Heiligenhaus. . Von der Villa Hestra Tescethe im Jahr 847 zum Abtskuchen im 13. Jahrhundert: Rund um das Schloss Hetterscheidt im Heiligenhauser Stadtteil Abtsküche spinnt sich eine interessante Geschichte.
„Den Sommer werde ich in diesem Jahr im Schloss Hetterscheidt verbringen.“ So könnte ein Abt im Mittelalter seinen Mitbrüdern sein Reiseziel erklärt haben. Denn die Abtsküche hat eine interessante Geschichte – und wohl auch eben ein Schloss, wie Hobbyhistoriker Rolf Watty berichtet.
Auf die Frage, ob es das Schloss nun gab oder es sich nur um Spekulationen handelt, sagt Watty recht entschlossen: „Ich wage zu sagen: Ja, es gab ein Schloss!“ Watty blickt über den Stauteich, hinüber zu den alten Höfen. Denn hier irgendwo muss es gewesen sein. Nicht da, wo jetzt der Turm steht, vermutet er. Im Stauteich selber? Auch eher unwahrscheinlich, auch wenn es Hinweise dafür gebe, dass es ein Wasserschloss gewesen sei. Für Rolf Watty bleibt es eine spannende Frage in der interessanten Geschichte der Abtsküche, die es noch zu klären gelte. Denn vieles hat er schon herausgefunden.
Im 14. Jahrhundert ist die Rede von einem Schloss
Zum ersten Mal wird die Abtsküche urkundlich 847 als Villa Hestra Tescethe erwähnt. „Daraus leitet sich der spätere Name Hetterscheidt ab“, erklärt Watty. Doch als Villa im heutigen Sinne könne man dies nicht verstehen: „Villa bezeichnete eher eine kleine Ortschaft mit einem Herrenhaus. Es muss also etwas Größeres hier gegeben haben.“ Das ließe sich auch daraus ableiten, wer hier phasenweise gewohnt habe. „Der Abt Konrad von Gleichen war bedeutsam und wurde hierhin verbannt. 1650 hat der Abt Preutaeus hier zeitweise gelebt. Man kann davon ausgehen, dass es eine standesgemäße Unterkunft war“, erklärt Rolf Watty. Im 14. Jahrhundert ist die Rede von einem Slot, also einem Schloss: „Es gab ein oberes Hus, wohl ein Herrenhaus, und Bauernhus, also Bauernhäuser rund herum.“
Zum ersten Mal fiel der Begriff des Abtskuchens auf einer Rechnung im 13. Jahrhundert, weiß Watty: „Der Abt ist mit Produkten rund um dieses Gebiet versorgt worden, alle Werdener Äbte haben hier wohl phasenweise gewohnt.“
Doch was dann mit dem Schloss geschehen ist, das weiß man nicht genau. Es soll gebrannt haben, renoviert worden sein, aber verfiel dann im 18. Jahrhundert. Heute, fast nicht mehr vorhanden und vergessen, zeugen nur noch der Turm und die Mauern von einer anderen Zeit. Steine der Mauern, so mutmaßt Watty, könnten in den jetzigen Gebäuden verbaut worden sein, wie der Grenzstein in dem Hof der Stadtwerke.