Heiligenhaus. . Vom 12. bis 15. Dezember öffnen die Buden des Heiligenhauser Weihnachtsmarktes. Das Treiben auf dem Rathausplatz soll familienfreundlicher werden, deshalb ziehen Glühwein und Co. um.

Würzig und warm hängt er in der kühlen Winterluft: Glühweinduft. Schon seit Wochen kitzeln Zimt- und Rotweinnoten die Nasen der besinnlichkeitssuchenden Weihnachtsmarktfans. Doch der Weg zur Theke und zum dampfenden Glühweinbecher gleicht in den umliegenden Großstädten einem Spießrutenlauf. Tausende von Besuchern drängen sich durch die engen Wege zwischen den Buden. Eigentlich lässt man sich als Bummler am besten vom Strom zum gewünschten Stand schieben und versucht dann, aus der Masse zu schlüpfen. Der Heiligenhauser Weihnachtsmarkt zählt mit rund 20 Buden zwar nicht zu den größten der Region, trotzdem versprüht er vom 12. bis zum 15. Dezember einen vorweihnachtlichen Charme, der vielerorts längst im Kommerzdschungel verschwunden ist.

„In diesem Jahr wird der Weihnachtsmarkt familienfreundlicher. Familiär war er allerdings schon immer“, sagt Irid Johannsen, die in der Weihnachtszeit dem Kulturbüro unter die Arme greift. Vor ihr auf dem Tisch liegt ein großer Plan, auf dem alle Buden eingezeichnet sind. Mit farbigen Stiften hat Johannsen die Stände markiert, die Alkoholhaltiges in ihrem Sortiment haben. „Feuerzangenbowle und Glühwein gehören natürlich auch zum Weihnachtsmarkt dazu, aber wir wollten es dieses Mal etwas trennen“, so Veronika Kautz vom Kulturbüro. Glühwein, Grog und Co. ziehen um. Finden können alle volljährigen Marktbesucher die hochprozentige Kultecke zukünftig am anderen Ende des Rathausplatzes, dort, wo auch das Eiscafé ist. Dafür, dass niemand unter 18 Jahren eine rote Rudolph-Nase bekommt, sollen aufmerksame Standbesitzer achten.

Holz, Näharbeiten und Schmuck

Der traditionsreiche Markt wirkt in diesem Jahr strukturierter. Die Stände sind nicht mehr so verstreut wie bunte Zuckerflocken auf einem Plätzchen, sondern nach Themenbereichen sortiert. Vor dem Weihnachtswald beziehen die Bastler ihre Position und sorgen dafür, dass der Bereich vor dem Rathausinnenhof zur besinnlichen Ecke wird. „Wir haben noch viel Handgemachtes aus Holz, Näharbeiten und Schmuck – das macht den Markt einfach aus“, freut sich Irid Johannsen. Dazu kommt noch, dass sich hinter den Ständen keine unbekannten Gesichter tummeln, sondern Heiligenhauser Institutionen und Vereine wie das Steppkeshaus oder die harten Jungs von Old Steel.

Pius Mühl schnitzt Krippenfiguren und Waldtiere

Konzentriert setzt Pius Mühl erneut die Kettensäge an. Der dröhnende Motor dreht noch einmal richtig auf. Holzspäne werden hoch in die Luft geschleudert. Mit dem PS-starken Gerät schnitzt der Schwarzwälder filigrane Figuren aus einem meterdicken Baumstamm. Zwei spitze Öhrchen und ein buschiger Schwanz verraten, dass aus dem Holz ein Eichhörnchen für den Winterwald im Rathaus-Innenhof wird. Maria und Josef sind schon fertig. „In einer Figur steckt mehr Arbeit, als viele Menschen meinen“, verrät Pius Mühl. Mehrere Stunden braucht der 19-Jährige, damit aus einem massiven Lärchenstamm ein Nagetier wird.

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Die Liebe zum Werkstoff Holz liegt bei Pius Mühl in der Familie. Der Vater besitzt ein Stück Forst, und Onkel Hannes Johannsen ist als Waldpädagoge und Förster ebenfalls an das Arbeiten mit der Motorsäge gewöhnt. Nach fünf Jahren Schnitzerfahrung weiß der Schwarzwälder, wie er die Kettensäge ansetzen muss. „Man muss sich Dinge räumlich vorstellen können. Alles andere ist reine Übungssache“, sagt Mühl. Bis die hölzerne Krippe voll ist, muss der Kettensägenkünstler allerdings noch ein paar mal nach Heiligenhaus kommen. Klappt es im kommenden Jahr mit der Polizeiausbildung, wird die Zeit jedoch knapp. Die Säge ganz verstummen lassen möchte Mühl aber nicht. Immerhin soll der Heiligenhauser Weihnachtswald noch weiter wachsen.

Auch das Bühnenprogramm zeigt sich stadtverbunden. Lokalmatadoren wie die Singing People oder der MGV Frohsinn ölen schon mal ihre Stimmen. Außerdem sind an den vier Weihnachtsmarkttagen fast alle Heiligenhauser Schulen musikalisch vertreten. Auf dem Rathausplatz kommt so gut wie kein Ton vom Band, sondern aus Heiligenhauser Kehlen.

Beim Stöbern durch das Programm fällt auf, dass es in diesem Jahr keine Weihnachtsgeschichten oder -gedichte geben wird. Jedenfalls nicht als fest eingeplanten Punkt. „Es hat sich gezeigt, dass solche langen Beitrage bei Laufpublikum eher ungünstig sind. Die Menschen bekommen davon immer nur die Hälfte mit“, so Johannsen. Am Samstagabend gibt es für alle Kurzentschlossenen die Möglichkeit, auf die Bühne zu steigen und etwas Besinnliches zum besten zu geben. Für die offene Bühne sind zwei Stunden eingeplant, für die sich verborgene Talente auch gerne vorher im Kulturbüro anmelden können. Musikalisch schließt Dirigent David de Villiers den Weihnachtsmarkt mit einem offenen Singen. Und um 18 Uhr schließt dann auch die letzte Bude ihre Holzschotten.