Heiligenhaus. . Hunger und Elend, Kälte und Hoffnungslosigkeit: Der Verein „Vergessene Kinder“ sammelt im Kreis Mettmann Spenden für bedürftige Familien in Rumänien. Die Vorsitzende Petra Ullrich nach ihrem letzten Besuch in Siebenbürgen: „Es war noch nie so schlimm wie jetzt.“ Schon acht Kinder sind seit November gestorben.
Petra Ullrich muss noch immer tief schlucken, wenn sie sich das noch mal vor Augen ruft, was ihr in den letzten Tagen immer und immer wieder Tränen in selbige getrieben hat. „Ich habe es noch nie so schlimm empfunden wie jetzt“, sagt die Vorsitzende des Vereins „Vergessene Kinder“, als sie vom letzten Besuch in Rumänien erzählt. Nicht zuletzt auch dank der Spendenbereitschaft der Heiligenhauser Bürger waren wieder zwei randvoll mit Kleidung, Spielsachen und Lebensmitteln bepackte Sattelschlepper in Siebenbürgen, um den dortigen Menschen zu helfen. Und ihr Erlebtes verschlägt dem Zuhörer in der Tat die Sprache: „Von Anfang November bis Ende vergangener Woche sind schon acht Kinder gestorben – so viele waren es im ganzen letzten Jahr.“
Kinder haben kein Immunsystem
Hunger und Elend, Kälte und Hoffnungslosigkeit, wohin das Auge reichte. Dass gerade die Kinder für Krankheiten so anfällig sind, hat einen Grund. 80 Prozent der Familien in Siebenbürgen seien Sozialfälle, viele hätten weder Gas noch Holz, um zu heizen. „In der Kälte bricht das Immunsystem dann zusammen“, erzählt Petra Ullrich, die besonders häufig Lungenentzündungen und Tuberkulose bei den Kleinen beobachtet. Dabei sind es dort jetzt gerade mal vier, fünf Grad unter Null. Ullrich: „Der richtige Winter kommt erst noch, dann sind es minus 15 Grad. Das Land ist fertig. Selbst die Menschen, die arbeiten und fleißig sind, hungern.“
Gemeinsam mit Petra Schmitz war sie nun wieder in Rumänien, um die Organisation vor Ort zu leiten. Dabei haben sie geschaut, wie die vom Verein betreuten Projekte laufen, welche Familien besonders unterstützt werden müssen, wo es Probleme in Schulen oder der Sozialstation gibt. „Alte Menschen stehen am Straßenrand, viele können sich kein Brot kaufen“, berichtet Ullrich, „es gibt Familien, die zwei bis drei Kinder haben und denen nach Abzug von Miete und Strom noch sieben Lei im Monat bleiben. Das sind 1,20 Euro.“
Was Petra Ullrichs Hoffnung am Leben hält und sie weiter kämpfen lässt, ist die Unterstützung aus Heiligenhaus und dem Kreis Mettmann. „Die ist sensationell“, bedankt sie sich bei Firmen, Vereinen und Privatpersonen. Zwar seien über die Jahre Sachspenden im Wert von 260 000 Euro für die vergessenen Kinder eingegangen, ein bisschen Geld kann der Verein aber auch für die jedes Mal 2500 Euro teure Fahrt nach Siebenbürgen oder einen Transporter (der alte hat nach 246 000 Kilometern, um Spenden einzuholen, den Geist aufgegeben) gebrauchen. Ebenso wie neue Helfer. Nach ihrer Rückkehr aus Rumänien erstmal ihrem Sohn (14) wieder von den Ereignissen berichtet. „Es will auch nächstes Mal wieder dabei sein. Es gibt ein gutes Gefühl, wenn das jemand in seinem Alter sagt: Ich mache etwas. Auch wenn es nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist.“