Langenberg/Heiligenhaus. Für das Publikum im Langenberger Alldie-Kunstkaufhaus wurde die Lesung von Spiegel-Autor Peter Wensierski zur unterhaltsamen und spannenden Geschichtsstunde. Der gebürtige Heiligenhauser berichtete auch über die Recherchen zu seinem Buch.

„Meine Aufgabe als Journalist ist es, Geschichten anderen weiterzuerzählen“, sagt Peter Wensierski. In seinem Buch „Die verbotene Reise“ hat er dies auf eine sehr berührende Weise getan. Jens und Marie, die Akteure einer abenteuerlichen Flucht aus der DDR über Russland, die Mongolei bis nach China, werden in Worten und Bildern so lebendig, als wäre das Ganze erst gestern passiert: Wie sich die Studenten in Ost-Berlin kennen lernten, wie sie ihre illegale Reise planten und durchführten, wie sie in der unwirtlichen Steppe das einfache Leben der Mongolen erlebten und Ängste überwinden mussten. Im Langenberger Alldie-Kunstkaufhaus erzählte Wensierski dieses Husarenstück zwei junger Menschen vor einem interessierten Publikum.

Nicht nur etliche Heiligenhauser Weggefährten des Autors und interessierte Erwachsene (u.a. Bürgermeister Dr. Jan Heinisch, die ehemalige Heiligenhauser Jugendamtsleiterin Beate Schiffer, Altbürgermeister Peter Ihle) waren gekommen, sondern auch einige junge Menschen. Wie Johannes, 20, der selbst schon Tramp-Touren gemacht hat: „Das ist eine tolle Erfahrung. Ich kann Jens und Marie gut verstehen. Umso mehr, weil es ja in der DDR keine wirkliche Reisefreiheit gab.“ Martin, 21, findet die Schilderung des DDR-Alltags plastisch: „Meine Generation kann sich ja kaum vorstellen, wie die Leute so lebten.“

Auch eine Hand voll Schüler des Kant-Gymnasiums nahm an der abendlichen Geschichtsstunde teil. Ihr Lehrer Jörg Potthaus, der mit Peter Wensierski einst die Schulbank im THG Kettwig drückte: „Die Jugendlichen haben Bauklötze gestaunt, wie es so im Osten früher zuging.“ Er selbst habe noch deutlich die Schikanen an der innerdeutschen Grenze vor Augen.

Was dennoch alles möglich war, das zeigt die Reise von Jens und Marie, die sich erst durch Wensierskis Recherche nach vielen Jahren wieder begegnet sind. Die Erinnerung an ihr gemeinsames Abenteuer wirkt noch heute nach, wie ein kleiner Film zeigt, den Wensierksi am Schluss der Lesung über die Leinwand flimmern ließ: Beide sind ihren Zielen treu geblieben, haben sich nach der Wende ihre Träume von einem naturnahen Leben erfüllt.