Heiligenhaus. . Wilhelm Schenk hat Verbesserungsvorschläge zum Heiligenhauser Bürgerhaushalt eingereicht. Dass es so wenige neben ihm waren, läge an den Bürgern – aber auch an der Stadt

Es ist ein ganz ordentlicher Packen Papier, den Wilhelm Schenk in den Händen hält, als er vor dem Rathaus auf einer Bank Platz nimmt. Worin er hin und her blättert, hat durchaus Bedeutung für das Gebäude hinter ihm, in dem über die politischen Geschicke der Stadt entschieden wird. Auf 16 Seiten hat Wilhelm Schenk seine Gedanken zum Doppelhaushalt 2014/2015 zusammengefasst. Er ist damit eine von nur zwei Personen, die sich mit ihren Verbesserungsvorschlägen und Ideen am Bürgerhaushalt beteiligt haben.

Die Resonanz auf die Teilnahme am Bürgerhaushalt war, wie bereits berichtet, so gut wie nicht vorhanden. Wilhelm Schenk selber sieht es als staatsbürgerliche Pflicht an, sich zu beteiligen. Während viele Heiligenhauser argumentierten, der Bürgerhaushalt sei nicht ausreichend publik gemacht worden, entgegnet Schenk: „Ich lese regelmäßig Zeitung und habe zwangsläufig davon mitbekommen. Allerdings denke ich, dass der Zeitpunkt um die Weihnachtsfeiertage ungünstig war und nur vier Wochen dafür viel zu wenig sind.“

Die prekäre Haushaltslage nahm Schenk zum Anlass, sich mit dem Entwurf auseinanderzusetzen. Auf den 16 Seiten nennt er präzise und gut verständliche Vorschläge, zum Beispiel für den defizitären Gebührenhaushalt des Rettungsdienstes. Gerade hierbei zeige sich, „dass da viel Spielraum zur Besserung vorhanden ist“, betont Schenk. Ein Aspekt zur Verbesserung der Haushaltslage geht mit einer Erhöhung der Gebühr für die Personenbeförderung im Krankenwagen einher. Auf die Idee kam er durch benachbarte Kommunen wie Ratingen und Wülfrath, die in den Aspekten schon vor einigen Jahren die Gebühren anhoben.

Kevin Kumm würde die Frühstückspause streichen

Neben Wilhelm Schenk gab’s noch einen Heiligenhauser, der am letzten Abgabetag seine Änderungsvorstellungen zum Doppelhaushalt eingereicht hat. Was Kevin Kumm sich hat einfallen lassen, dürfte den 348 Stadtangestellten nicht schmecken: Er plädiert dafür, die 15-minütige Frühstückspause zu streichen, die die Stadt ihren Arbeitnehmern und Beamten täglich zugesteht. Seiner Rechnung zufolge würde die Verwaltung sich freiwillig im Monat 1740 Arbeitsstunden durch die Lappen gehen lassen – umgerechnet 43,5 Stellen. Durch diese „kleine Einschränkung“ (Kumm) könnten nun entweder die Personalkosten deutlich heruntergeschraubt werden oder die Effizienz gesteigert werden. „Durch das zusätzliche Personal, welches ohne weitere Kosten für den Haushalt eingestellt wird, könnte die Stadt schneller arbeiten und somit gegebenenfalls auch ein Mehrertrag später in den nächsten Haushalt einfließen.“

Anschaulicher darstellen

Schenk lebt seit 60 Jahren in Heiligenhaus und meint, einen Grund für so wenig Engagement der Bürger zu kennen: „Viele Menschen sind der Meinung, dass es nichts bringe, sich dafür die Mühe zu machen.“ Weiterhin kritisiert er die mangelnde Transparenz des Haushaltsentwurfs: „Man sollte die Investitionen, bei denen die Bürger wirklich mitbestimmen können, verständlicher und ausführlicher darstellen.“ Der Diplom-Verwaltungswirt kann auch im IT -Bereich Erfahrungen vorweisen und rät zu einer anschaulicheren Darstellung des Entwurfs (PDF-Format) auf der städtischen Internetseite: „Elegant ist das nicht. Hier kann man wirklich besser werden.“ Bisher musste man sich, wenn man nach einem bestimmten Aspekt im Entwurf gesucht hat, Seite für Seite ansehen. Allerdings übt der Heiligenhauser auch generell am Doppelhaushalt Kritik: „Man sollte erst einmal schrittweise versuchen, die Haushaltslage zu bessern. Ein Entwurf für ein Jahr wäre besser.“

Für den nächsten Bürgerhaushalt hat Schenk einen Wunsch: „Dass mehr Zeit und verständliche Informationen für die Bürger zur Verfügung stehen.“ Ob seine Vorschläge berücksichtigt werden, entscheidet sich bei den Etatberatungen im Haupt- und Finanzausschuss vom 11. bis 13. Februar.