfahrtweg zu abseits gelegenen Stadtteilen. Der lang gehegte Plan, die beiden Einheiten zusammenzulegen, hat jetzt ein mögliches Startdatum bekommen: Ab 1. Januar 2015 könnten Einsatzwagen mit der Aufschrift „Rettungsdienst Ratingen / Heiligenhaus“ ausrücken.

Der Plan ist nicht neu: „Den Ordner schicken wir seit Jahren durch die Regale“, sagt Bürgermeister Dr. Jan Heinisch. Er empfing am Donnerstag den Ratinger Bürgermeisterkandidaten Klaus Pesch in der Heiligenhauser Wache. Heinisch und Pesch, der parteiübergreifend für CDU, SPD, FDP und Grüne antritt, wollen das einheitliche Blaulicht nach gut vier Jahren Vorlaufzeit schnellstmöglich leuchten lassen. Seine Wahl vorausgesetzt, will Pesch die Kooperation zu einem seiner ersten Projekte erheben.

Personaldecke wächst von 10 auf 90

Vorteile soll die Zusammenarbeit für beide Beteiligten bringen: „Der Standort Heiligenhaus wird dadurch gestärkt“, sagt Heinisch und betont: „Das kostet nichts.“ Gestärkt würde aus Heiligenhauser Sicht vor allem die Personaldecke, die vor Ort etwas dünn ist: Zehn Mitarbeiter stehen aktuell für den Dienst mit dem Rettungswagen bereit; jeweils zwei davon müssen rund um die Uhr im Einsatz sein. Bei Urlaub, Krankheit oder Elternzeit bedürfe es da „manchmal viel Improvisation“, beschreibt Heinisch die Situation. Mit den 80 Ratinger Mitarbeitern zusammen ließe sich der Dienstplan einfacher erstellen.

Wo die Kreise sich überschneiden, könnten Heiligenhaus und Ratingen besonders von einer Zusammenarbeit im Rettungsdienst profitieren.
Wo die Kreise sich überschneiden, könnten Heiligenhaus und Ratingen besonders von einer Zusammenarbeit im Rettungsdienst profitieren. © wnm

In der Nachbarstadt könnte die Zusammenarbeit Leben retten: Die Hilfsfrist von acht Minuten, die maximal zwischen Notruf und Ankunft des Rettungswagens an der Einsatzstelle vergehen sollen, wird zum Beispiel in Hösel um die Hälfte überschritten: Fast zwölf Minuten gehen dort ins Land. Sechs Minuten könnten es sein, rückte der Rettungswagen von Heiligenhaus aus statt aus einer der beiden Ratinger Wachen. „Bei Herzinfarkt und Schlaganfall kommt es auf die Minute an“, betont Pesch. Auch in Homberg und Eggerscheidt könnte das Martinshorn dann deutlich schneller zu hören sein.

Heinisch widerspricht Befürchtungen, wonach eine Kooperation das Ende der örtlichen Wache bedeuten könnte: „Wir würden gemeinsam drei Rettungswachen betreiben. Der Standort Heiligenhaus als Rettungswache ist unersetzbar.“ Auch deshalb, weil die Acht-Minuten-Hilfsfrist von anderen Städten aus nicht einzuhalten sei.

Sollte es zur Zusammenarbeit kommen, „wären wir im Kreis die ersten, die das so praktizieren“, kündigt Heinisch an. Und was hält der Ratinger Bürgermeisterkandidat von seinem Zieldatum? „Der 1. Januar 2015 ist durchaus realistisch“, sagt Pesch. „Es braucht nur eine Vorlage und zwei Ratsbeschlüsse.“