Heiligenhaus. . Für Achim Kleinbeck und Lothar Augustin steigt vom 19. bis 23. Mai eine Medaillenjagd direkt vor der Haustür, denn die beiden Bewohner des Heiligenhauser Lebenshilfe-Wohnheims starten bei den Special Games in Düsseldorf. Die Tage davor sind geprägt von großer Aufregung und noch größerer Begeisterung.

Geht’s nach Achim Kleinbeck, können die Wettkämpfe schon morgen beginnen. Ach was, am liebsten gleich: Als hätte er die Badehose an und das Wasser um sich, fängt der begeisterte Schwimmer sogleich an, mit den Armen zu kraulen. „Ich will den Pokal holen“, schießt es aus Achims Mund heraus, als würde Michael Phelps sogleich nach dem Startsignal vom Block ins Becken springen. Was für den US-Schwimmstar die Olympischen Spiele sind, ist für Achim Kleinbeck die Teilnahme an den Special Olympics. Mit ihm und Lothar Augustin werden gleich zwei Bewohner des Lebenshilfe-Wohnheims an der Abtskücher Straße vom 19. bis 23. Mai in Düsseldorf um Medaillen kämpfen.

Wer schummelt, wird disqualifiziert

Wie sehr diese sportliche Großveranstaltung für Menschen mit geistiger Behinderung Achim in den Bann zieht, ist nicht schwer zu erahnen. Auf die Frage, ob er aufgeregt sei, reibt sich der 51-Jährige, bei dem das Down-Syndrom, also Trisomie 21, diagnostiziert wurde, die Hände; er lacht viel, sucht die Nähe seiner Mitmenschen, wobei die leichte Verlegenheit umso intensiver von seiner schier grenzenlosen Begeisterungsfähigkeit übertroffen wird. „Die Freude ist gigantisch“, sagt Jakob Dreesmann, der bei der Lebenshilfe mehrere Sportgruppen leitet.

Jeden Mittwoch trainiert Achim Kleinbeck. „Nicht zu lang“, sieht er seinen Eifer in den 90-minütigen Einheiten nicht gestillt. Bei den Special Games krault er im Leistungszentrum Wuppertal über 25 und 50 Meter. „Butterfly ist auch gut“, sagt der 51-Jährige und verweist auf seinen dritten Start als Schmetterlingsschwimmer in der Lagen-Staffel. „Achim ist ein Schönschwimmer“, beschreibt ihn Dreesmann. Das muss ihm aber nicht zum Verhängnis werden: Bei den Special Games werden die Schwimmer nach Klassifizierungsrennen in leistungsgerechte Startfelder eingeteilt – wer am Ende die beste Zeit schwimmt, holt Gold. Da früher viel geschummelt wurde, werden Starter nun disqualifiziert, weichen sie zehn Prozent von ihren Zeitvorgaben ab. „Wenn ich nicht gewinne, ärgere ich mich, gratuliere aber und gebe dann Applaus“, sagt Achim und klatscht mit den Händen über dem Kopf.

Was das Siegen angeht, ist Lothar Augustin ein alter Hase. An den Wänden in seinem Zimmer hängen etliche Medaillen, Bilder bekannter Gewichtheber wie Rolf Milser oder Matthias Steiner sind teils verdeckt von großen Pokalen. Als Kind hatte der heute 54-Jährige einen Sportunfall – die daraus resultierende leichtgradige geistige Behinderung hat ihn aber nicht daran gehindert, Erfolg zu haben. In Düsseldorf startet er im Kraftdreikampf, trotz Bestleistungen von 65 Kilo im Bankdrücken, 85 Kilo in der Kniebeuge und 112 Kilo im Kreuzheben „ist da noch viel mehr drin. Wenn ich mich anstrenge, reicht’s für eine Medaille.“ Viermal wöchentlich trainiert er, kontrolliert beim Wettkampf stets seine Bandagen und die Atemtechnik. „Wenn’s um Medaillen geht, ist er hochkonzentriert“, sagt Dreesmann. Lothars Ziel ist die zweite Teilnahme an den Weltsommerspielen: Nach Athen 2011 will er im kommenden Jahr aber nicht nur nach Los Angeles, um einen weiteren Pokal mitzubringen: „Vielleicht sehe ich ja auch den Obama.“